Irgendwie hatte man ja doch gehofft, dass sich eine vor allem in der Rückrunde absurd schwache Schalker Mannschaft im letzten Spiel der Saison noch einmal zusammenreißen würde. Dass Schalke selbst gegen eine spielerisch limitierte Mannschaft wie dem Hamburger SV katastrophal schwach blieb und verdient mit 0:2 verlor, passt ins Bild dieser Saison und unterstreicht, dass ein Umbruch her muss.
Gleichzeitig zeigte Konkurrent FC Augsburg ungleich mehr Biss und gewann überraschend 3:1 in Mönchengladbach. Damit schob sich der FCA an S04 vorbei auf Rang 5. Schalke muss jetzt in einer Quali-Runde ran, um sich für die Hauptrunde der Europa League zu qualifizieren – wenn Borussia Dortmund den DFB-Pokal gegen den VfL Wolfsburg gewinnen sollte.
Roberto di Matteo sprach vor dem Spiel von einem „schwierigen Spiel“ – wie die 27 Spiele zuvor. Immerhin überraschte der italienische Trainer mit einem 4-1-4-1, bei dem Leroy Sané, Max Mexer, Marco Höger und Jefferson Farfan die offensive Mittelfeldreihe bildeten. Roman Neustädter gab die alleinige 6, vorne spielte Klaas-Jan Huntelaar im Sturm, die 4er Abwehrkette stellten Sead Kolasinac, Matija Nastasic, Joel Matip und der junge Marvin Friedrich.
Wie zu erwarten war, war das Spiel zunächst geprägt von vielen Fouls und vielen Fehlpässen. Den Reiz bezog die Partie nicht aus ihrer spielerischen Klasse, sondern vor allem aus der Spannung. Schließlich musste der HSV unbedingt gewinnen, um noch Chancen auf den Klassenverbleib zu haben.
Schalke erarbeitete sich bis zur 49. Minute immerhin ein leichtes Chancenplus, ohne zu glänzen. Klaas-Jan Huntelaar hatte die besten Chancen. Den Wendepunkt bildete diese 49. Spielminute. Johan Djourou ließ einen schwachen Eckstoß von seinem Hintern abprallen, der Ball landete mit Glück bei Ivica Olic, der weder von Matija Nastasic, noch von Sead Kolasinac oder Leroy Sané, die alle in unmittelbarer Nähe standen, gestört wurde. Der Routinier hatte keine Probleme, den Ball zum 1:0 einzuschieben. Partystimmung in Hamburg!
Neun Minuten später die Entscheidung: Lewis Holtby (!) brachte einen Freistoß von halbrechts in den 16er der Schalker. Wie so oft zuletzt machte Roman Neustädter im Strafraum eine schlechte Figur und entschied sich, besser nicht ins Kopfballduell mit Slobodan Rajkovic zu gehen. Der bedankte sich und nickte zum 2:0 ein. – Vielleicht täte Schalke gut daran, endlich einmal Standardsituationen zu trainieren.
Der eingewechselte Julian Draxler konnte das Spiel leicht beleben, die entscheidenden Impulse konnte aber auch er nicht geben. Geradezu tragisch: die Figur, die der ebenfalls eingewechselte Eric Maxim Choupo-Moting machte. In der 83. Spielminute hätte der kamerunische Nationalspieler sein erstes Tor 2015 (!) schießen können, nein: müssen – scheiterte aber kläglich an HSV-Keeper René Adler.
Wie schlecht Schalke auch im letzten Spiel der Saison war, zeigt eindrucksvoll ein Blick in die Spielstatistik:
- Der HSV hatte mit 54 Prozent mehr Ballbesitz (574 : 502 Ballberührungen)
- Der HSV spielte deutlich mehr Pässe (416 : 367)
- Der HSV war die passsichere Mannschaft (75% : 70 %)
- Der HSV war zweikampfstärker (54% : 46%)
- Der HSV war deutlich kopfballstärker (61% : 39%)
- Der HSV lief immerhin knapp 3 Kilometer mehr als der S04
- Der HSV fing 23 Bälle der Schalker ab, Schalke nur 8 Bälle der Hamburger
- Beide Mannschaften schossen jeweils 11 Mal aufs Tor
Schalke-Keeper Ralf Fährmann sprach nach dem Spiel Tacheles. Immerhin ist man geneigt zu sagen, nachdem der S04 in den letzten Monaten die immer gleichen Durchhalteparolen bemüht hatte.
„Ich kann mir das nicht erklären. Es tut mir leid, dass sich die Fans wieder so ein Spiel von uns anschauen müssen. Das tut mir leid, ich kann mich einfach nur entschuldigen. Das war riesengroße Scheiße von uns.“
Dem ist wohl nichts hinzuzufügen.