Gazprom für Schmähpreis nominiert

Es ist eine unrühmliche Nominierung: Der Schalker Hauptsponsor Gazprom ist einer der Kandidaten für den Schweizer „Public Eye Award“ für verantwortungslose Unternehmen – und das schon zum zweiten Mal in diesem Jahr.

Der russische Energieriese und Schalke-Hauptsponsor Gazprom hat in diesem Jahr bereits den Schmähpreis „Public Eye Award“ erhalten. Der Grund: Pläne des Konzerns, in der Arktis nach Öl zu bohren. Nun ist Gazprom erneut nominiert – diesmal für den „Public Eye Lifetime Award“. Die Träger des Preises, Greenpeace Schweiz und die Organisation „Erklärung von Bern“, nennen den Award eine „Auszeichnung für herausragende Verantwortungslosigkeit“.

Gazprom: immer wieder in der Kritik - aber wichtiger Partner für Schalke 04
Gazprom: immer wieder in der Kritik – aber wichtiger Partner für Schalke 04

Gazproms Konkurrenten um den wenig schmeichelhaften Preis sind fünf weitere Unternehmen aus der sogenannten „Hall of Shame“, die den Preis schon einmal erhalten hatten: Chevron, Dow Chemical, Glencore, Goldman Sachs und Walmart stehen im Online-Voting ebenfalls zur Wahl. Die Konzerne finden sich aufgrund unterschiedlicher Vorwürfe auf der Nominiertenliste.

Zu Gazproms Öl-Plänen in der Arktis heißt es, unabhängige Studien hätten bestätigt, dass noch keine umfassende Methode existiere, um in Meereis ausgelaufenes Öl zu beseitigen. „Dennoch setzte Gazprom ihre Bohrpläne fort und weigerte sich sogar, den firmeneigenen Notfallplan im Falle eines Öllecks öffentlich zu machen“, ist auf der Website des Awards zu lesen. „Und dies, obwohl das gefährdete Gebiet enorm groß ist und ausgelaufenes Öl schwerwiegende Konsequenzen für die indigenen Gemeinschaften, die lokale Tierwelt und die gesamte Arktis hätte.“

Es ist nicht das erste Mal, dass Gazprom in der Kritik steht, und die Arktis ist nicht der einzige Grund. Besonders die Rolle des Konzerns in der russichen Politik gibt immer wieder zu reden. „Gazproms Gas setzt die russische Regierung gerne als Druckmittel ein, in dem Unternehmen wimmelt es von Putins Helfern“, schrieb etwa „Die Zeit“ im August 2014 und kritisierte: „Eigentlich müsste auf Schalke über den Hauptsponsor, Russlands Staatskonzern Gazprom, diskutiert werden. Eigentlich.“

Rund 15 Millionen Euro Sponsoring

Gazprom ist seit 2007 Schalkes Hauptsponsor. 2012 hat der Verein einen verlängerten Vertrag zu verbesserten Konditionen bis 2017 mit dem russischen Konzern abgeschlossen. „Mit geschätzt 15 Millionen Euro Sponsoring in der Spielzeit 2013/14 stellte Gazprom einen beträchtlichen Teil der gesamten Werbeeinnahmen des Klubs von 63,9 Millionen Euro“, schrieb das „Handelsblatt“ ebenfalls im August. Zum Gesamtumsatz von 206,8 Millionen trage der Sponsor mindestens 14 Prozent bei.

„Der Verein hat in den vergangenen Jahren von der Partnerschaft finanziell stark profitiert und auch Gazprom spürt laut eigener Marktforschung einen positiven Sponsoringeffekt“, sagte der Braunschweiger Sponsoringforscher Jan Dreisbach der Zeitung nach einer Studie. „Beide Akteure müssen sich bewusst sein, dass der Imagetransfer wechselseitig verläuft“, so Dreisbach weiter. „Sowohl Verein als auch Unternehmen können vom Image des Partners profitieren – oder negative Effekte zu spüren bekommen.“