Schalke hat ein großes Problem: Seit Jahren schaffen es die Trainer nicht, den Schalker Profis ein einigermaßen ansehnliches, geschweige denn erfolgreiches Offensivspiel anzugewöhnen.
Das war zuletzt bei Markus Weinzierl so, das war bei Andre Breitenreiter so und das war auch bei Roberto di Matteo so. Zu ihrer Ehrenrettung darf gesagt werden, dass den drei genannten auch nur jeweils maximal eine Saison Zeit zugestanden wurde.
Domenico Tedesco ist der erste Trainer auf Schalke seit Jens Keller, dem mehr als nur eine Spielzeit zur Verfügung steht, um seine Mannschaft zu entwickeln.
Genauso wie seine Vorgänger konzentrierte sich Tedesco 2017/2018 auf eine stabile Defensive. Doch den nächsten Schritt schaffte auch Tedesco zunächst nicht: Das Offensivspiel zu verbessern.
Wie das grundsätzlich gelingen könnte, zeigte Schalke ebenfalls in der Vorbereitung – wenn auch nur in homöopathischen Dosen. Schalke versuchte immer wieder offensiv Nadelstiche zu setzen, indem sich Schalkes Offensivspieler geradezu explosionsartig von ihren Bewachern lösten, um im richtigen Moment schnell in die Räume hinter der Abwehr zu gelangen. Das erfordert Timing, also schnell schaltende Mitspieler, die ebenfalls zur richtigen Zeit den präzisen Steilpass versuchen.
Das klappte in der Vorbereitung nicht allzu häufig. Im August klammerte man sich aber an die Hoffnung, dass das in den nächsten Wochen schon noch besser werden würde. Was nicht passierte.
Ein weiterer Plan, der scheiterte: Die eigene Flexibilität in der Offensive sollte Schalke für die Gegner unberechenbarer machen. Denn schon im zweiten Bundesligaspiel gegen Hertha BSC zeigte sich, dass die Schalker Profis augenscheinlich noch nicht soweit waren, taktisch allzu flexibel zu agieren. Tedescos Analyse damals: „Wir wissen nach dem heutigen Tag auf jeden Fall, was wir können und was wir nicht können. Die Dinge, die wir können, werden wir stärken – und die Dinge, die nicht funktioniert haben, werden wir in Zukunft lassen.“ Auch das Offensivspiel mit den steilen Pässen in die Spitze klappte nicht. Tedesco: „In den kommenden Tagen und Wochen werden wir vor allem am Vertikalspiel arbeiten und zusehen, dass die Stürmer bei uns nicht verhungern.“
Wenig später musste Tedesco einräumen, dass die Mannschaft bis dahin von der ausgegebenen Taktik überfordert war. In der Folge besann sich Schalke wieder auf die Tugenden, die Königsblau in der vergangenen Saison so erfolgreich gemacht hatten: Defensive Stabilität und mentale Stärke. Schalke gewann drei mal in Folge zu null.
Laut Domenico Tedesco habe man da bereits eine offensive Weiterentwicklung erkennen können: „Ich finde, dass man schon in den letzten Auftritten vor der Länderspielpause Veränderungen gesehen hat“, so Tedesco im aktuellen Kicker. Schalke habe weniger auf zweite Bälle spekuliert, sondern mit Akteuren wie Amine Harit oder Alessandro Schöpf Spieler eingesetzt, „die links und rechts in der Raute“ die Flügelrollen einnehmen konnten.
Das Ziel sei, „den Gegner zu bewegen und bei Ballbesitz das Spiel über den 6er zu verlagern und dann über die Außen zu kommen“. Wie gut diese Spielidee funktionieren kann, zeigte Schalke beim 1:0 gegen Mainz, als die Knappen viel Alarm über die Flügel machten.
Zudem schwebt Tedesco personell eine „fixe Achse“ vor, die jede Mannschaft brauche und die alle paar Wochen wechseln kann. Den zahlreichen Rotationen zufolge hat der Cheftrainer diese Achse bisher noch nicht gefunden. Es bleibt also spannend auf Schalke. Wie immer.