Er galt als Phänomen. Selbst während seinen Jobs für Stuttgart, Berlin und Hoffenheim wurde er von der Schalker-Fanszene begeistert gefeiert. Zweimal war der Knurrer von Kerkrade bereits Cheftrainer auf Schalke. Seinem Schalke, dem er wie keinem anderen Verein seinen Stempel aufdrückte und eine gesamte Ära prägte. Doch nun werden Stimmen lauter, die Kritik am Jahrhunderttrainer äußern. Seine schillernde Fassade fängt an zu bröckeln.
Huub Stevens ist seit dem 14. März wieder im Traineramt, doch siegen konnte er lediglich in einem Spiel. Gegen Hannover 96 fuhr der Niederländer einen 1:0 Sieg ein, der vor allem Alexander Nübel zu verdanken war. Das Pokalviertelfinale verlor Stevens mit seinem Team ebenso wie die Spiele gegen Leipzig, Bremen, Frankfurt und Hoffenheim – immerhin gegen Nürnberg gab es einen Punkt.
„Das hätten wir auch mit Tedesco geschafft!“ ist wohl der Satz, den man auf Twitter und in Schalke-Foren zu dem Thema am häufigsten liest. Begründet ist er, zumindest wenn man die Ergebnisse ansieht, doch auch die Mannschaft habe der als „harter Hund“ bekannte Trainer nicht besser unter Kontrolle. Lustlose Auftritte in der Bundesliga, grobe Fehler und Disziplinlosigkeiten von Spielern stehen offenbar auch beim Jahrhundert-Trainer auf der Tagesordnung. Zudem hatten einige Anhänger der Schalker eine Leistungssteigerung des Teams unter Tedesco erkannt, die aber unter Stevens nicht weiter zu beobachten war. Die größte Angst bleibt. Und wer kommt im Sommer?
Im Umfeld des FC Schalke herrscht große Uneinigkeit über die Personalbesetzung, die man in der kommenden Saison im Verein sehen möchte. Kann irgendwer Schalke mehr leben als Tedesco? Gibt es jemanden mit mehr Erfahrung als Stevens? Welcher Trainertyp kann diese Mannschaft überhaupt wieder zu einer Einheit formen?
Am Samstag steht die wohl größte Bewährungsprobe der letzten Spieltage an – das Revierderby. Der Druck auf beide Mannschaften ist enorm. Doch der Druck auf Stevens ist höher als der auf Favre. Stevens spielt mit dem S04 nicht nur ein Revierderby, das immer von enormer Wichtigkeit für das Umfeld ist, sondern auch um die Aufrechterhaltung des Mythos Stevens. Das allerwichtigste für alle aus dem Verein muss aber der Klassenerhalt sein. Mit einem Sieg am Samstag wäre bei dann noch drei ausstehenden Spieltagen ein wichtiger Schritt gemacht, das Ego aufpoliert und die Dortmunder wahrscheinlich um den größten Triumph seit sieben Jahren gebracht. Aber selten standen die Chancen für Königsblau schlechter. Das bewies auch ein anfangs strukturierter Auftritt der Schalker gegen Hoffenheim, der nach dem ersten Tor schnell Geschichte war.
Wer kann die Legende Stevens am Leben halten? Nicht zuletzt der Knurrer selbst mit dem direkten Klassenerhalt und dem Derbysieg. Unterstützung muss er dafür allerdings vom Team bekommen und allen voran von denjenigen, die in der letzten Saison „zweimal“ das Derby gewinnen konnten. Vorreiter sind z.B. Vize-Kapitän Benjamin Stambouli, der die Fans und die Mannschaft einheizt oder das Kampfschwein Guido Burgstaller, der nach torlosen Monaten gegen Hoffenheim endlich wieder einnetzen konnte.