Roberto di Matteos Optionen in der Innenverteidigung

Das Schalker Interesse an Matija Nastasic von Manchester City wirft Fragen auf. Wie plant Trainer Roberto di Matteo personell kurz- bis mittelfristig seine Innenverteidigung, mit welchem System will er wirklich spielen – und was passiert mit den „überschüssigen“ Innenverteidigern?

Matija Nastasic. Bild: John Urquhart, Creative Commons
Matija Nastasic. Bild: John Urquhart, Creative Commons

Natürlich, der 21-jährige Serbe hat zweifellos das Zeug zum Top-Verteidiger, manch einer sieht in Nastasic einen Weltklasse-Fußballer. Das Problem: momentan kommt er beim Man City nicht an Vincent Kompany und Eliaquim Mangala in der Man City-Innenverteidigung vorbei. Schlimmer noch: in dieser Saison hat Nastasic einen Stammplatz auf der Tribüne gebucht. Die tatsächliche Leistungsfähigkeit des Serben ist momentan kaum einzuschätzen.
Bei den Engländern hat der kopfballstarke Abwehrspieler offensichtlich keine Zukunft mehr und könnte für 10-13 Mio. Euro zu haben sein. Schalke wittert deshalb einmal mehr ein Schnäppchen und möchte den Serben offenbar unbedingt verpflichten. Mögliches Szenario: Nastasic könnte im Winter für die Rückrunde ausgeliehen werden und im Sommer fest verpflichtet werden.
Dabei ist S04 in der Innenverteidigung zumindest auf dem Papier bestens aufgestellt und kann gleich auf sieben (!) Innenverteidiger zurückgreifen. Dieses Überangebot macht selbst das von Di Matteo zuletzt favorisierte und erfolgreiche 3-5-2 mit drei Innenverteidigern ohne Weiteres möglich.
So richtig zufrieden erscheint der italienische Chefcoach allerdings nicht mit seinen Abwehrrecken. Mit Roman Neustädter beorderte Di Matteo einen etatmäßigen 6er in die 3er-Abwehrkette. Und auch Jan Kirchhoff, ursprünglich für den Einsatz im defensiven Mittelfeld geholt, spielt nahezu ausschließlich als zentraler Innenverteidiger.
Jan Kirchhoff. Bild: Gerd Krause Sportfotos
Jan Kirchhoff. Bild: Gerd Krause Sportfotos

Sollte Roberto di Matteo auf absehbare Zeit wieder auf ein System mit zwei Inneverteidigern wechseln, dürfte Roman Neustädter vermutlich wieder auf die 6 rücken. Und Jan Kirchhoff wird in der Rückrunde um einen neuen Vertrag spielen müssen, nachdem Schalke die Kaufoption für die Bayern-Leihgabe nicht gezogen hatte. Nicht unwahrscheinlich, dass der Ex-Mainzer zur neuen Saison nach München zurückkehren wird.
Zurück kommen könnte hingegen Kyriakos Papadopoulos. Denn mittlerweile erscheint angesichts der monatelangen Schulterverletzung des Griechen fraglich, ob Bayer Leverkusen den verletzungsanfälligen Innenverteidiger behalten will. Zweifellos mit viel Talent ausgestattet, stellt sich aber auch die Frage, ob „Papa“ auf Schalke noch einmal eine echte Chance erhält.
Im Vergleich zu Vorgänger Jens Keller setzt Di Matteo weniger auf seine Talente aus der Knappenschmiede. Nicht nur Max Meyer musste diese Erfahrung desöfteren machen. Auch Youngster Kaan Ayhan sitzt meist auf der Bank oder der Tribüne und entwickelt unter Di Matteo kaum Selbstvertrauen. Der 19-jährige Marvin Friedrich spielte bislang ausschließlich unter Jens Keller.
Felipe Santana verfügt zwar über Stärken in puncto Schnelligkeit, Zweikampfverhalten, ist im Spiel nach vorn aber limitiert. Für den Anspruch eines Roberto di Matteo dürfte der Brasilianer deshalb mittelfristig eher nicht zum Stammkader gehören.
Benedikt Höwedes. Bild: Gerd Krause Sportfotos
Benedikt Höwedes. Bild: Gerd Krause Sportfotos

Zumindest in Joel Matip hat der italienische Cheftrainer einen spielstarken Innenverteidiger von Format. Einzig die zahlreichen Verletzungen Matips – aktuell ein Fußbruch – bremsen den Nationalspieler momentan ordentlich aus: unter Roberto di Matteo konnte Matip bislang erst ganze 18 Bundesliga-Minuten spielen.
Einzig Weltmeister Benedikt Höwedes ist momentan über alle Zweifel erhaben. Zuletzt kokettierte der Kapitän allerdings immer wieder mit Aussagen, „irgendwann ins Ausland wechseln“ zu wollen. Ein Abschied von „Bene“ am Ende der Saison erscheint nicht unwahrscheinlich. Dem Vernehmen nach haben Höwedes einige englische Premier League-Teams auf dem Zettel.
Matija Nastasic könnte deshalb im Falle eines Abschieds Schalkes Kapitän zumindest anssatzweise adäquat ersetzen.
[Nastasic-Bild: John Urquhart, Wikipedia/Flickr, Creative Commons]