Julian Draxler nach Wolfsburg – Dolce VWita

Ich würde lügen, wenn ich sage, der Transfer von Julian Draxler lässt mich kalt. Denn eigentlich sollte die Erfahrung aus dem Wechsel von Manuel Neuer genug heilsamen Fanschmerz zugelassen haben, um zu verhindern, sich noch irgendwie von einer derartigen Geschichte berühren zu lassen.
Trotzdem stellt sich eine seltsame Form der Enttäuschung ein. Gemischt mit einem ausgeprägten Gefühl der Gleichgültigkeit.

Julian Draxler
Julian Draxler zieht es ins malerische Wolfsburg. Bild: Gerd Krause Sportfotos

Egal, wie die kolportierten Konstellationen nun sein mögen: Ob es der eigenständige Wunsch des Spielers ist. Ob der Berater die Fernsteuerung übernommen hat, damit ja irgendein Karriereplan (für die eigene Tasche) umgesetzt werden kann. Ob Schalke die Kohle einfach braucht zum Atmen. Ob der Spieler sich gedanklich oder charakterlich verändert hat. Ob das 1904-Volt-Umfeld einen nicht unerheblichen Teil dazu beigetragen hat. Ob der Verein immer korrekt agiert hat.
Gleichgültig, was die Konsequenz nun ist. Ob Heldt mit den Einnahmen überhaupt umgehen kann. Ob Draxler in Wolfsburg mehr Stolz und Leidenschaft verspürt.
Beurteilen, warum, weshalb, wieso kann unmöglich von Außen vorgenommen werden. Spekulation. Als Fan empfinde ich Unverständnis und ein Bewusstsein tritt ins persönliche Rampenlicht:
Ein Draxler-Wechsel nach Wolfsburg ist nur der nächste Nagel auf den Deckel meines persönlichen Fußballsarges. Der Sarg aus dem Authentizitäts-Holz mit den Scharnieren aus Identifikation und Herzglasur. Der handgefertigt wurde aus der Leidenschaft zum Spiel mit der Hoffnung, dass es entgegen der Perversität des Fußballbusiness doch noch anders zugehen kann.
Ich wünsche Julian Draxler alles Gute für seinen Werdegang und eine fantastische Zeit an den malerischen und weltberühmten Wolfsburger Stränden und dem international berühmten Dolce VWita, das sich nur in dieser Traumstadt leben lässt.
Das Fußballspiel selbst werde ich immer lieben. Das Fußballgeschäft werde ich jedoch immer mehr verachten. Traurig-schön, dass es mir mal wieder so klar vor Augen geführt wird.