Horst Heldt wackelte in dieser Saison als Sportvorstand beim FC Schalke 04 gewaltig. Nicht nur die Fans machten in erster Linie den Manager für die schwachen, zuweilen blutleeren Auftritte der Schalker Profis verantwortlich, an deren Ende ein enttäuschender 6. Platz zu Buche stand. Auch Heldt selbst betonte nach Saisonende mehrfach, verantwortlich für eine desaströse Rückrunde und in der Bilanz eine enttäuschende Saison zu sein.
Selbst Clemens Tönnies wollte zum Ende der Saison seinem Manager nicht über Gebühr den Rücken stärken. Nach der Saison würde abgerechnet, sagte der mächtigste Mann auf Schalke Anfang Mai bei Sport 1. Seinen Posten hat Heldt mittlerweile mit Ach und Krach retten können, nachdem Chef-Trainer Roberto di Matteo als schwächstes Glied in der Kette gehen musste.
Horst Heldt nach wie vor in der Kritik
Horst Heldt stand auf der Mitgliederversammlung 2015 also vor einer schweren Aufgabe, war die Kritik an seiner Person auch nach den Verpflichtungen von André Breitenreiter als neuem Chef-Trainer, sowie Johannes Geis und Junior Caicara doch bei weitem noch nicht gänzlich abgeklungen.
Wie zu erwarten war, mischten sich unter den Applaus auch viele Pfiffe, als Clemens Tönnies seinen Vorstand Sport auf die Bühne bat. Mit einer hoch emotionalen und sehr gut vorbereiteten Rede schaffte es der Manager tatsächlich, einen Großteil seiner Kritiker wieder einzufangen.
Heldt: „Das wird mir in dieser Saison nicht noch einmal passieren“
Horst Heldt begann seine Rede, indem er auf seine Erfolge als Sportvorstand hinwies.
„Viermal habe ich in den vergangenen Jahren hier vor euch gestanden und aus meiner Sicht geschildert, wie die abgelaufene Saison gelaufen ist und was wir in der neuen Saison vorhaben. Viermal war es positiv: Wir sind Pokalsieger geworden, wir haben uns für die Champions League qualifiziert, wir waren sogar im Halbfinale der Königsklasse. Viermal konnte ich sagen: Es war aus sportlicher Sicht eine gute Saison. Heute ist das anders. Wir haben, bis auf unser Abschneiden in der Champions League, unsere Ziele nicht erreicht. Da gibt es nichts zu beschönigen.“
Heldt sprach ganz offen von einer „beschissenen“ Saison und unterstrich einmal mehr, dass dies seine Verantwortung sei. Diese Selbstkritik kam bei vielen an. Viel Zustimmung erntete er auch für seine persönliche Einschätzung, dass nicht die Platzierung in der Bundesliga schmerzte, sondern die Art und Weise, „wie wir Fußball gespielt haben“.
Tönnies: „An diesen Worten wirst du dich messen lassen müssen, Horst!“
Und dann sprach Horst Heldt die Worte, die ihn in dieser Saison zum Erfolg verpflichten, ja verdammen: „Meine Entscheidungen waren in dieser Saison nicht immer richtig. Das wird mir in dieser Form nicht noch einmal passieren“, versprach das Mitglied des Vorstands.
Einem vorzeitigen Abschied, gar einem Rücktritt erteilte Horst Heldt abschließend die erwartete und somit obligatorische Absage: „Verantwortung bedeutet: stehen, nicht fortlaufen. Verantwortung bedeutet: kämpfen, nicht aufgeben. Und genau so werde ich meine Verantwortung wahrnehmen.“
Für den Abschluss seiner Rede hatte Horst Heldt ein Schluss-Plädoyer vorbereitet, mit dem er auch dem letzten Kritiker zumindest ein kleines Lächeln abrang:
„Was ich dazu beitragen kann, werde ich tun. Und zwar mit allem, was ich habe. Beim letzten Heimspiel habe ich ein Plakat gesehen, das ich so beantworten möchte: Ich werde alles tun, dass es besser wird. Ein Meter 69 Arbeit. Ein Meter 69 Leidenschaft. Ein Meter 69 Einsatz. Zusammengefasst: Ein Meter 69 Schalke 04!“
Clemens Tönnies sprach anschließend das aus, was sicherlich fast alle der knapp 10.000 anwesenden Mitglieder dachten: „An diesen Worten wirst du dich messen lassen müssen, Horst!“
Mal sehen, wie viele Meter Schalke 04 am Ende der Saison übrig bleiben.