Helden aus der 04. Reihe: „Sascha Wolf – Der Tätowierte vonne Amas“

Helden aus der 04. ReiheKreutz, Klodt, Fischer, Libuda, Kremers, Thon, Lehmann, Sand, Bordon, Asamoah, Höwedes, Draxler – diese Schalker Namen der Vergangenheit und Gegenwart sind natürlich jedem geläufig. Viele Spieler haben das königsblaue Trikot getragen. Allein seit der Bundesligagründung 1963 haben rund 390 Spieler mindestens ein Pflichtspiel für den FC Schalke 04 bestritten. Marinus Bester? Mario Boljat? Arnold Dybek? Abdul Iyodo? Heinz-Dieter Lömm? Diese Namen sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nie Kandidaten für eine Trikotbeflockung gewesen und nur extremen Schalke-Historikern ein Begriff.

Trotzdem ist jeder Schalker Spieler Teil der Geschichte unseres Vereins. Manche Spieler standen davon nie oder nur kurz im Rampenlicht und hinterließen trotzdem Spuren in unseren Herzen und Köpfen. Mal lustig, mal tragisch und oft einfach typisch Schalke:

Die Schalker Helden aus der 04. Reihe!

Sascha Wolf – Der Tätowierte vonne Amas

Sonnenbankgegerbt, Schmuck, auffällige Frisur und Tätowierungen. Was heutzutage zum Standardaussehen fast eines jeden Fußballprofis gehört, war man als Spieler im Jahre 1998 noch eine Ausnahmeerscheinung. So auch Sascha Wolf. Geboren in Westerholt, aufgewachsen in Gelsenkirchen. 1996 zu den Schalker Amateuren, den Amas, vom FC Rhade gewechselt. Sein zweiter Versuch, auf Schalke Fuß zu fassen nach der Saison 93/94.

Seinerzeit wohnte Sacha Wolf auch noch über dem Stammlokal des Schalker Supporterclubs in GE-City. Einer aus der Schalker Mitte also und genau zu solchen Spielertypen pflegen Schalker ja ein besonderes Verhältnis.

Und in der Saison 1998/99 konnte Sascha Wolf sogar Bundesligaluft schnuppern. 14 Spiele und 3 Tore, so steht es in den Statistiken. Ein Tor davon bleibt in besonderer Erinnerung.

14.04.1999. Englische Woche. Mittwochsspiel. Kackwetter. Abstiegskampf. Hansa Rostock zu Gast im Parkstadion.

Grausamer Fußball.

In der 58. Minute dann wurde Sascha Wolf eingewechselt, nachdem er bereits lange zuvor von der Nordkurve in einer Mischung aus Ironie und ehrlichem Glauben an Wolfs Kampfgeist als Heilsbringer gefordert worden war.

Was allerdings nicht verschwiegen werden sollte: Beschämende Kehrseite der Medaille waren die schlimmen Pfiffe und Schmähungen gegen den für Wolf ausgewechselten Martin Max. Nicht nur an diesem Abend. Das war und ist leider auch Schalke.

Und dann aber die 76. Minute: Wolf würgt den Ball unter dem frenetischen Jubel der knapp 35.000 anwesenden Schalkern über die Torlinie, und sprintet sofort Richtung Nordkurve, um als Jubler eine Art Arschbombenrutscher oder was auch immer zu zelebrieren. Kein schönes Tor, aber es brachte den Sieg und Schalke verabschiedete sich damit aus dem noch möglichen Abstiegskampf der Saison 98/99.

Ein Tor, über das Rudi Assauer damals sagte: „So eine Scheiß-Kiste machst du alle fünf Jahre! Arsch raus, und dann töppelt der Ball über die Linie!“

Aber diesen Moment wird man Sascha Wolf nicht nehmen können. Wie David Bowie schon sang: „We can be heroes, just for one day!“

Sascha Wolf, hier im Spiel gegen Eintracht Frankfurt.
Sascha Wolf, hier im Spiel gegen Eintracht Frankfurt.

Ein Profivertrag blieb Sascha Wolf allerdings verwehrt. Realistisch betrachtet war dies durchaus nachvollziehbar, gerade vor dem Hintergrund der kommenden Transfers von Ebbe Sand und Gerald Asamoah. Die Gerüchte, dass Rudi Assauer wohl auch die Optik von Sascha Wolf ein Dorn im Auge war, können daher eher den typischen Schalker Thekenmärchen aus 1904 Nächten zugeordnet werden. Genau wie ein in Fankreisen herumgehendes Gerücht, dass Wolf einmal nicht spielen konnte, weil er auf der Sonnenbank eingeschlafen war und die Verbrennungen so schmerzten.

So endete damit die Schalker Zeit von Sascha Wolf und es kamen bei den folgenden Stationen RW Essen, SW Essen, Foruna Düsseldorf II und Westfalia Herne andere Fans in den Genuss dieses malochenden Stürmertyps.

Exemplarisch für seine Kämpfermentalität in dieser Zeit: In einem Meisterschaftsspiel mit SW Essen gegen den KFC Uerdingen ließ sich Wolf nach einem Nasenbeinbruch nicht auswechseln, nur um später den 2:1-Siegtreffer zu erzielen.

Heute ist Sascha Wolf Co-Trainer beim Bochumer Landesligisten VfB Günnigfeld, unweit der Stadtgrenze von Gelsenkirchen-Ückendorf.

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