Die Headline Mitte August war harmloser Natur: „Ärger im Schalker Fan-Club Verband“ titelte derwesten.de. Dieser „Ärger“ hat mittlerweile an Fahrt aufgenommen und könnte sich im schlimmsten Fall zu einem waschechten Skandal entwickeln. Der „Supporters Club“ bezeichnet die aktuelle Situation rund um den Schalker Fan-Club Verband (SFCV) als potenziellen „Emschergate am Berger Feld“. Doch der Reihe nach.
Update 15.09.2015
Bislang hat sich der FC Schalke 04 zum vermeintlichen „Emschergate am Berger Feld“ relativ bedeckt gehalten. Jetzt teilte der Verein mit, dass sich der Aufsichtsrat des FC Schalke 04 dem Thema annehmen wird.
„Nachdem der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies aus einem längeren Urlaub zurückgekommen ist und er sich nun erstmals mit dem Sachverhalt auseinandersetzen konnte, hat Tönnies gemeinsam mit seinem Stellvertreter Dr. Jens Buchta entschieden, dass eine umfassende Sonderprüfung der in Rede stehenden Verträge und Verabredungen zwischen Club und SFCV von Seiten des Aufsichtsrats durchgeführt wird.“
Der Aufsichtsrat des FC Schalke 04 habe ein renommiertes unabhängiges Unternehmen, das bisher noch nicht mit dem Verein zusammengearbeitet hat, mit dieser Prüfung beauftragt, um die Vorgänge rund um den Schalker Fan-Club Verband aufzuklären.
Update 11.09.2015
Mittlerweile hat der Schalke-Fanclub „Ruhrknappen Bottrop e.V“ brisantes Material veröffentlicht. Zunächst arbeitete der Fanclub das Beziehungsgeflecht im SFCV auf, der zum größten Teil aus Mitgliedern der Familie Rojek und Freunden der Familie bestehen soll. Der Vorwurf:
„Jedesmal, wenn ein Aufsichtsratsmitglied Unregelmäßigkeiten aufdecken konnte und wollte, wurde es kurzerhand aus seinem Amt gemobbt, wie zuletzt Ender Ulupinar.“
Nachdem zwischendurch offenbar der Server der Ruhrknappen attackiert worden war, konnten die Bottroper Schalke-Fans brisante Bilanzen inkl. eines negativen Eigenkapitals in Höhe von über 700.000 Euro und fragwürdige Vorgänge rund um dem SFCV veröffentlichen.
Wie die „WAZ“ jetzt berichtet, wurde bei der Staatsanwaltschaft Bonn nun Strafanzeige erstattet. Nach WAZ-Informationen bezieht sich die Anzeige inhaltlich auf die oben genannten Vorwürfe der Ruhrknappen Bottrop und werden mit dem Verdacht der Insolvenzverschleppung (§ 15a Abs. 4 InsO) und mit dem Verdacht der Untreue (§266 StGB) zu Ungunsten des FC Schalke 04 begründet.
Ursprünglicher Artikel vom 06.09.2015
Mitte August beklagte sich SFCV-Aufsichtsratschef Ender Ulupinar, dass ihm der Vorstand des Verbands die Kontrollfunktion entzogen habe – offenbar aus „formaljuristischen Gründen“. Nach Informationen der „WAZ“ soll Ulupinar im Rahmen seiner Funktion als Aufsichtsrats-Vorsitzender „anscheinend“ auf „Unregelmäßigkeiten im Finanzgebaren des SFCV-Vorstandes“ gestoßen sein.
Wenig später wurde Ulupinar bei einer Aufsichtsratssitzung der Vorsitz entzogen. Der SFCV teilte in einer kurzen Stellungnahme mit: „Auf einer internen Aufsichtsratssitzung des SFCV am 26.08.2015 wurde Frank Kloos zum neuen Vorsitzenden des Aufsichtsrates des SFCV gewählt. Im Übrigen werden alle weiteren Inhalte der Sitzung intern behandelt.“ Man habe derzeit kursierende Gerüchte um angebliche Zahlungen vernommen. „Zur Klärung dieser Angelegenheit hat der SFCV bereits vor einigen Tagen einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer eingeschaltet.“
Damit kam der SFCV offenbar einer Petition seiner Fanclubs zuvor, die zu diesem Zeitpunkt zwar bereits formuliert aber noch nicht veröffentlicht worden war. Der Text bezieht sich auf Gerüchte um eine mögliche „Veruntreuung von Vereinsgeldern in fünfstelliger Höhe“.
„Gerüchte um eine nicht ordnungsgemäße Verwendung der SFCV-Vereinsgelder gibt es schon seit Jahren immer wieder. Daher verwundert nun insbesondere der Zeitpunkt dieser Stellungnahme. Schließlich soll der bisherige SFCV-Aufsichtsratsvorsitzende Ender Ulupinar die Unregelmäßigkeiten kürzlich aufgedeckt haben und – wie man hört – vom SFCV-Vorstand in einem einmaligen Vorgang an einer Belegprüfung gehindert worden sein. Dass Ender Ulupinar dann handstreichartig in einer außerordentlichen SFCV-Aufsichtsratssitzung als Vorsitzender abgewählt wird und der SFCV-Vorstand anschließend – offenbar leicht unter Druck – „bereits vor Tagen“ einen Wirtschaftsprüfer einschaltete, will nicht so recht zusammen passen. Oder war Gefahr der Aufdeckung im Verzug?“
In einer weiteren Petition an Vorstand und Aufsichtsrat heißt es: „Tut uns Fanclubs einen großen Gefallen und tretet alle – bis auf Ender – unverzüglich von Euren Ämtern zurück“ [Quelle: WAZ].
„Wir denken daher, dass es jetzt an der Zeit wäre, dass sich auch die Verantwortlichen beim S04 zu dieser Affäre öffentlich äußern und vor allem aktiv zu einer offenen und neutralen Aufklärung beitragen. Dies erreicht man aber nicht durch Stillschweigen und Aussitzen!“ Schließlich „sieht die Vereinsführung des S04 den SFCV nicht nur als ihren Ansprechpartner Nr. 1 in Sachen Fanangelegenheiten, sondern ist mit ihm auch noch durch einen Kooperationsvertrag eng verbunden, inkl. vertraglich geregelter Geldflüsse aus dem Vereinsvermögen des S04 (man spricht von einem sechsstelligen Betrag per anno)! Des Weiteren sitzt der Finanzvorstand des S04, Peter Peters, auch im Aufsichtsrat des SFCV und hat somit dort auch eine Kontrollfunktion. Spätestens an dieser Stelle ist diese Angelegenheit keine SFCV interne mehr, sondern geht alle Schalker Fans und Mitglieder etwas an“.
Wie auch immer das Ergebnis des vom SFCV zur Klärung der Vorwürfe eingesetzten Wirtschaftsprüfers aussehen wird: Das Verhältnis zwischen SFCV und Basis ist zerrüttet.