Tranquillo Barnetta ist sauer. Der Schweizer ist nicht für die Nationalmannschaft nominiert – und hat davon offenbar aus den Medien erfahren.
„Wenn man bei einem Top-Klub Stammkraft ist, in der Champions League spielt und zum Beispiel Real Madrid schlägt, kann man als Schweizer eigentlich davon ausgehen, für die Nati nominiert zu werden.“ Mit diesen Worten beklagt sich Tranquillo Barnetta im Interview mit dem Boulevard-Blatt „Blick“ darüber, dass er für das Spiel der Schweizer Nationalmannschaft (umgangssprachlich Nati) gegen Estland nicht nominiert ist.
„Ich habe am letzten Freitag aus dem Internet erfahren, dass ich nicht im Kader bin. Ich habe es also aus der Presse entnehmen müssen“, so Barnetta weiter. „Ich finde, wenn du 75 Länderspiele und zehn Tore für die Schweiz gemacht hast, darf man einen sensibleren Umgang und eine direkte Kommunikation voraussetzen“, sagt der Schalker mit Blick auf Trainer Vladimir Petkovic.
Alain Sutter zeigt Verständnis
Auch der Hoffenheimer Pirmin Schwegler ist wütend und tritt sogar per sofort aus dem Nationalteam zurück „Petkovic hat gesagt, jeder kriege eine faire Chance. Ich habe sie nicht bekommen“, sagt Schwegler. „Darum stehe ich ab sofort nicht mehr zur Verfügung. Es tut richtig weh.“
Ex-Bayern-Spieler Alain Sutter zeigt Verständnis für die Entscheidung: „Dass Barnetta und Schwegler nicht dabei sind, zeigt, dass man viel Qualität hat“, sagt der heutige TV-Kommentator. „Und es ist ein Zeichen, dass Vladimir Petkovic auf andere setzt. Würde er perspektivisch mit Tranquillo Barnetta planen, hätte er ihn auch angerufen.“
„Mitteilung ging an den Klub“
Der ehemalige Nationalspieler Kubilay Türkyilmaz sieht das ähnlich und sagt: „Barnetta spielt wohl im Moment bei Schalke. Aber erst seit drei, vier Spielen. Die Aufgebotenen sind derzeit stärker als er.“
Auch der Ex-Nati-Delegierte Peter Stadelmann äussert sich: „Zu Tranquillo Barnetta will ich einfach noch Folgendes sagen: Er war auf Pikett, also auf Abruf, falls ein Spieler ausfallen sollte. Diese Mitteilung ging an den Klub. Da ist es nicht hundertprozentig korrekt, zu sagen, es habe kein Echo von Petkovic gegeben.“
Leser auf Barnettas Seite
Nur der Nati- und Juventus-Turin-Verteidiger Stephan Lichtsteiner stärkt Barnetta etwas den Rücken: „Ich hatte erwartet, dass es für Barnetta und Schwegler im Aufgebot trotzdem Platz hat“, zitiert ihn der „Blick“ aus dem Konkurrenz-Blatt „20 Minuten“.
Und die „Blick“-Leser stellen sich hinter den Schalker: Auf die Frage „Finden Sie es schlimm, wie Petkovic mit Barnetta umgeht?“ sagen in einer Online-Umfrage nur 30 Prozent: „Nein! Barnetta reagiert viel zu empfindlich.“ 70 Prozent meinen dagegen: „Ja! Ein solcher Spieler wie Barnetta verdient zumindest Respekt.“