Vorschau: „Gegen Bayern kann man an mehr Stellschrauben drehen als gegen andere Gegner…“

Beim FC Bayern rumort es in dieser Saison. Sportlich konnten die Münchner zuletzt zwar für Erfolgserlebnisse sorgen, doch eine Niederlage auf Schalke würde erneut ordentlich Unruhe in den Club bringen. FCB-Trainer Carlo Ancelotti will in Gelsenkirchen deshalb unbedingt dreifach punkten, doch auch Schalkes Cheftrainer Domenico Tedesco will die drei Punkte.

Thilo-Kehrer-Arjen-Robben

Rund um die Säbener Straße brodelte es in den letzten Wochen teils gewaltig: Erst die unterm Strich für Bayern-Verhältnisse geradezu schockierenden Testspielergebnisse im Rahmen der Saisonvorbereitung – darunter ein 0:4 gegen AC Mailand und ein 0:3 gegen Liverpool – und kurz darauf steht man nach vier Spieltagen nur auf einem enttäuschenden dritten Platz. Das entspricht kaum dem Anspruch des Rekordmeisters. Zudem wird die sportlich durchwachsene Situation um unzufriedene Spieler ergänzt. Carlo Ancelotti muss sich momentan (erneut) erklären.

Unruhe im Umfeld des FC Bayern

Alles andere als drei Punkte auf Schalke würde deshalb die aktuell trügerisch anmutende Ruhe an der Säbener Straße wohl über Nacht abrupt beenden. Der erneut unter Druck geratene Carlo Ancelotti betont deshalb den positiven Trend der letzten beiden Spiele: Nach dem 0:2 in Hoffenheim vor anderthalb Wochen konnten sich die Bayern den Frust von der Seele schießen. Erst gab es ein 3:0 in der Champions League gegen Anderlecht, danach in der Liga ein 4:0 gegen Mainz. „Wir haben gegen Mainz sehr gut gespielt und die Punkte geben uns noch mehr Selbstvertrauen. Wir wollen diese Leistung gegen Schalke bestätigen“, sagte der 58-Jährige am Montag.

Trotz des Aufwärtstrends will der Italiener auf der ein oder anderen Position Wechsel vornehmen. „Ich glaube, dass in diesem Moment Rotation wichtig ist, um die Spieler motiviert und in Form zu halten“, kündigte Ancelotti an. Fehlen werden ihm dabei zwei, nein, drei wichtige Leistungsträger. David Alaba fehlt weiterhin, Arjen Robben wird wegen einer Grippe ausfallen und Manuel Neuer hat sich erneut am linken Fuß verletzt. Dennoch dürfte der Kader der Bayern in der Breite genug hergeben, um diese Ausfälle zu kompensieren.

Der Matchplan des S04

Nach 13 sieglosen Spielen gegen den FCB wird es für Schalke langsam Zeit, mal wieder dreifach zu punkten. S04-Cheftrainer Domenico Tedesco betonte zwar, dass Schalke für einen Sieg „einen Sahnetag“ erwischen müsse. Gleichzeitig machte der 21-Jährige mehr als deutlich, die Voraussetzungen für einen solchen Sahnetag geschaffen zu haben. Auf der Pressekonferenz am Montag führte Tedesco in für ihn untypischer Manier detailliert aus, wie er die Bayern zu packen gedenkt.

Weil die absolute Stärke der Bayern das Flügelspiel sei, müsse man genau dort präsent sein, notfalls die Räume auf den Flügeln doppeln oder gar dreifach besetzen, auch wenn dies dazu führe, in der ein oder anderen Situation die Überzahl im Zentrum zu verlieren.

„Dass wir durch die Verlagerungen der Bayern im Laufe des Spiels auch mal tief stehen werden, ist klar. Dass du Gefahr läufst, streckenweise passiv zu werden, das ist auch klar, das müssen wir verhindern.“ Der FC Bayern habe herausragende Spieler, ja Weltklasse-Spieler. „Die Gefahr gegen einen solchen Gegner ist immer da, dass man sich zu sehr verändert, dass man zu sehr auf den Gegner schaut. Wir wollen unser Spiel nicht zu sehr verändern, uns nicht verbiegen lassen und nur defensiv spielen. Wir brauchen die richtige Mischung. Wir haben auch etwas zu bieten.“

Gegen die Bayern „mutig sein“

Deshalb müsse Schalke die Stärken der Bayern weitgehend neutralisieren und selbst die ein oder andere Chance erarbeiten. „Wenn du den Mut hast, Ballbesitz-Fußball zu spielen, gewisse Räume anzuspielen, auch wenn sich diese unter Druck befinden, um den Gegner zu bewegen, dann hast du eine Chance gegen Bayern München“, ist Tedesco überzeugt.

Gegen die Bayern müsse seine Mannschaft den passenden Kompromiss aus hohem Pressing und einner gewissen Restsicherheit hinten finden. Der 32-Jährige erklärt: „Wir müssen unser Pressingverhalten etwas anpassen, je nach Überzahl des Gegners. Wir müssen schauen, mit wie vielen Spielern wir vorne pressen wollen, wie viele Spieler wir opfern wollen, sodass wir hinten mit einer gewissen Restverteidigung bleiben.“

Gegen den Rekordmeister ausfallen wird definitiv Alessandro Schöpf, der sich mit Rückenproblemen herumplagt. Spannend wird sein zu sehen, ob Domencio Tedesco erneut im 3-4-3 spielen lassen wird oder – erstmals in dieser Saison – eine neue Formation aufs Feld schicken wird. Denn bei aller Stärke der Münchner gelte laut Tedesco eben auch: „Gegen Bayern kann man vielleicht an mehr Stellschrauben drehen, als gegen andere Gegner…“

So könnte Schalke spielen:
Fährmann – Oczipka, Nastasic, Naldo, Kehrer, Caligiuri – Bentaleb, Goretzka – Konoplyanka, Harit, Burgstaller