Analyse: Schalke und das Problem mit dem Offensivspiel

Es wurde auch beim 2:0 gegen Hertha BSC Berlin deutlich: Während Schalke hinten überwiegend souverän agiert, erspielen sich die Profis von Trainer Domenico Tedesco vorne einfach zu wenige Chancen. Eine Tatsache – die sich auch anhand von Zahlen ziemlich eindeutig belegen lässt.

Konoplyanka

Bezeichnend für das Schalker Offensivspiel auch gestern: Um auf die Siegerstraße zu gelangen, brauchte Schalke nach der roten Karte gegen Herthas Haraguchi erst numerische Überzahl und dann einen Elfmeter. In der zweiten Halbzeit machten es die Schalker dann etwas besser, gaben gegen zehn Berliner mehr Schüsse ab, als im ersten Durchgang.

Bei den Torschüssen im Bundesliga-Vergleich nur unterdurchschnittlich

Dass es im Schalker Offensivspiel auch in dieser Saison wieder ordentlich rumpelt, zeigen auch die Statistiken dieser Spielzeit. Im Schnitt gibt Schalke pro Spiel nur 11,8 Torschüsse ab. Mit diesem schwachen Wert liegen die Knappen nur auf Rang 12 der Bundesliga. Fast noch schlimmer: Lediglich vier Schüsse gehen pro Spiel auch tatsächlich auf das Tor.

Viele Fernschüsse

Eine der Ursachen: Rund 40 % aller Schalker Torschüsse sind Fernschüsse, werden von außerhalb des 16ers abgegeben. Ein Hinweis darauf, dass Schalkes Offensivspiel im letzten Drittel nicht sonderlich effektiv ist – und meist noch vor dem Strafraum beendet ist.

Eine weitere Statistik zeigt: Nicht etwa Schalkes Stürmer geben die meisten Schüsse ab, sondern mit Leon Goretzka ein zentraler Mittelfeldspieler. Goretzka schießt pro Spiel 2,5 mal auf das gegnerische Tor. Auf Platz zwei Yevgen Konoplyanka mit 1,8 Schüssen. Erst danach folgt Mittelstürmer Guido Burgstaller mit 1,4 Torschüssen.

Das legt den Schluss nahe, dass Schalkes Stürmer auch in dieser Saison einfach zu wenige Bälle bekommen. Diese Hypothese wird von einer weiteren Statistik gestützt: Mit 20% hat der Österreicher die deutlich beste Chancenverwertung vor Goretzka (10%) und Konoplyanka (7,1%).

Gute Chancenverwertung

Immerhin ist Schalkes Chancenverwertung nicht ganz schlecht. Statistisch gesehen geht rund jeder zehnte Schuss auch in das Tor – damit liegt Schalke immerhin auf Platz 8 in der Liga. Ebenfalls gut ist Schalkes Defensivspiel: Nur 11,1 Torschüsse lassen die Knappen pro Spiel im Schnitt zu (Platz 6).

Doch zurück zum Offensivspiel: Die Chancenverwertung war bereits beim ersten Spiel der Saison gegen RB Leipzig top. Schalkes Matchplan, die schnell kombinierenden Leipziger ihr Spiel machen lassen und dann blitzschnell zu kontern, ging auf. Schalke machte aus seinen gerade mal 11 Torschüssen zwei Buden, Leipzig blieb trotz 12 Torschüssen leer aus.

Doch schon beim darauffolgenden Spiel in Hannover blieb Schalke wirkungslos. Mickrige acht Torschüsse waren zuwenig, die Knappen verloren mit 0:1. Danach konnte Schalke 04 gegen Stuttgart und Bremen gewinnen. Auch hier wieder auffällig: die wenigen Schalker Torschüsse auf das gegnerische Tor – 12 gegen Stuttgart, 11 gegen Bremen. Aber es reichte, Stichwort Chancenauswertung.

„Nuancen entscheiden, ob ein Ball reingeht oder nicht“

Dass es auch anders geht, zeigten die Profis von Domenico Tedesco beim Spiel in Hoffenheim. Bei der wohl besten Saisonleistung gaben die Schalker immerhin 17 Torschüsse ab. Doch während der Hopp-Club zwei Tore schoss, ging der S04 dieses Mal leer aus. Wie überlegen Schalke war, spiegelte insbesondere das Torschuss-Verhältnis wider: Die Knappen feuerten 17 Mal auf das gegnerische Tor, Hoffenheim nur 12 Mal. Nach dem 0:2 in Hoffenheim analysierte Tedesco: „Es sind Nuancen, die entscheiden, ob ein Ball reingeht oder nicht. Wir haben genug Spieler im Kader, die schon mehrmals gezeigt haben, dass sie Tore erzielen können. Da wird der Knoten bald wieder platzen.“

Knackpunkt Offensivspiel im letzten Drittel

Wo der Schlüssel zum Erfolg im eigenen Angriffsspiel liegt, verriet Tedesco ebenfalls nach dem Hoffenheim-Spiel: „Im zweiten Durchgang haben wir uns zahlreiche Chancen erarbeiten können und hatten gute Tempowechsel im letzten Drittel.“ Bislang sieht man das allerdings noch zu selten auf Schalke.