Schalke – HSV: Die Analyse vor dem Traditionsduell

Am Freitag ist es soweit: Der FC Schalke 04 startet gegen den Hamburger SV in seine erste Zweitliga-Saison seit 30 Jahren. Ein Spiel, das Aufschluss darüber geben wird, ob der Neustart glücken kann oder nicht. Denn der Hamburger SV ist einer der Gradmesser der 2. Bundesliga, auch wenn der Traditionsverein in der vergangenen Saison bereits zum dritten Mal den Wiederaufstieg verpasst hat. Wir wollen im Hinblick auf das Spiel einen Blick auf den Kader des S04, die Neuaufstellung des Vereins und den Gegner werfen.

Man kann vor dem Duell gegen den Hamburger SV sicherlich vieles behaupten. Untätigkeit kann man den Verantwortlichen des FC Schalke jedoch nicht vorwerfen. Rouven Schröder der neue Manager der Königsblauen hat in seinen ersten Amtswochen bereits 15 Neuzugänge verpflichtet (davon drei aus der eigenen Jugend) und 18 Abgänge verzeichnet. Viel zu tun für den Ex-Mainzer. Schröder überzeugte die Fans dabei bisher durch stillschweigende Transfers und Vereinbarungen mit eher weniger bekannten Namen. Doch Rouven Schröders Arbeit ist noch nicht beendet. Große Wechselkandidaten wie Ozan Kabak, Amine Harit und Omar Mascarell stehen noch im Schaufenster des Revierclubs. Vor allem Kabak und Harit sollen die klammen Kassen der Knappen durch zweistellige Millionen-Ablösen füllen.

Die Handschrift der Schröder-Transfers? Ganz klar der direkte Wiederaufstieg. So hat Schröder nicht nur junge Talente aus den eigenen Reihen fest gebunden, sondern vor allem auf erfahrene Spieler gesetzt, die dem Verein JETZT helfen sollen. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang vor allem Simon Terodde, Neu-Kapitän Danny Latza und der jüngst verpflichtete Dominick Drexler, der bereits bei Köln bewiesen hat, welches Traumduo er mit Terodde darstellen kann. Alle Genannten sind Bundesliga-erfahren und über 30. Langfristige Planung sieht auf den ersten Blick anders aus, doch sind Schalke die Hände nicht nur durch die finanziellen Engpässe gebunden, sondern hat Schröder auch eine glasklare Philosophie vorgegeben: Die Spieler sollen zum S04 kommen, weil sie Bock auf den Verein haben und nicht, weil sie das große Geld riechen. Gesagt getan: Bisher konnte der S04 ein Transferplus von über 30 Millionen Euro erzielen (die McKennie-Millionen durch den Transfer zu Juventus Turin eingerechnet) und Gehaltsausgaben für die kommende Saison drastisch senken. Zudem rechnet – oder hofft – man auf Schalke mit weiteren Einnahmen aus Großtransfers mit Kabak und Harit.

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Das wird vor allem Christina Rühl-Hamers freuen. Die Finanzvorständin des S04 leitet die finanziellen Geschicke seit des Rücktritts von Peter Peters. Sie muss die Löcher in der Schalker Kasse stopfen. Die größte Gefahr, die dem Club droht, wäre ein Punktabzug zum Start in die zweite Liga. Rühl-Hamers gibt aber Entwarnung. „Einen Punktabzug werden wir verhindern“, sagte die Managerin in der letzten Woche der „Sport Bild“.

Ob der Umbau des Kaders jedoch nicht nur finanziell, sondern auch sportlich erfolgreich war, wird sich am Freitag im Härtetest gegen den HSV zeigen. Trainer Dimitrios Grammozis und Sportvorstand Peter Knäbel geben sich nach einer gelungenen Vorbereitung (2 Unentschieden, 3 Siege) selbstbewusst und auch die Spieler strahlen aus, dass sie heiß auf den Ligastart sind.

Aber auch der HSV hat im Sommer wieder einmal einen kleinen „Neustart“ gewagt. Elf Neuzugänge stehen zehn Abgängen gegenüber. Auch einen neuen Trainer haben die Hanseaten verpflichtet. Tim Walter heißt der neue Mann an der Seitenlinie der Rothosen. Mit ihm wollen die Hamburger endlich das Ziel „Aufstieg“ erreichen und zwar mit attraktivem Ballbesitz-Fußball. In der Vorbereitung scheint Tim Walter seiner Mannschaft diese Idee schon ganz gut vermittelt zu haben. Einem 1:0-Sieg gegen Wacker Innsbruck folgte ein 2:2 gegen Bundesligist FC Augsburg, ehe Anfang der Woche der dänische Erstligist Silkeborg IF mit 1:0 bezwungen werden konnte, gefolgt von einem weiteren 1:0 gegen den FC Basel.

Einer machte sich in diesen Spielen besonders unverzichtbar: Manuel Wintzheimer. Der Ex-Bochumer konnte in der Vorbereitung mit einigen Toren überzeugen. Ob er aber Terodde ersetzen kann, bleibt abzuwarten. Dennoch sollte die Schalker Abwehr den Stürmer am Freitag nicht aus dem Blick lassen. Auch im Tor ist durch den Abgang von Sven Ulreich eine Lücke entstanden. Hier fehlt der dritte Torwart noch und auch Verletzungen plagen die Hamburger zu Beginn der Saison. Gleich einige bekannte Namen hat es getroffen: Dudziak, Kittel, Mickel, Vagnoman, Ambrosius, Bates und Suhonen. Und auch Robin Meißner steht auf der Kippe. Der Hamburger ist beim Training am Mittwoch in den Rasen getreten und steht auf der Kippe für das Spiel auf Schalke. Ein Lichtblick: Mit Sonny Kittel steht ein wichtiger Kreativ-Spieler vor der Rückkehr ins Team. Ob Meißner und Kittel bereits am Freitag einsetzbar sind, bleibt abzuwarten. Dennoch wird der S04 wohl auf eine sehr gut eingestellte Mannschaft aus dem Norden treffen.

Angst und Bange muss den Schalkern vor dem Duell ganz und gar nicht sein. Auch der S04 hat in der Vorbereitung wichtige Grundlagen gelegt und sich Selbstvertrauen erspielt. Die Ausgangslage lässt auf ein spannendes Spiel hoffen. Das Ergebnis kann für beide Teams wegweisend sein.