Fast kommt es einem vor, als wäre der 1. FC Union Berlin ein alter Hase in der Bundesliga. Zweikampfstark, abgezockt und mit vielen bekannten Gesichtern (Gentner, Subotic, Friedrich, Ujah, Malli) trotzten die Eisernen bereits im ersten Bundesligajahr Größen wie Borussia Mönchengladbach oder Borussia Dortmund. Fortuna Düsseldorf schickten die Eisernen am letzten Spieltag gar in Liga 2. Dabei fing das Märchen von der Alten Försterei durchaus turbulent an.
Bundesligaspieltag 1 der Saison 2019/2020. Der Bundesliganewcomer 1. FC Union Berlin, der Traditionsverein aus dem Osten Berlins, trifft in seinem ersten Bundesligaspiel der Vereinsgeschichte auf das Franchiseprodukt aus Leipzig. Zwar konnten die heimischen Fans in der Alten Försterei Zeugen eines beherzten Auftrittes ihrer Eisernen werden, doch auch die hoch emotionale Kulisse bewahrte sie nicht davor, unter die Räder zu kommen. Es war ein Klassenunterschied. RB Leipzig gewann mit einem deutlichen 4:0. Union war zu unbedarft und mit Hilfe von Passstafetten zu leicht auszuhebeln.
Seit dem hat sich einiges getan. Vor allem Zuhause sind die Berliner ein unangenehmer Gegner geworden und zeigen seither, dass sie zu einer gestandenen Bundesligamannschaft herangewachsen sind. Zeugnis dafür sind vor allem die letzten Ergebnisse. Zwar startete der 1. FC Union wieder mit einer Niederlage in die Saison, doch konnten sie bereits am 2. Spieltag mit dem Remis gegen die Borussia vom Niederrhein für eine kleine Überraschung sorgen. Gestärkt durch die 13 Neuzugänge um Kruse, Pohjanpalo und Knoche legten sie am letzten Spieltag nach und feierten den höchsten Bundesligasieg ihrer Geschichte. Mit 4:0 schlug der 1. FCU den FSV Mainz 05, der in 90 Minuten nicht einen Torschuss abgegeben hatte und danach seinen Trainer Achim Beierlorzer entließ. Vor allem Kruse und Pohjanpalo trugen mit ihrem Toren maßgeblich zu diesem Erfolg bei.
Ein weiterer namhafter Zugang musste jedoch noch etwas Geduld beweisen, bevor er seinen ersten Einsatz für Union absolvieren durfte. Ex-Liverpool-Keeper Loris Karius musste gegen seinen Ex-Club Mainz auf der Bank Platz nehmen, doch war auch sein Debüt für Union erfolgreich. Bei einem Testspiel in der Länderpause gegen Hannover 96 schossen die Eisernen erneut vier Tore, Loris Karius musste nur einmal hinter sich greifen. Ganz glücklich sah dieser bei dem Gegentreffer zwar nicht aus. Trainer Urs Fischer war dennoch mit ihm zufrieden. So bleibt die Position des Torhüters das einzige Fragezeichen im Team der Eisernen, denn sowohl Karius als auch Andreas Luthe machen sich Hoffnungen auf den Platz als Nummer 1.
Eins ist nach den vergangenen Spielen dennoch klar: Schalke wird am Sonntag auf einen Gegner mit breiter Brust treffen. Nichtsdestotrotz muss es für die Knappen gegen Union unbedingt ein Erfolgserlebnis geben. Denn in den vergangenen Spielen hagelte es Gegentreffer. Das wollen die Schalker am Sonntag ändern, denn trotz der abgebrühten Spielweise und der Verstärkung durch erfahrene Bundesligaprofis hat Union Schwachstellen und diese will der S04 gnadenlos ausnutzen.
Ob es dabei von Vorteil sein wird, dass das Team von Manuel Baum auf gleich zwei alte Bekannte trifft, bleibt abzuwarten. Denn auch zwei Ex-Schalker werden am Sonntag den 1. FCU nach Gelsenkirchen begleiten. Zum einen Marvin Friedrich, der einst beim FC Schalke ausgebildet wurde und mittlerweile Stammkraft in der Defensive der Unioner ist, zum anderen Cedric Teuchert, der seit Sommer zu den Eisernen zählt. Im Gegensatz zu Friedrich, sucht der Stürmer noch nach seinem Stammplatz. Zwar wurde Teuchert gegen Gladbach eingewechselt und konnte im Testspiel gegen seinen Ex-Club Hannover 96 zweimal treffen, an der spielbestimmenden Körperlichkeit von Kruse, Bülter und Pohjanpalo wird der 23-Jährige wohl nicht vorbeikommen, denn eben mit genau dieser wollen die Berliner am Sonntag auch den FC Schalke mürbe spielen.
In der Geschichte beider Vereine ist der S04 gegen Union allerdings noch ungeschlagen. Das soll aus Schalker Sicht auch so bleiben. Doch nicht nur die 13 Neuzugänge geben den Eisernen in dieser Saison ein anderes Gesicht – vielmehr wurde aus dem Newcomer Union eine gestandene Bundesliga-Mannschaft.