Mit einem glücklichen 1:0 startet Schalke 04 in die Rückrunde. Gegen Hannover 96 wurde es das erwartet schwierige Spiel. Schalke ließ vorne oftmals Ideen vermissen und agierte in der Defensive fahrig. Zu allem Überfluss leistete sich Huntelaar kurz vor Schluss eine absolut dumme rote Karte.
Etwas überraschend stand Eric Maxim Choupo-Moting in der Startformation. Der Nationalspieler von Kamerun war erst Freitag nach drei Spielen in acht Tagen Afrika-Cup nach Gelsenkirchen zurückgekehrt. Ein eindeutiges Signal Richtung Kevin-Prince-Boateng, der in der Wintervorbereitung auf seine Rolle als „Choupo“-Ersatz vorbereitet wurde. Roberto di Matteo zeigte sich zwar zufrieden mit der Trainingsleistung von KPB – die Trainingsspiele hatten Di Matteo nach eigener Auskunft aber enttäuscht. Dabei hatte Kevin-Prince Boateng insbesondere gegen Ajax Amsterdam und Al Merrikh äußerst starke Partien abgeliefert und gezeigt, dass er das Offensivspiel des FC Schalke 04 durchaus beleben kann. Half ihm alles nicht: KPB zog gegen „Choupo“, als auch gegen Max Meyer und Marco Höger den Kürzeren und blieb vorerst auf der Bank.
Genauso wie Joel Matip, der erst letzte Woche ins Mannschaftstraining zurückgekehrt war und dem noch Spielpraxis fehlte. In der Innenverteidigung begannen wie erwartet Schalkes Neuzugang Matija Nastasic links, Jan Kirchhoff in der Mitte und Benedikt Höwedes rechts. Nichts Neues auch auf den Flügeln: in Di Matteos 3-5-2 bearbeiteten Christian Fuchs und Atsuto Uchida die Außenbahnen. Im zentralen Mittelfeld spielte Roman Neustädter auf der 6, Marco Höger und Max Meyer auf den Offensivpositionen. Den Sturm bildeteten erneut Klaas-Jan Huntelaar und Eric Maxim Choupo-Moting. Im Tor ersetzte Fabian Giefer den verletzten Ralf Fährmann.
Hannover begann stark. In der sechsten Spielminute verlagerte sich in einer Situation das Spielgeschehen auf Schalkes rechte Abwehrseite neben dem Strafraum. In der Mitte machten Kirchhoff und Höwedes die Räume nicht zu. Zudem ließ Max Meyer am Strafraum Jimmy Briand laufen, den er zunächst gedeckt hatte. Leonardo Bittencourt verzog nach dem sich ergebenden Doppelpass mit Briand zum Glück ordentlich.
Nur drei Minuten später: Christian Fuchs verlor im Strafraum den Zweikampf gegen den agilen Lars Stindl. Der sah in der Mitte Bittencourt, der von Matija Nastasic nicht ausreichend gedeckt wurde. Glücklicherweise war der Deutschbrasilianer erneut nicht im Stande, den Ball im Tor unterzubringen.
Schalke stand in dieser Phase des Spiels alles andere als sicher. Bewegungen nach vorne wurden von den hoch pressenden Hannoveranern im Keim erstickt.
In der 16 Minute endlich einmal eine sehenswerte Kombination – vorgetragen von Matija Nastasic, Eric Maxim Choupo-Moting mit dem Kopf und Klaas-Jan Huntelaar. Der Holländer hätte vielleicht direkt abschließen können, zog eine Bewegung in die Sackgasse allerdings vor.
Schalke kam jetzt besser ins Spiel. In der 21. Spielminute gab es dann die erste Chance von Königsblau. Choupo-Moting nahm eine Fuchs-Flanke volley, verzog aber.
Viel lief jetzt über Christian Fuchs auf der linken Seite – der in der 32. Minute mit einem scharfen Querpass quer durch den 16er Marco Höger fand. Mit viel Glück landete dessen Schuss mit links vorbei an zwei Hannoveranern ins rechte Eck. 1:0!
In der 38. Minute war es wieder an Christian Fuchs eine Chance zu kreiieren. Sein ganz stark getretener Freistoß von links fand Jan Kirchhoffs Stirn. Dessen Kopfball wurde von Ron-Robert Zieler allerdings mit einem tollen Reflex pariert.
Nur eine Minute später war der „Fuchser“ jetzt auch auf der rechten Seite zu finden. Ein toller Chip ermöglichte Marco Höger einen Torschuss aus halbrechter Position im Strafraum. Leider verzog Höger knapp.
Hannover brauchte fast zehn Minuten, um sich vom Gegentor zu erholen. Dann kamen die Niedersachsen aber wieder richtig gefährlich nach vorne. In der Mitte wurde Lars Stindl wieder nicht konsequent angegangen. Sein Steilpass – ein Tunnel durch die Beine von Jan Kirchhoff – wurde in allerletzter Sekunde von Benedikt Höwedes gegen Joselu geklärt. Fabian Giefer war bereits geschlagen.
Dass Schalke immer noch extrem anfällig für schnell vorgetragene Konter ist, zeigte sich kurz nach der Halbzeitpause. Wenige Pässe und schnelle Laufarbeit hebelten Schalkes Abwehr komplett aus. Letztlich parierte Fabian Giefer den Joselu-Schuss aus kurzer Distanz und bewahrte S04 mit einem starken Reflex vor dem 1:1. Nur acht Minuten später hatte Schalke erneut Riesenglück, als sich der Ball nach einem Kopfball mit viel Effet noch von der Torlinie ins Seitenaus drehte.
Dass Matija Nastasic kein Torjäger ist, zeigte der Serbe nach etwas mehr als 60 Minuten. Einen (vom wem sonst?) von Christian Fuchs getretenen Freistoß von rechts konnte Schalkes Neuzugang von Chelsea nicht verwerten. Sein Kopfball war einfach zu unplatziert.
Nach rund einer Stunde hatte das Warten für Kevin-Prince Boateng ein Ende: für Eric Maxim Choupo-Moting kam der Ghanaer ins Spiel. Und der zuletzt oft gescholtene Mittelfeldspieler belebte das Schalker Offensivspiel merklich.
Boateng war an allen verbleibenden Offensivaktionen von Schalke beteiligt. Zunächst schickte er mit einem perfekt getimten Pass Klaas-Jan Huntelaar, der im 1-gegen-1 gegen Zieler den Kürzeren zog. Danach hatte KPB nach einem guten Pass von Matija Nastasic selbst die Chance auf das 2:0, verzog aber. Danach sah er den völlig frei stehenden eingewechselten Tranquillo Barnetta, setzte ihn mit einem feinen Querpass in Szene – der Schweizer schoss allerdings über das Tor.
In der 85. Spielminute gipfelte bei Huntelaar offenbar der Frust über ein schwaches Spiel in einem dummen und absolut unnötigen Foul: tief in der Hälfte von Hannover 96 holte der Holländer Manuel Schmiedebach mit einem rüden Tritt von hinten von den Beinen – und sah leider völlig zu recht die rote Karte.
Kurz vor Schluss durfte dann noch Joel Matip ein paar Minuten Spielpraxis sammeln. Nach rund 93 Minuten war das Spiel vorbei und Schalke um glückliche drei Punkte reicher.
In der Abwehr wackelte Schalke heute ein ums andere Mal, in der Offensive belebten Christian Fuchs und später Kevin-Prince Boateng das Spiel. Bis zu dessen Einwechslung fehlte in Schalkes Angriffen die Präzision und die Ideen. Ein flüssiges Kombinationsspiel blieb auch im ersten Pflichtspiel des Jahres Mangelware.
[Bild: Bongarts/Stuart Franklin, Getty Images]