Weekend hat mit seinem Track „Eine Liebe“, den er zum Schalker Trikot-Launch geschrieben hat, für den ersten positiven Move des FC Schalke 04 im Jahr 2020 gesorgt. So zumindest war das Echo einiger Medien und Fans. Unsere Redakteurin Luisa hat Christoph Wiegand aka. Weekend zu einem Exklusivinterview getroffen und mit dem in Gelsenkirchen geborenen Rapper über seine Zusammenarbeit mit dem S04 und Umbro gesprochen, aber auch sein im September erscheinendes Album „Lightwolf“ war Thema.
Weekend, du hast ja nicht nur einen Song für Schalke geschrieben, sondern kommst auch aus Gelsenkirchen. Was sind die ersten Dinge, die dir in den Sinn kommen, wenn du an die Ruhrgebietsstadt denkst?
Wenn ich an Gelsenkirchen und das Ruhrgebiet denke, dann denke ich vor allem an meine Heimat: Meine Familie, meine Freunde, besonders da ich seit 5 Jahren in Stuttgart wohne. Es ist schon ein wenig Heimweh, doch weniger zu den Orten in der Stadt, als zu dem Schlag von Menschen, dieser Schlag von Ruhrpott Menschen. Es wird ausgesprochen was man denkt, die Menschen sind offen und nicht so zimperlich. Das ist in meiner jetzigen Heimat Stuttgart schon ganz anders.
Auf deinem Album „Lightwolf“ ist das Heimweh, von dem du grade gesprochen hast, das zentrale Thema in dem Track „0209“. Auch in „Eine Liebe“ wird sehr deutlich wie verbunden du mit Gelsenkirchen bist. Kam es deshalb zu der Zusammenarbeit mit Schalke?
Also da muss ich sagen, dass es ganz klar die Initiative von Umbro und Schalke war, die auf mich zugekommen sind und mich gefragt haben, ob ich mir vorstellen könnte, beim Trikot-Launch mitzuarbeiten. Da gab es dann auch keinen langen Entscheidungsfindungsprozess mehr. Ich wollte das unbedingt machen, denn vor ein paar Jahren platzte eine Kooperation mit dem S04 aus terminlichen Gründen. Als Fan, der ich seit klein auf bin, will man das natürlich unbedingt nachholen, auch weil das Thema „Schalke“ in meiner Musik bisher nicht so krass stattgefunden hat.
Diese Saison habe ich mir zum Beispiel jedes einzelne Spiel angeguckt. Das habe ich vorher zeitlich nie geschafft. Es war vielleicht das falsche Jahr, um diesen Punkt auf meiner Bucketlist abzustreichen, aber es war eben eine Herzensangelegenheit von mir das zu machen. Genauso ist der Song eine Herzensangelegenheit. Es passte einfach alles zusammen. Zumal das Album zum Zeitpunkt der „Eine Liebe“-Anfrage schon fertig und der Song „0209“ bereits auf der Platte war. So fangen die beiden Songs bewusst gleich an, da kann niemand sagen, dass ich das, was ich in „Eine Liebe“ thematisiere, nicht wirklich so fühle. Ich konnte mich selbst samplen aus einem Song, der noch nicht veröffentlicht ist.
Warum hat es „Eine Liebe“ dann nicht auf dein Album geschafft?
Das Projekt war eher ein Special zu meinem Album. Das Album war zum einen schon fertig, deswegen gab es die Option gar nicht, aber ich hätte wohl nicht damit geliebäugelt. Schalke ist ein spezielles Thema, das in Gelsenkirchen und der Schalke-Community gut ankommt und vielleicht mehr Aufmerksamkeit bekommt als meine Platte, aber ich glaube, dass meine Fans, die mein Album hören, auch weil sie mich aus der Vergangenheit kennen, eher etwas anderes erwarten, dann wäre ein Song über Schalke zu speziell. Nicht alle meine Fans sind Schalker und die sollten selbst entscheiden können, ob sie sich den Song anhören wollen. Das sage ich auch jetzt, wo ich viele Nachrichten bekommen habe in Form von „Selbst ich als Dortmunder, selbst ich als Frankfurter etc. kann mir das anhören“ und sie die Emotionen in Bezug auf einen anderen Verein verstehen können. Ich will mich nicht auf einen Kreuzzug begeben und Leute von Schalke überzeugen. Der Song ist für Schalker und soll auch nur für Schalke-Fans sein.
Welche inhaltliche Message wolltest du den Schalkern mit dem Song mitteilen?
Also es gab zwei Vorgaben von Umbro und Schalke 04 und das waren die beiden Themen: Heimat und Tradition. Das sind aber eben exakt die beiden Themen, die ich meiner Meinung nach sowieso nicht auslassen kann, wenn ich einen Song über Schalke schreiben will. Ansonsten war ich komplett frei in meinem Schaffen und war da auch wirklich froh drüber. Die Angst, dass ich zu stark vom Verein aus reglementiert werde, die hatte ich am Anfang natürlich, aber Schalke war da sehr mutig. Meine beiden Ansätze für den Text waren da zum einen Heimat: Die Strukturschwäche der Stadt, das Bindeglied Schalke, welches es zwischen den Menschen gibt, aber auch die Gründe dafür, warum die Dynamik bei Schalke so intensiv ist. Denn das liegt ganz klar auch an der Mentalität der Menschen in Gelsenkirchen. Das ist ja kein Zufall, dass gerade in Gelsenkirchen eine so innige Fangemeinde entstanden ist. Ich wollte erklären, warum Schalke meiner Meinung nach der beste Fußballverein ist.
Zum anderen wollte ich aber vor allem auch die linke Fanszene hervorheben, denn wenn Menschen mich fragen, was meinen Verein ausmacht, dann ist meine Antwort eben, dass sich die Fanszene von Schalke gegen rechts positioniert. Darin finde ich mich einfach zu 100% wieder und darauf bin ich auch stolz. Und die letzte Message des Songs war, dass der S04 ein Stehauf-Männchen ist. Denn egal wie scheiße die Saison war, im Sommer wird sich geschüttelt und dann heißt es mit einem leichten Schmunzeln: „Egal, wir werden Meister!“ Wir Schalke-Fans können Scheiße fressen. Zumindest bin ich trotz aller Vorfälle noch nicht entmutigt.
In deinem Song sprichst du nicht nur vergangene Erfolge an, sondern auch aktuelle Geschehnisse wie das 4:4 in Dortmund, die Corona-Pandemie oder die rassistischen Vorfälle. Vor allem beim Thema Rassismus sorgten Clemens Tönnies und der Verein für viel negative Presse, die berechtigt war, aber auch die Entlassungen der Fahrer oder die finanzielle Aufstellung des Clubs sorgten für Furore. Gab es für dich einen Punkt an dem du dich gefragt hast, ob du das Projekt abbrechen sollst?
Es war zum Glück so, dass während des Projekts schnell die Entscheidung kam, dass Clemens Tönnies gehen muss. Aber ich habe das eben auch getrennt gesehen und wollte das Projekt nicht nur aufgrund des jetzigen Ist-Zustands beenden, sondern es war und ist einfach ein Herzensprojekt, das auf meiner Bucketlist stand. Dennoch habe ich mir natürlich Gedanken zu der Lage gemacht und auch viel mit Freunden darüber gesprochen, wie es nun weitergeht. Ich hatte aber irgendwann das Gefühl, dass Schalke überhaupt nichts mehr richtig machen konnte. In vielen Bundesligavereinen gab es Entlassungen, aber dass das auf Schalke so für Empörung sorgte, war dem geschuldet, dass der Verein einfach in einem Teufelskreis gefangen war. Und da hatte ich schon Angst, mit reingezogen zu werden. Zum Glück ist es anders gekommen und durch die Zusammenarbeit hat sich in mir vielleicht auch so ein Beschützerinstinkt entwickelt. Ich habe keinen Bock auf diese Shitstormgeschichten, weder damals als normaler Fan noch jetzt als Partner von Schalke. Und so geht es auch der Schalker Fanszene, die zum Glück laut ist und ihre Meinung kund tut. Die Fans haben zum Beispiel auch einen riesigen Anteil daran, dass Clemens Tönnies gehen musste, denn die begangenen Fehler waren nicht mehr zu kitten.
An den Reaktionen der Fans auf deinen Song, kann man sehen, dass sie dankbar dafür sind, dass du deutlich machst, dass die Vereinsführung nicht gleich die Vereinsmitglieder ist. Kannst du dir vorstellen noch einmal einen Song über Schalke zu machen und dann vielleicht sogar mit allen bekannten Schalker Rappern zusammen?
Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich nochmal einen Song über Schalke rausbringe. Gerade mit Pillath, den ich noch aus der Jugend kenne, könnte ich mir eine Zusammenarbeit gut vorstellen und da wäre natürlich Schalke das Thema, das uns beide verbindet. Ansonsten gehen Pillath und ich natürlich thematisch weit auseinander.
Zwar ist so ein Projekt zu diesem Zeitpunkt kein Thema, da ich meine Gedanken über den Verein gerade erst aufgeschrieben habe, aber das kann sich auch wieder ändern. Allerdings möchte ich nicht der Schalke-Rapper oder Fußballrapper werden und ganze Alben zu dem Thema schreiben. Dafür ist das Thema Fußball zu selbsterklärend. Es darf Teil meiner Karriere sein und das Projekt mit Schalke soll es auch, aber ich hatte eben auch schon eine Karriere vor „Eine Liebe“ und das ist auch gut so.
Auch wenn in kommender Zeit kein neuer Schalke-Track geplant ist, so müssen die Weekend-Fans nicht wieder drei Jahre auf neue Musik des gebürtigen Gelsenkircheners warten. Im Gespräch hat er uns verraten, dass nach dem Release von „Lightwolf“ am 11.09.20, weitere musikalische Projekte geplant sind. „Ich sprudele grade vor Ideen und am liebsten würde ich direkt morgen ins Studio gehen und weiterarbeiten, deswegen könnt ihr euch sicher sein, dass bald neue Projekte erscheinen.“, so Weekend im Gespräch mit der Redaktion.
Wir freuen uns drauf!