Endlich geht es wieder bergauf. So zumindest scheint es nach der engagierten und couragierten Leistung gegen die spielerisch überlegene Elf aus Leverkusen.
Das 1:1-Unentschieden hätten wohl die meisten Schalker vor der Partie direkt unterschrieben, denn Cheftrainer David Wagner startete mit der jüngsten Elf seit vier Jahren. Zugegebenermaßen war diese Entscheidung nicht ganz freiwillig gefallen. Der Cheftrainer des S04 musste gleich auf zehn Leistungsträger verzichten. Doch auch der erfahrene Gregoritsch musste auf der Bank Platz nehmen. Für ihn startete Kutucu, der von seinem Bann erlöst wurde und zum ersten Mal in dieser Saison von Beginn an ran durfte. Zwar kam Ahmed Kutucu schon in den ersten Minuten zu einer Großchance, doch der Gelsenkirchener verpasste knapp. Sichtlich verärgert darüber, erhöhte der Stürmer in den darauffolgenden Minuten den Druck auf die Leverkusener Verteidiger. Wagner hatte in der laufenden Saison immer wieder auf Kutucus Pressingschwäche hingewiesen.
Doch neben Kutucu überraschte Wagner mit weiteren Personalien. Schon im Vorfeld hatte der Deutsch-Amerikaner betont wie wichtig die Knappenschmiede-Spieler jetzt für die Mannschaft seien und dass alle Talente, die seit einigen Monaten mit den Profis trainieren, zum Zug kommen könnten. Und so kam es auch – fast. Lediglich Malik Thiaw kam am vergangenen Sonntag nicht zu Einsatzzeit.
Can Bozdogan, Kapitän der U-19 durfte bei seinem Bundesliga-Debüt sogar von Beginn an ran. Bozdogan, der mit Daniel Caligiuri abwechselnd die Außenbahnen bespielte, machte besonders auf sich aufmerksam. So schaffte er es ein ums andere Mal seine erfahrenen Gegenspieler auszuspielen und schnelle Bälle in die Spitze auf Kutucu durchzustecken. Diesen fehlten dann aber die letzte Genauigkeit.
Neben den Start-Elf-Debütanten überzeugte vor allem McKennie. Der 21-Jährige arrivierte in diesem Spiel zum Führungsspieler und trumpfte mit seiner wohl besten Saisonleistung auf. Der Amerikaner zählte bereits zu den erfahrensten Spielern des Schalker Kaders und das merkte man ihm an. McKennie hatte auch in der Vergangenheit vor Verantwortung nicht zurück geschreckt. Auf ihn wird Wagner auch über die Saison heraus verlassen können.
In Halbzeit zwei wurde das Schalker Aufgebot noch einmal verjüngt. Mit der Einwechslung von Levent Mercan, Timo Becker und Jonas Hofmann, der sein Bundesligadebüt machte, brachte der Schalker Cheftrainer Spieler, die hungrig waren und sich in jeden Zweikampf stürzten. Das war das erfolgreiche Rezept des Sonntagabend. Die Fans, aber auch die Ersatzspieler auf der Bank merkten die Mentalitätsveränderung, nicht nur am deutlich gesteigerten Zweikampfverhalten, sondern auch am wiedererwachten Willen des Malocher Clubs. So schrie der einzige „Ultra“, der in die Arena durfte, Benjamin Stambouli, seine Kollegen 90 Minuten nach vorn und auch in den sozialen Netzwerken zeigten sich die Fans anerkennend.
Überraschend war, dass Timo Becker bei seinem bereits siebten Einsatz für Can Bozdogan eingewechselt wurde. Denn der Innenverteidiger verstärkte nicht die Innenverteidigung um Kabak und Ozcipka, sondern spielte fortan auf der linken Seite. Dort spielte er sehr konstant und sorgte für Aufsehen als er in der 90. + sechs mit einem tiefen Lauf in die Leverkusener Hälfte zu einer punktgenauen Flanke auf Michael Gregoritsch ansetzte. Der Österreicher scheiterte dann jedoch knapp an Lucas Hradecky. Der Leverkusener Torwart, der als einer der Routiniers in der Liga gilt, machte am Sonntagabend nicht den besten Eindruck, doch hielt er das Unentschieden in dieser Situation für die Leverkusener fest.
Völlig ausgelaugt und etwas niedergeschlagen fand man die Schalker nach Schlusspfiff auf dem Rasen liegend wieder. Gerne hätte sich die jüngste Schalker Mannschaft seit gut vier Jahren mit dem ersten Sieg nach zwölf Spielen belohnt, doch die Punkteteilung war dem Spiel angemessen.
David Wagner zeigte sich im Anschluss an das Spiel zufrieden: „Die Jungs haben das gezeigt, was wir von Ihnen erwarten, zu fighten.“ Das wünschen sich wohl auch die Fans für die kommenden Spiele. Schalke ist auf die Leistung ihrer Talente angewiesen, vor allem falls die europäischen Plätze – wonach es aussieht – wirklich verpasst werden sollten.
Doch erst einmal bauen die Schalker ihren Negativrekord weiter aus. Wenn die jungen Wilden am Mittwoch gegen Frankfurt wieder so zweikampfstark aufspielen, dann könnte doch auch diese Serie endlich reißen. Allerdings wird David Wagner dann auf den nächsten Leistungsträger verzichten müssen. Daniel Caligiuri wird Gelb-gesperrt fehlen.