Nach dem 0:4-Debakel im Revierderby gegen Borussia Dortmund scheint klar: Schalke hat den Kampf gegen den Abstieg verloren. In einem Zeitraum von etwas über einem Jahr hat Schalke in der Liga nur einen Sieg einfahren können. Beinahe ebenso lange quält die Schalker Fanseele die Frage nach dem Warum.
Der Absturz erscheint unerklärlich: Eine Mannschaft, die vor nicht allzu langer Zeit regelmäßig im Europa-Pokal spielte. Eine Mannschaft, deren Marktwert das Portal transfermarkt.de im Sommer immerhin auf Platz 8 führte. Eine Mannschaft, die sportlich kein Land mehr sieht.
Dass über die Jahre eine stetige Abwärtsentwicklung vom Champions-League-Club zum Europa-League-Club bis hin zu einem Club, der gegen den Abstieg spielt, stattgefunden hat, ist unübersehbar. Dennoch: Warum steht es so schlecht um einen Kader, der zumindest auf dem Papier um Plätze in der oberen Hälfte der Tabelle kämpfen könnte?
Kaum Torchancen, hinten immer wieder katastrophale Fehler
Ein Blick auf den Platz und in die Statistiken zeigt: Schalke hat die wenigsten Tore erzielt und die mit Abstand meisten Gegentreffer kassiert. Kurz: Schalke ist nicht konkurrenzfähig. Was zum einen daran liegt, dass sich die Mannschaft von Trainer Christian Gross nicht genügend, nicht ausreichend gute Torchancen erspielt. Hinten steht die Mannschaft meist stabil, verteidigt Standards aber schwach und erlaubt sich immer wieder eklatante individuelle Fehler. So wie beim 0:4 gegen Dortmund, als Benjamin Stambouli und Bastian Oczipka ihr Team durch erschreckende Aussetzer auf die Verliererstraße brachten.
Eklatante Defizite im Fitness-Bereich
Liegt es an den vielen Verletzungen? An der Zusammenstellung des Kaders? An der fehlenden Mentalität der Spieler?
Der Fußball-Journalist Tobias Escher verweist im Spiegel auf den Fitness-Zustand der Schalker Profis: „Dass Schalkes Spieler Defizite im körperlichen Bereich vorweisen, darauf weisen auch die schwachen Laufwerte hin: Bei der Anzahl der Sprints belegen die Schalker den dreizehnten Rang in der Liga, bei der Anzahl der gelaufenen Kilometer sind sie mit Abstand Letzter.“
Keine konsequente Spielidee
Das größte Problem laut Escher, dem Gründer des Taktik-Portals Spielverlagerung und Autor mehrerer Bücher: „Es gibt keine gemeinsame Idee, die diese Mannschaft zusammenhält. Schlimmer noch: In dieser Mannschaft befinden sich Spieler, die sich in ganz unterschiedlichen Systemen und Spielideen am wohlsten fühlen.“
Er verweist dabei auf Suat Serdar und Benito Raman, die „perfekt für das hohe Pressen und Tempofußball geeignet wären“. Spieler wie Benjamin Stamboli und Omar Mascarell machen das Spiel hingegen oftmals langsam.
Zusammengefasst kämpft Schalke also momentan mit grundlegenden Problem, die der Club in dieser Rückrunde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht reparieren können wird. Bleibt zu hoffen, dass es der neuen sportlichen Führung in der Zweiten Liga gelingt, die vielen Baustellen erfolgreich abzuarbeiten.