04 Sieglos-Serien: Diese Teams teilten Schalkes Erlebnisse

Seit saisonübergreifend 21 Spielen wartet der FC Schalke 04 auf einen Sieg in der Fußball-Bundesliga. Sollte es gegen den VfB Stuttgart wieder nicht zu drei Zählern reichen, würden die Knappen den zweiten Platz dieser unrühmlichen Statistik für sich beanspruchen. Doch ist ein schlichtes Ende der Serie Hoffnung genug?

Mit etwas Ironie könnte man sagen, Schalke ist derzeit Rekordjäger. Leider sind diese Rekorde nicht besonders rühmlich. Vor dem S04 mussten auch einige andere Vereine eine lange Durststrecke zurücklegen. Doch beendet das schlichte Beenden der Serie alle Schalker Sorgen? Wir blicken auf die 04 Plätze der längsten Sieglos-Serien der Bundesliga-Geschichte – mit Hoffnung auf Hoffnung.

Platz 04 – Mit Schalke aus der Krise

Als die Saison 1977/1978 in die zweite Hälfte startete, steckte der 1.FC Saarbrücken tief im Abstiegskampf. Als 14. der Tabelle ging es Anfang Januar ins Wilhelm-Koch-Stadion zum FC St.Pauli. Ein Schlüsselspiel für die Saarbrücker, die gerade einmal vier Zähler Vorsprung auf die Hamburger hatten. Das Ziel lautete also: Boden gutmachen und möglicherweise sogar die Bayern in der Tabelle überholen, die lediglich einen Rang über den Saarländern standen. Mit 3:1 setzten sich die Schwarz-Blauen schließlich gegen Walter Frosch und Co. durch. Doch was kaum einer ahnte: Damit startete eine der längsten Sieglos-Serien in der Bundesliga-Geschichte.

Bis zum Saisonende gewannen die Saarbrücker kein einziges Spiel mehr, was den Abstieg bedeutete. Doch damit nicht genug. Es folgte sogar der Absturz in die Drittklassigkeit, ehe der Club 1985 wieder zur Elite des deutschen Fußballs zählen durfte. Wider erwarten fing Spielzeit so an, wie sie 1978 endete – bis es am 7. Spieltag zuhause gegen den FC Schalke 04 ging. Drei Mal konterten die Saarländer einen Ausgleich der Schalker und gewannen mit 3:2. Nach 19 Spielen ohne Sieg hieß es also: Serie beendet.

Allerdings währte die Freude auch hier nur kurz. Kaum zurückgekehrt, mussten sie wieder den Gang in die 2. Liga antreten.

Platz 3 – Auch der Club musste durch

Auch die Freunde aus dem Frankenland mussten eine solche Serie durchstehen. In der Saison 2018/2019 stand es um die beiden befreundeten Clubs nicht gut. Sowohl der FCN als auch der S04 kämpften um den Klassenerhalt.
Obwohl es für den Club bis zum 7. Spieltag alles andere als schlecht lief. Mit einem 3:0 gegen Fortuna Düsseldorf im Rücken traten sie am 10. Spieltag bei RB Leipzig an. Doch statt einen Achtungserfolg einzufahren, versetzten die Leipziger dem Club eine empfindliche 0:6-Niederlage, mit der eine Horror-Serie startete.

Bis kurz vor Saisonende war das 3:0 gegen Düsseldorf der letzte Sieg in der Bundesliga. Erst am 27. Spieltag durfte Boris Schommers durch ein 3:0 gegen den FC Augsburg seinen ersten Sieg als neuer Trainer des Clubs feiern. Ein kurzer Hoffnungsschimmer im Abstiegskampf, der jedoch prompt verblassen sollte.

Zwar konnten sie die Serie beenden, es folgten aber weitere sieglose Partien, wodurch der Club von der 1. Bundesliga erstmal Abschied nehmen musste.

Platz 2 – Drei Teams teilen sich (noch) mit Schalke das Schicksal

Nur ein Jahr nach Saarbrückens Serie startete Blau-Weiß 90 Berlin eine Weitere. Gerade aufgestiegen war das Team, bei dem der spätere Schalker Holger Gehrke spielte, heillos überfordert. Gerade einmal drei Spiele konnten die Hauptstädter in dieser Spielzeit gewinnen. Zwischen dem dritten und 26. Spieltag lagen 21 Spiele, in denen kein Sieg eingefahren werden konnte. Erst gegen Eintracht Frankfurt endete durch ein 3:1-Auswärtssieg diese Serie.

Doch wie bei Saarbrücken und Nürnberg hieß am Ende das Urteil: Abstieg in die zweite Liga. Zwar sollten die mit 10 Millionen Mark verschuldeten Berliner nochmal um eine Rückkehr ins Oberhaus kämpfen, verpassten diese jedoch im Endspurt. Nach dem Konkurs und der Auflösung wurde 1992 der Nachfolger SV Blau Weiß Berlin gegründet. Seit 2015 spielen sie wieder unter dem bisherigen Namen.

1994/1995 war es Dynamo Dresden, das auf den Spuren Blau-Weiß 90 Berlins wandelte – zumindest bis der Gegner wieder Schalke 04 hieß. Nach drei Spielen, in denen Dynamo ungeschlagen blieb, ging es am 10. Spieltag zur Eintracht aus Frankfurt. Sie verloren diese Partie, wie so viele in dieser Saison. 21 Spiele blieben sie ohne Sieg, bis sie abgeschlagen als Tabellenletzter am 31. Spieltag auf Jörg Bergers Schalker trafen. 10 Minuten genügten dem Team um Jens Jeremies, diese Partie für sich zu entscheiden. Der letzte Sieg Dresdens in dieser Saison, denn auch hier hieß das abschließende Urteil: Abstieg. Allerdings nicht nur aufgrund der sportlichen Leistung. Wegen Schulden in Höhe von 10 Millionen DM wurde dem Club die Lizenz zur 2. Bundesliga verweigert. Somit musste Dynamo sogar in die 3. Liga zwangsabsteigen.

Unter dem Eurofighter Marco Kurz ging es für den 1.FC Kaiserslautern 2011/2012 in das „verflixte zweite Jahr“. Überraschend belegten die Pfälzer ein Jahr zuvor den siebten Rang, mussten aber in der darauffolgenden Spielzeit um die Klasse kämpfen.
Wie die Dresdner setzte der FCK im Oktober zu einer Serie siegloser Partien an, sodass am Ende der Saison lediglich vier Siege zu Buche standen. Drei davon gelangen zum Saisonstart – einer sogar auf Schalke. Danach mussten die Pfälzer ebenfalls 21 sieglose Spiele durchstehen. Zwei Spieltage vor Schluss trafen sie dann 18. auf den 17. – Hertha BSC Berlin. Mit 2:1 setzten sich die Lauterer zwar durch, konnten aber auch hier den Abstieg nicht abwenden. Es sollte bis heute das letzte Bundesligajahr gewesen sein.

Platz 1 – SV Tasmania Berlin

Noch länger musste nur die SV Tasmania Berlin warten. Eigentlich gut in die Saison 1965/1966 gestartet, blieben die Hauptstädter fast die komplette Spielzeit über ohne einen Sieg. Zwar schlugen sie zum Start den Karlsruher SC mit 2:0, mussten aber schon am darauffolgenden Spieltag mit 0:5 bei Borussia Mönchengladbach eine von vielen herben Niederlagen einstecken.

Erst am 33. Spieltag gelang den Berlinern der bis heute letzte Sieg in der Bundesliga. 2:1 hieß es zuhause gegen Borussia Neunkirchen. Doch dies sollte nicht der einzige Rekord sein, den der Club in dieser Spielzeit aufstellte.

Bis heute ist Tasmania mit 15 Toren, 108 Gegentoren sowie gerade einmal acht Zählern Letzter der ewigen Bundesliga-Tabelle, inklusive schlechtester Saisonbilanz, zu der sich die wenigsten Siege (zwei) und meisten Niederlagen (28) gesellen. Zudem setzte es gegen den Meidericher SV am 26. März durch ein 0:9 die höchste Heimniederlage der Bundesliga-Geschichte.

Den ersten Bundesliga-Sieg verfolgten noch rund 80.000 Zuschauer im Sportpark Neukölln. Allerdings nahm die Anzahl des Publikums kontinuierlich ab. Bis sie am 15. Januar 1996 mit 827 Zuschauern (gegen Borussia Mönchengladbach) den Tiefstand erreichte und für einen Rekord sorgte: Dem Bundesliga-Spiel mit den wenigsten Zuschauern.

1973 musste der Verein schließlich Insolvenz anmelden, nachdem er sich übernommen hatte, ehe der SV Tasmania 73 Neukölln als Nachfolger gegründet wurde. Seit 2011 heißt der Club wieder Tasmania Berlin – in Anlehnung an dessen Wurzeln.

Hoffnung durch Beenden der Serie?

Mit Blick auf diese Serien wird klar: Ein schlichtes Beenden löst nicht zwingend das Schalker Problem. Zwar sprach Manuel Baum davon, dass es endlich ein Erlebnis bräuchte, wodurch der Knoten platze. Zweifelsohne könnten ein Sieg und ein Beenden der Serie ein solches Erlebnis sein, doch die Vergangenheit zeigte, es kann umgehend wieder in die andere Richtung gehen.

Das heißt auch bei einem möglichen Sieg gegen den VfB Stuttgart darf keine Selbstverständlichkeit einkehren, dass es nun von alleine liefe.