Gladbach-Towart Yann Sommer scheint für taktische Finessen einfach kein Faible zu haben. Maßlos enttäuscht über das 0:1 gegen Schalke war der Schweizer offensichtlich auch. “Sie haben die Bälle nur weggehauen. Es ist schwer, wenn eine Mannschaft so defensiv steht”.
Immerhin mit seinem zweiten Satz zur Einschätzung der 1:0-Niederlage seiner Mannschaft hatte der Tormann recht. Was in den Medien als „Schalker Beton“ oder „Königsblauer Catenaccio“ bezeichnet wurde, war eine taktische Meisterleistung. Während Schalkes Defensive im Umschaltverhalten unter Jens Keller oft wie ein Hühnerhaufen wirkte, spielt S04 seit Roberto di Matteo – und spätestens seit der Umstellung vom 4-2-3-1 in ein 5-3-2 – taktisch hinten clever und extrem diszipliniert. In den letzten neun Spielen kassierte Schalke in der Liga lediglich sieben Gegentreffer.
Nach dem frühen 1:0 in der 10. Spielminute durch Tranquillo Barnetta, der nach einem individuellen Raffael-Fehler perfekt von Kevin-Prince Boateng in Szene gesetzt wurde, konnte Schalke seine ganze defensive Klasse ausspielen. Borussia Mönchengladbach musste nach dem Gegentreffer kommen, musste das Spiel machen.
In der Folge kontrollierten die Tabellennachbarn aus Mönchengladbach tatsächlich das Spiel. Und zwar immerhin auf dem Papier – 69% Ballbesitz sprechen eine deutliche Sprache. Einzig: sie waren nicht in der Lage, etwas aus dieser Überlegenheit zu machen. Was daran liegen könnte, dass es sich eben um eine sehr theoretische Überlegenheit handelte.
In einem Spiel, in dem Atsuto Uchida und Eric Maxim Choupo-Moting etwas schwach wirkten, beeindruckte Schalke mit einem geradezu bemerkenswerten Defensivfußball. Selten war Catenaccio so schön anzusehen – zumindest wenn man den Reaktionen der 62.000 größtenteils begeisterten Zuschauer in der Veltins-Arena Glauben schenken darf.
Und Gladbach? Nun, wenn man ein Fußballspiel 80 Minuten lang „kontrolliert“ und nur einen Schuss aufs Tor bringt, darf man sich nicht wundern, wenn man verliert. Oder um es mit den Worten von Gladbachs Granit Xhaka zu sagen: „Die verteidigen mit acht Mann, stellen fast einen Bus vor das Tor. Es ist schwer, da vorbei zu kommen.“ Stimmt.
Roberto di Matteo scheint sein erstes Zwischenziel erreicht zu haben: seine Mannschaft spielt mittlerweile aus einer kostant stabilen Defensive heraus und lässt wenig zu. Sieben Punkte in den ersten drei Spielen der Rückrunde sind einfach stark. Wenn es der Italiener in den nächsten Wochen und Monaten auch noch schaffen sollte, die Offensive zu verbessern, dann dürfte ein Champions League-Platz am Ende der Saison kein Problem zu sein. Immerhin dürften demnächst wichtige Offensivspieler wie Leon Goretzka und Julian Draxler, vermutlich sogar Jefferson Farfan zurückkehren…