Wochen-, nein, monatelang lässt Leon Goretzka Schalke zappeln. Dabei scheint schon früh klar gewesen zu sein, dass er wechseln wird. Und auch dass ausgerechnet der FC Bayern den Mittelfeldspieler ablösefrei bekommen würde, scheint seit Wochen klar zu sein. Dass einer wie Leon Goretzka sein Glück bei einem solventeren und erfolgreicheren Club sucht, ist sein gutes Recht. Die Art und Weise, wie der Transfer zustande gekommen ist, darf aber wütend machen.
Nein, überraschend kam die Nachricht, dass Leon Goretzka den S04 im Sommer an die Bayern verlieren wird, nicht. Monatelang wurde mit einem Wechsel gerechnet. Und seit Wochen rechnete man mit den Bayern als Transferziel des 22-Jährigen, die sich selbst kaum Mühe machten, ihre Freude über den Schnapper des Jahres zu verbergen. Schalkes Sportvorstand Christian Heidel versuchte bis zuletzt alles, hatte noch vor wenigen Wochen ein „sehr langes Gespräch“ mit Goretzka und seinem Berater.
Die beiden entscheidenden Fragen in diesem Gespräch laut Heidel: „Gibt es eine Zusage an den FC Bayern? Und: Gibt es noch eine Chance, dass Leon bei Schalke 04 bleibt? Die erste wurde mir mit einem klaren ‚Nein‘ beantwortet. Die zweite Frage wurde mit einem ‚Ja‘ beantwortet“, sagte Sportvorstand Christian Heidel bei Sky Sport News HD.
Während man sich auf Schalke Hoffnungen machte, wurde in München bereits vielsagend von Schalkes Mittelfeldspieler geschwärmt. Wenige Tage zuvor, am Silvestertag meldete die spanische Marca bereits, Goretzka habe den ebenfalls interessierten Clubs Real Madrid und FC Barcelona abgesagt – mit Verweis auf seinen Sommer-Wechsel zum FC Bayern.
Es wäre ein guter Zeitpunkt gewesen, den Transfer fix zu machen und zu kommunizieren. Doch trotz der Meldung dauerte es weitere (fast) drei Wochen, bis der FC Schalke 04 dem Theater ein Ende bereitete und heute – endlich – den Transfer verkündete.
Dabei dauerte das Rumgeeiere des Leon Goretzka offenbar schon deutlich länger. Wie Christian Heidel heute verriet, seien sich Schalke und Goretzka im vergangenen Sommer (!) bereits einig gewesen. Heidel: „Einigung heißt: Die Wünsche, die Leon und sein Berater an uns gerichtet haben, haben wir zu 100 Prozent erfüllt. Deswegen gab es im Anschluss auch keine Verhandlungen mehr. Leon wollte danach noch die sportliche Entwicklung des Clubs abwarten.“
Spieler an die solventere Konkurrenz ziehen lassen zu müssen, ist die eine Seite des Fußballgeschäfts. Nicht zuletzt auch angesichts der tatsächlich überaus positiven sportlichen Entwicklung auf Schalke, muss sich Goretzka aber zumindest folgende Fragen gefallen lassen:
- ob die Entwicklung des S04 wirklich jemals eine Rolle für ihn gespielt hat
- ob schon im Sommer klar war, dass er Schalke (ablösefrei) verlassen wird
- und warum man seinem Verein und seinen Fans dann über Monate falsche Hoffnungen macht.
Für Goretzka selbst ist das ganze Theater kein Thema. In einem geschliffenen Facebook-Post geht er darauf nicht ein. Natürlich nicht, denn Goretzka ist Profi.