Analyse: Die Schalker Offensive auf dem Prüfstand

Die Winterpause neigt sich dem Ende zu und die Knappen blicken optimistisch der zweiten Saisonhälfte entgegen. Die offensiven Neuverpflichtungen geben Anlass zur Frage, was der Schalker Offensive eigentlich fehlt. Schalke-News hat Statistiken durchsucht und kam zu interessanten Ergebnissen.

Franco-Di-santo-Köln

Mit Cedric Teuchert und Marko Pjaca wurden gleich zwei neue Spieler diesen Winter verpflichtet, Mark Uth wurde für die nächste Saison geholt. Schon jetzt setzt er mit den anderen die Schalker Offensive unter Druck: Burgstaller, Konoplyanka, di Santo, Embolo, Teuchert, Tekpetey, Wright und Reese werden sicher nicht alle in der nächsten Saison in königsblau stürmen. Das führt uns auch direkt zum ersten Punkt:

Torchancen

Anders als in den letzten Jahren kann sich die Chancenverwertung unter Tedesco durchaus sehen lassen. Mit 16,6% belegt Schalke in dieser Statistik den 5. Platz (Vorjahr 11.). Da man mit 169 Torschüssen aber auch „nur“ den 6. Platz belegt, sprangen dabei auch „nur“ 28 Tore heraus. Das ist zwar der viertbeste Wert, allerdings sind vier weitere Mannschaften mit 27 Toren den Knappen dicht auf den Fersen. Betrachtet man die „expected goals“*, so steht Schalke auf Platz 6, was wiederum für eine gute Chancenverwertung, allerdings eine weniger gute Anzahl an Chancen spricht. Alles in allem besteht kein Grund zur Panik, jedoch scheint hier spielerisch das größte Entwicklungspotenzial vorhanden. Wer sich hier positiv hervortut, hat gute Chancen nächstes Jahr im Kader zu sein.
Die Suche nach Ansatzpunkten erweist sich allerdings als schwierig; aus subjektiver Sicht sucht Schalke oft und schnell den Torabschluss. Der Grund scheint also weniger spielerischer Art, sondern vielmehr die…

…Nettospielzeit

Als Nettospielzeit bezeichnet man die Zeit, in der der Ball auf dem Feld und freigegeben ist. Vor allem Fouls, Einwürfe und Abstöße verringern also diese Spielzeit. In der Bundesliga beträgt sie in der Regel zwischen 50 und 60 Minuten.
Zwar liegt uns keine Statistik über die Nettospielzeit vor, Vermutungen lassen sich aber leicht anstellen:
Mit 254 begangenen Fouls und 253 Fouls gegen Schalke liegt das Team auf Platz 3 bzw. 2 in der Liga. Der Grund hierfür ist sicherlich die Art des Pressings unter Tedesco: beim schnellen Anlaufen des Gegners bleibt dem Verlierer des Zweikampfs oft nur das Foul, um dem Gegner nicht den Raum hinter sich zu überlassen.

Die direkten Konkurrenten der Schalker im Bereich der Torchancen liegen allesamt in deutlich niedrigeren Bereichen bei diesen Werten, haben also schätzungsweise 4 oder 5 Minuten mehr Nettospielzeit pro Spiel. Hätte Schalke diese zusätzliche Zeit, würden sie pro Spiel statistisch gesehen eine Torchance mehr kreieren und hätten in der Hinrunde knapp 3 Tore mehr geschossen. Was sich ein wenig nach statistischer Haarspalterei anhört wurde vom akribischen Tedesco wahrscheinlich längst in Angriff genommen. So kreierte er unlängst ein neues Schalker Ballbesitzspiel, denn wer den Ball hat, der foult nicht.

Laufleistung

Sollte man in der Rückrunde nun wirklich die Nettospielzeit erhöhen, so muss man auch über die Schalker Laufleistungen sprechen. Mit 1.848 km belegen die Knappen in dieser Statistik den letzten Platz. Nun wurde in der Vergangenheit oft diskutiert und belegt, dass die abgearbeiteten Kilometer kein Gradmesser für den Erfolg einer Mannschaft sind (siehe Bayern München, Platz 14). Dennoch muss man sich fragen, ob jeder Einzelne denn noch mehr laufen könnte, wenn es denn nötig wäre. Denn, würde man den statistischen Gedanken von oben weiterführen, so müsste bei gleicher Spielweise und 5 Minuten zusätzlicher Spielzeit jeder Knappe ca. 1 km pro Spiel mehr laufen, insgesamt wäre man dann bei 2.033 km – mit Abstand Spitzenwert! So eine zusätzliche Belastung wäre wohl für kaum jemanden so leicht wegzustecken.

Fazit

Statistiken sind sicher nicht die ganze Wahrheit. Vor allem Hochrechnungen sind oft nur wenig zutreffend. Sie eignen sich allerdings hervorragend, um Unterschiede und Tendenzen aufzuzeigen. So sind die hochgerechneten Zahlen nicht als gesetzt zu betrachten, die grobe Richtung ist allerdings kaum anzuzweifeln. Tedesco hat gezeigt, dass er die Schwächen seines Teams exakt analysiert und behebt, dabei werden die oben genannten keine Ausnahme sein. Welcher Stürmer diesen Weg mit ihm gehen kann, bleibt abzuwarten.

*Im Gegensatz zur Schussgenauigkeit berücksichtigt xGoals nicht das Verhältnis von Schüssen zu Toren, sondern betrachtet vor allem die Position und die Art des Abschlusses (z.B. Kopfball nach Eckstoß). Es wird sozusagen die Wahrscheinlichkeit betrachtet, in einer bestimmten Situation ein Tor zu erzielen.