Mit Hoffenheim kommt am Samstagabend der Bundesligist in die Veltins-Arena, der Schalke wohl am ähnlichsten ist. Nicht nur in Saison- und Formtabelle stehen die Teams dicht beieinander, auch taktisch lassen sich einige Parallelen zwischen den Trainern finden. Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten können wir erwarten?
In der Hinrunde wurde viel darüber gesprochen, dass Nagelsmann und Tedesco gemeinsam ihren Trainerschein absolvierten und eine gemeinsame Zeit in Hoffenheim verbrachten. Damals sagte Tedesco: „Das Duell heißt nicht Nagelsmann gegen Tedesco, sondern Hoffenheim gegen Schalke.“
Auf der Pressekonferenz nannte Nagelsmann den hohen Fokus auf Vertikalität als Schalkes Grundeinstellung. Wie an anderer Stelle schon besprochen ist damit gemeint, dass die Knappen sehr zügig und geradlinig den Weg nach vorne und somit zum Abschluss suchen. Gerade zu Beginn der Saison lag der offensive Fokus fast ausschließlich darauf. Zum Ende der Hinrunde begann Tedesco ein etwas ruhigeres Ballbesitzspiel zu etablieren, die hohe Vertikalität blieb dennoch erhalten. Denkt man diesen Weg weiter, so landet man ungefähr bei dem Spielstil von Hoffenheim.
Auch Nagelsmann legt hohen Wert auf schnörkelloses Vertikalspiel. Jedoch ist dieses nicht ganz so stark ausgeprägt wie auf Schalke, die Mannschaft steht generell etwas offensiver und lässt den Ball nicht nur, wie Schalke, in den Defensivreihen zirkulieren, sondern hin und wieder auch weiter vorne. Dazu baut Hoffenheim oft auf starke Asymmetrien, indem sie, manchmal über das ganze Spiel hinweg, eine Seite überladen und dort Überzahlsituationen herstellen. So zum Beispiel im Spiel gegen Bayern München: Aus einem 3-5-2 (bzw. 3-1-4-2) rückte Uth als rechter der beiden Mittelstürmer bei Ballbesitz auf die rechte Seite. Der Rechtsverteidiger Kaderabek positionierte sich eher als Rechtsaußen, auch Grillitsch und Geiger verschoben nach rechts. Abgesichert wurden sie durch den zentralen Innenverteidiger Vogt, der in den Raum im defensiven Mittelfeld vorrückte. Der nun überladene Raum auf rechts konnte somit hoch angespielt werden, da die Chancen auf zweite Bälle sehr gut waren. Das bedeutet allerdings keineswegs, dass alle Hoffenheimer Spielzüge über diese Seite liefen. Vielmehr wurde eine Art „safe-zone“ geschaffen, in die man immer relativ sicher spielen konnte. Rückt der Gegner nun auch auf diese Seite, so schaffen sich Räume, die schnelle Spieler wie Gnabry nutzen können und dies auch taten. Im Gegenzug bieten sich so allerdings auch für den Gegner Räume, insbesondere wenn das Umschalten zwischen Offensive und Defensive nicht konsequent genug verfolgt wird. Ein Team wie das der Bayern kann solche Fehler dann mit 5 Toren bestrafen. Man sollte allerdings nicht unterschätzen, wie eingespielt die Hoffenheimer auf diese Spielzüge sind. Zwar hatten sie, wie auch noch diese Woche, einige Ausfälle zu beklagen, jedoch haben auch die Ersatzspieler diese Taktik verinnerlicht und somit meistens sehr konsequent verfolgt.
Schalke hingegen ist in der Offensive flexibler, ohne das an dieser Stelle wertend zu meinen. Sprachen wir zum Ende der Hinrunde noch über das Schalker 5-Eck im Zentrum, so zeigten die Knappen in den letzten Spielen teilweise vollkommen anderes Verhalten. Als Beispiele seien das Spiel gegen Hannover, in dem man teilweise sechs Schalker in der vordersten Angriffslinie beobachten konnte, und das Spiel in München, als drei Mittelstürmer extremes Offensivpressing zeigten, genannt. Demgegenüber stehen Spiele gegen Bremen und Leipzig, in denen der Fokus über weite Strecken auf einer geordneten Defensive lagen. Stellt man hier nun wieder den Vergleich mit Hoffenheim an, so ist Schalke deutlich defensivorientierter, denn, wie oben erwähnt, birgt die Taktik der Nagelsmann-Elf hohe Risiken. Während man sich in Gelsenkirchen über 8 Gegentore in der Rückrunde beschwert, hat Hoffenheim sogar schon 13 kassiert, also 2,6 pro Spiel. Vor allem Spitzenmannschaften wie München (5 Tore) und Leverkusen (4 Tore) konnten diese Schwäche nutzen.
Nicht nur punktetechnisch kann das Team von Domenico Tedesco also zeigen, ob es zur Spitze der Bundesliga gehört. Hoffenheim könnte mit einem Sieg jedenfalls mit den Schalkern gleichziehen, irgendwo zwischen Platz 6 und 10.