Vor dem Achtelfinale-Rückspiel gegen Real Madrid hatte Schalkes Chef-Trainer von seinen Spielern gefordert, als Mannschaft gut zu stehen und organisiert aufzutreten. Sollte dann noch der Führungstreffer gelingen, könne alles passieren.
Schalke erwischte einen guten Start. Stand hoch, spielte couragiert, begeisterte mit schnellem, sicheren Kurzpassspiel. In der 20. Spielminute dann tatsächlich das 1:0. Aber nicht für Real – für Schalke! Max Meyer machte einmal mehr den Antreiber, passte auf Barnetta am rechten Flügel. Der Schweizer brachte die Flanke, Huntelaar ließ den Ball durch für den besser stehenden Christian Fuchs, der wie schon gegen Hoffenheim Maß nahm und trocken Ilker Casillas im Tor der Madrilenen überwand.
Nach dem frühen 1:0 brauchte Schalke nun nur noch ein Tor, um in der Gesamtbetrachtung von Hin– und Rückspiel auszugleichen.
Das Schalker Glück währte nur fünf Minuten, dann schlug Real Madrid zu. Als Eric Maxim Choupo-Moting in der Hälfte der Königlichen nach einem Zweikampf mit Schmerzen auf dem Boden lag und Real den Ball nicht ins Aus spielte, klärte Fuchs eine für Gareth Bale bestimmte Flanke zur Ecke. Die verwandelte – ausgerechnet – Cristiano Ronaldo: Joel Matip ließ dem Portugiesen generös viel Platz und konnte ihn dann auch nicht daran hindern, mit dem Kopf zum 1:1-Unentschieden zu treffen. Besonders bitter: der Kopfball von CR7 war der erste Madrider Schuss aufs Tor.
Schalke ließ sich nicht einschüchtern und spielte auch nach der Auswechslung von Eric Maxim Choupo-Moting (für ihn kam Leroy Sané) couragiert und engagiert weiter. S04 belohnte sich dann postwendend selbst: nachdem Huntelaar in der 39. Spielminute zwei gute Chancen liegen ließ (davon ein Schuss an die Latte), konnte der „Hunter“ einen Abpraller von Ilker Casillas zum 2:1 einschieben. Die 4.000 mitgereisten Schalker Fans waren wieder obenauf. Aber nur für fünf Minuten.
Unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff konnte Tranquillo Barnetta auf seiner Abwehrseite Fabio Coentrao nicht am Flanken hindern. Der Ball war eine gefühlte Ewigkeit in der Luft und fand erneut Cristiano Ronaldo, den Joel Matip wieder nicht am Kopfball hindern konnte. 2:2.
In Halbzeit zwei waren keine fünf Minuten gespielt als Karim Benzema mit einer starken Einzelleistung aus stark abseitsverdächtiger Position zum 3:2 einnetzen konnte. Das Ende aller Träume. Denn Schalke brauchte nun drei Tore.
Oder sollte doch noch was gehen? Leroy Sané konnte in der 57. Minute mit einem feinen Schlenzer aus 18 Metern Casillas überwinden – 3:3. Was für ein Spiel.
Schalke machte weiter ein richtig gutes Spiel, gewann fast alle Zweikämpfe, beeindruckte weiter mit sicherem Passspiel und tat mehr für das Spiel. In der 84. traf dann Huntelaar mit einem satten Schuss unter die Latte zum 4:3. Nur noch ein Tor. Schalke warf alles nach vorne, Real wackelte. Und doch reichte es nicht.
Was wäre noch drin gewesen, wenn Barnetta schon in der 62. aus spitzem Winkel zur Führung getroffen hätte oder wenn Max Meyer seinen Fernschuss zwei Minuten später nicht neben das Tor gesetzt hätte? Oder wenn Sané in der 87. oder Benedikt Höwedes in der 89. zum 5:3 getroffen hätten?
Sicher ist: selten hat eine Schalker Mannschaft so stark wie heute gespielt. Beeindruckend wie abgeklärt S04 gegen das „Weiße Ballett“ aufspielte, wie schnell Schalke offenbar auch Konter spielen kann. Dass die Königsblauen eine Weltklassemannschaft wie Real Madrid zeitweise so an die Wand spielen konnte, sollte Schalke Auftrieb für die Bundesliga geben.
Wie sagte Roberto di Matteo vor dem Spiel? „Wir müssen als Team einen perfekten Tag erwischen und hoffen, dass unser Gegner nicht in einer super Form ist“. Eines hatte der Italiener dabei wohl vergessen, den Fußballgott…