Es war die defensiv wohl stärkste Mannschaftsleistung in dieser Saison: Beim 0:0 in der Hinrunde brachte es eine aufopferungsvoll und leidenschaftlich kämpfende Schalker Mannschaft fertig, gegen die offensivstarken Dortmunder eine Halbzeit lang nicht einen Torschuss zuzulassen. Genau diese Leistung erwartet Cheftrainer Markus Weinzierl im Derby am Samstag.
„Wie schon in den ersten 45 Minuten im Hinspiel werden wir um jeden Zentimeter kämpfen und alles dafür tun erfolgreich zu sein“, schickt Weinzierl im Vorfeld der Partie eine Kampanfsage Richtung Dortmund. In den letzten Wochen habe seine Mannschaft nach zwischendurch enttäuschenden Leistungen ein ganz anderes Gesicht gezeigt. „Ohne Kampf und Leidenschaft geht nichts. Klar, das funktioniert nicht immer, in den letzten Wochen hat die Mannschaft aber immer alles auf dem Platz gegeben. Dann sind auch solche ‚Willenssiege‘ wie gegen Mainz möglich. Das brauchen wir auch am Samstag.“
Der 42-Jährige will gegen spielerisch vermeintlich stärkere Dortmunder also erneut über den Kampf ins Spiel finden. „Der Wille und die Leidenschaft sind die Basis. Der Zweikampf ist entscheidend. Und über diese Attribute kannst du dann auch das Spielerische hinzufügen“, ist der Chefcoach überzeugt, auch offensiv Akzente zu setzen.
Sead Kolasinac droht auszufallen
Dabei drohen zwei Spieler auszufallen: Sead Kolasinac und Eric Maxim Choupo-Moting. Vor allem ein möglicher Ausfall des „Aggressive Leaders“ Kolasinac würde Schalke vermutlich treffen. „Er hat wieder mit der Muskulatur-Probleme, wie in den Spielen bereits zuvor“, berichtet Markus Weinzierl. Die Hoffnung sei da, „dass er einsatzfähig wird, aber wir werden von Tag zu Tag schauen.“ Dennoch will Weinzierl kein Risiko eingehen. „Wir werden ihn natürlich nur dann spielen lassen, wenn er 100%-ig fit ist“, stellt Weinzierl klar. Eric Maxim Choupo-Moting plagt sich mit Problemen mit dem Knie. Weinzierl: „Er hat schon erste Dinge auf dem Platz gemacht. Auch da schauen wir von Tag zu Tag. Aber bei ihm sieht es besser aus.“
Coke in der Startelf?
Ein mögliches Fehlen von Sead Kolasinac wirft die Frage nach Ersatz – und sogar des Spielsystems auf. Denn nach der Verletzung Abul-Rahman Babas bleibt Markus Weinzierl mit Dennis Aogo nur ein echter Linksverteidiger – und der steht nach einer vor zwei Wochen im Training erlittenen Knieverletzung aller Voraussicht nach nicht als Alternative zur Verfügung. „Er ist noch nicht im Mannschaftstraining, trainiert nur individuell. Eventuell könnte er zur Verfügung stehen, aber die Zeit ist natürlich ganz knapp.“
Weinzierl bringt den offensiveren Daniel Caligiuri und den defensiveren Thilo Kehrer als Kolasinac-Ersatz ins Spiel. Denkbar wäre etwa, dass Weinzierl zum 3-5-2 mit Caligiuri und Schöpf auf den Außenbahnen zurückkehrt. Realistischer erscheint aber eine defensivere Taktik mit Thilo Kehrer auf der linken Abwehrseite. Eventuell könnte sogar Coke, der im Test bei Hannover 96 restlos überzeugte, auf der rechten Abwehrseite in der Startelf stehen. Markus Weinzierl: „Coke könnte von Anfang an spielen, allerdings ist er erst seit 4 Wochen im Training und hat deshalb Trainingsrückstand.“
So könnte Schalke spielen:
Fährmann – Kehrer, Nastasic, Höwedes, Coke – Geis/Stambouli, Bentaleb – Caligiuri, Goretzka, Schöpf – Burgstaller
Dortmund in Form – Schalke aber auch!
Ein Blick auf die letzten Spiele der beiden Teams zeigt, dass die Dortmunder in den vergangenen Wochen besser in Form waren: In den letzten sieben Pflichtspielen gab es sechs Siege – aber auch eine bittere Niederlage gegen Hertha BSC Berlin. Auf der anderen Seite zeigte sich der S04 zuletzt stark verbessert, konnte sich in der Europa League verdient gegen Mönchengladbach durchsetzen und in der Liga gegen Augsburg und Mainz gewinnen.
Bei Borussia Dortmund hingegen sieht es personell etwas besser aus. So kehrten Nuri Sahin und Sven Bender diese Woche ins Mannschaftstraining zurück. Auch Julian Weigl kehrte nach verletzungsbedingter Abreise von der DFB-Elf ins Mannschaftstraining der Borussen zurück. Der Einsatz von Marco Reus gegen den FC Schalke 04 hingegen ist unwahrscheinlich, der 27-Jährige trainiert aktuell individuell. Update 31.03.2017, 15.00 Uhr: Marco Reus wird nicht spielen können, wie BVB-Trainer Thomas Tuchel am Freitag verriet.
Top-motiviert vom Länderspielausflug dürfte André Schürrle nach Dortmund zurückgekehrt sein. Der Stürmer, der bei den Reviernachbarn meist nur ein paar Minuten spielen darf, steuerte beim 4:1 der Deutschen gegen Aserbaidschan zwei Tore und eine Vorlage bei. Bleibt zu hoffen, dass sich der Nationalspieler im Dress der Schwarz-Gelben wieder von einer anderen Seite zeigen wird.
Update 31.3.2017, 15.00 Uhr: André Schürrle wird genauso wie Mario Götze, Marco Reus und Sebastian Rode im Revierderby ausfallen. „Die Schmerzen sind zu groß. Er kann nicht trainieren“, sagte BVB-Trainer Thomas Tuchel am Freitag. Außerdem wird Erik Durm verletzt fehlen. Mit dem „Jetlag“ und der Zeitumstellung haben laut Thomas Tuchel der Amerikaner Christian Pulisic und der Japaner Shinji Kagawa zu kämpfen.
„Mit feiner Klinge oder mit der robusten“
Wer bei Dortmund tatsächlich spielen wird, dürfte S04-Trainer Markus Weinzierl fast egal sein. Egal ist dem 42-Jährigen mit Blick auf das Revierderby auch, „wie Siege zustande kommen. Es geht mit feiner Klinge aber auch mit der robusten.“ Für Dortmund wird am Samstag dann wohl die Machete rausgeholt…