FC Bayern braucht zwei Standards um auf Schalke zu gewinnen – S04 mit ordentlicher Leistung, vorne aber zu harmlos

Schalke verliert wie befürchtet zuhause gegen die Bayern. Die Knappen schlagen sich achtbar, werden für den Rekordmeister aber nie gefährlich.

Sebastian-Rudy-Franck-Ribery

Schalke-Cheftrainer Domenico Tedesco stellte nach dem 1:1 gegen den FC Porto in der Champions League auf zwei Positionen um. Sebastian Rudy stand wie zu erwarten war anstelle von Nabil Bentaleb gegen seinen Ex-Club in der Startelf. Franco Di Santo ersetzte Suat Serdar, der nicht im Kader stand.

Es dauerte nur acht Minuten bis Schalke in Rückstand geriet: James Rodriguez hatte bei einer Ecke seinen Manndecker Sebastian Rudy überlistet und köpfte zum 1:0 ein. Überflüssig: Der Jubel vor der Nordkurve des wenig sympathischen Koumbianers.

Wenig später hätten sich die Bayern nicht beschweren dürfen, wenn es Elfmeter gegeben hätte. Denn Niklas Süle hatte sich im eigenen 16er bei Breel Embolo aufgestützt. Doch Schiedsrichter Daniel Siebert pfiff an diesem Abend auffallend Bayern-freundlich. Die von den Bayern-Funktionären zuletzt medienwirksam vorgetragene Forderung, die Schiedsrichter müssten die Bayern vor härterer Gangart der Gegner schützen, schien gewirkt zu haben.

Die Bayern in der Folge die klar dominierende Mannschaft. Doch trotz guter Möglichkeiten kam der FC Bayern gegen tief stehende Schalker zunächst zu keinem weiteren Torerfolg. Die Mannen von Domenico Tedesco steckten trotz der Dominanz des Gegners und des Rückstands jedoch nicht auf und kamen immer wieder zu Möglichkeiten, die aber allesamt zu harmlos ausfielen.

In der 54. Spielminute musste Weston McKennie raus – Verdacht auf Beinbruch! James Rodriguez hatte McKennie nicht gesehen, gegen den Amerikaner voll durchgezogen und dabei am Bein getroffen. Bezeichnend, dass es dafür keine gelbe Karte gab.

Für das 2:0 brauchte Bayern wieder eine Standardsituation: Alessandro Schöpf hatte James im Strafraum zu Fall gebracht, Robert Lewandowski verwandelte, obwohl Keeper Ralf Fährmann die Ecke geahnt hatte.

In der 65. Spielminute für Franco Di Santo eingewechselt, sorgte Amine Harit endlich wieder für einige Impulse im Schalker Spiel nach vorne. Der Marokkaner zeigte mit einem Torschuss und zwei Torschussvorlagen, das er dem Schalker Spiel viel Leben einhauchen kann.

Wenn er denn spielt. Denn seit Wochen darf Harit lediglich bei Kurzeinsätzen ran. Auch Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic fragte sich, warum Harit nicht in der Startelf stand. „Wenn ich mir den jungen Amine Harit anschaue und sehe, wie er kickt, dann wundere ich mich schon, dass er nicht spielt. Er ist ein super Kicker.“ Und jemand, der mit starken Einzelaktionen immer für Gefahr sorgen kann, wenn es das Kollektiv nicht schafft.

Doch auch Harit konnte die Niederlage nicht mehr verhindern. Es blieb beim 0:2 – Schalkes vierte Niederlage im vierten Bundesligaspiel in dieser Saison.

Am Rande der Partie sorgte Franco Di Santo noch für einen kleinen Eklat. Der Argentinier war offenbar mit seiner Auswechslung in der 70. Spielminute nicht einverstanden und diskutierte lautstark mit Domenico Tedesco. Schalkes Cheftrainer nach dem Spiel: „Di Santo war nicht einverstanden mit der Auswechslung, ich schon! Wir reden ihn stark – und dann ist es enttäuschend. Etwas gute Erziehung wäre da nicht so verkehrt.“ Zumal Schalke den Stürmer immer wieder gefördert hatte – trotz durchwachsenen Leistungen. S04-Sportvorstand Christian Heidel: „Domenico hat ihm die richtige Antwort gegeben, ich glaube, sie haben auf Spanisch geredet. Wenn er sich nicht benommen hat, wird es intern eine Strafe geben.“

Franco Di Santo entschuldigte sich später für seine Aktion: Er habe „nur für mich selbst geflucht“. Und weiter: „Ich muss das ganz allein auf meine Kappe nehmen, das war mein Fehler. Ich bin ein impulsiver Typ, halb Italiener, halb Argentinier – dieses Blut fließt in meinen Adern. Ich wollte das Spiel einfach gewinnen, denn ich bin überzeugt: Wir hätten mehr verdient gehabt als diese Niederlage. Deshalb war ich sauer, so war das zu erklären. Es war keine Geste gegen irgendjemanden anders.“

Das Spiel analysierte Domenico Tedesco so:

„Wir waren in den ersten zehn Minuten wacklig. Da sind uns die Bälle um die Ohren geflogen. Viele Flanken, viele Hereingaben. Die Führung der Bayern in der achten Minute war daher auch verdient. James hätte uns in dieser Situation nicht entwischen dürfen. Es war bitter, zumal wir auch in Wolfsburg und Mönchengladbach durch ein Standardtor früh in Rückstand geraten sind. Diese Szenen sprechen wir immer wieder an, trainieren auch gut. Nach dem 0:1 waren wir stabil, haben eine mehr als ordentliche Leistung gezeigt. Wir haben versucht, die Bayern immer wieder zu stressen. Unsere beiden Stürmer haben die Defensive des Gegners permanent angelaufen, haben nicht aufgesteckt. Letztlich hat uns aber der letzte Punch Richtung gegnerisches Tor gefehlt. Beide Innenverteidiger der Bayern haben wir heute nicht überwinden können.“