Selten war die Favoritenrolle in einem Revierderby so klar zugunsten des FC Schalke 04 verteilt. Während der BVB nicht nur aus der Champions League ausschied und in der Bundesliga seit fünf Spielen, davon vier Niederlagen, ohne Sieg ist, läuft es beim S04: In den letzten sechs Spielen gab es nur zwei Unentschieden bei vier Siegen. Das Problem: Das Derby hat seine eigenen Gesetze.
Während Schalkes Trainer Domenico Tedesco aktuell ziemlich gehyped wird, steht Dortmunds Trainer Peter Bosz beim großen Rivalen vor dem Aus. Der Niederländer, der mit seinem Holland-typischen, offensiven 4-3-3 zuletzt Niederlage um Niederlage einstecken musste, trifft ausgerechnet auf Domenico Tedesco, der auf eine bombensichere Abwehr setzt. Und den FC Schalke bis auf Platz zwei führte.
Doch bei aller Euphorie um den Schalker Höhenflug auf der einen und der Dortmunder Schwarzmalerei auf der anderen Seite bedarf es einer differenzierten Betrachtungsweise. Die an dieser Stelle Schalkes Cheftrainer höchstselbst übernimmt. Er empfinde die Wahrnehmung der aktuellen Situation in Dortmund „ein bißchen übertrieben“. Tedesco: „Vor sechs Wochen hat man sich noch gefragt, ‚wie will man Borussia Dortmund stoppen‘. Es ist eine Mannschaft mit viel Qualität, mit großartigen Spielern.“ Und weiter: „Die Thematik, dass in Dortmund eine Krise herrscht, sehen wir nicht. Wenn wir uns die Spiele der Dortmunder ansehen, sehen wir, dass sie über weite Phasen gut, stabil spielen“.
Und bei seiner eigenen Mannschaft sieht Tedesco auch noch erheblichen Verbesserungsbedarf. Nach dem 2:0 zuhause gegen Hamburg hatte Schalkes Cheftrainer erneut auch einige Baustellen ausgemacht: So kreidete er seinen Mannen eine gewisse Abschlusschwäche an. „Wir haben heute auch einige Konter nicht gut gespielt. Daran müssen wir arbeiten“, so Tedesco.
Ein Schalker Sieg in Dortmund ist deshalb alles andere als ein Selbstläufer. Im Gegenteil: Gegen den BVB will Tedesco mit „ganz viel Arbeit und Akribie“ zum Erfolg kommen – wie zuletzt gegen mehr oder weniger biederen Bundesliga-Durchschnitt wie den HSV und den SC Freiburg. „Wir bereiten uns auf diese Partie genauso fokussiert vor wie auf jedes andere Spiel“, so Tedesco.
Die verschiedenen Spielsysteme seien dabei gar nicht so wenig. „Wir dürfen die Kompaktheit nie verlieren, wollen viel laufen und haben gewisse Ideen, wie wir im Ballbesitz agieren möchten. Ganz sicher dürfen wir aufgrund von Tabellenkonstellationen oder Stimmungen auf den Rängen nicht meinen, dass wir übermütig werden können“, warnt Tedesco. Sein Team müsse mit einer gewissen „emotionalen Intelligenz“ auftreten.
Vertrauen kann er dabei auf Mittelfeldmotor Leon Goretzka. „Er hat komplett trainiert. In den Spielformen war Leon allerdings neutraler Spieler und eher weniger in Defensivzweikämpfe verwickelt. In den Einheiten bis zum Derby werden wir die Belastung weiter steigern und schauen, wie er die Intensität verkraftet. Wenn alles gut geht, ist Leon sicherlich eine Option“. Fehlen werden hingenen Nabil Bentaleb und Pablo Insua.
So könnte Schalke spielen:
Fährmann – Kehrer, Naldo, Stambouli – Oczipka, Meyer, Goretzka, McKennie, Caligiuri – Burgstaller, Di Santi