Wohl wissend, dass auf Schalke beinahe traditionell schnell Unruhe einkehren wird, waren Führung und Spieler des Vereins bemüht, die 0:1-Auftaktpleite gegen Frankfurt nicht allzu hoch zu hängen. Ralf Fährmann etwa wies auf den stattfindenden Umbruch mit vielen personellen Veränderungen hin. „Die müssen erst einmal greifen“, so Fährmann. „Aber das braucht auch Zeit. Ich hoffe, dass wir die auch bekommen.“
Dass die schnell aufkeimende Unruhe nicht von den Fans ausgelöst wird, sondern in erster Linie von vielen Medien, die sich rund um das Geschehen in Gelsenkirchen spektakuläre Geschichten erhoffen, wird seit Jahren deutlich. Während der königsblaue Anhang seine Erwartungen zuletzt erheblich heruntergeschraubt hat, nicht mehr von den großen Titeln träumt, sondern sich hauptsächlich auf die berechtigte Forderung auf eine engagierte Spielweise beschränkt, wird im Spor1-Doppelpass wieder – ebenfalls beinahe tradtionell – ordentlich losgeledert. Die Diskussionen bewegten sich dabei zwischen erfreulicher Sachlichkeit und wenig differenzierten Thesen.
Pit Gottschalk, Chef der Funke-Sportredaktion (u.a. WAZ) kritisierte vor allem Schalkes fehlende Bereitschaft, gegen Frankfurt in die Zweikämpfe zu gehen. Zudem habe die Doppel-6, bestehend aus Johannes Geis und Dennis Aogo, nicht funktioniert.
Thomas Strunz versteht es nicht, wenn Neuzugänge nicht spielen. „Es erschließt sich mir nicht, warum mit Franco di Santo ein gelernter Mittelstürmer rechts spielt“, so der Ex-Profi mit Blick etwa auf den zunächst nur auf der Bank sitzenden Breel Embolo.
Ein leidenschaftlicher Sport1-Redakteur Christian Ortlepp biss sich auf eine These fest und sprach dem Schalker Kader schlicht jegliche Qualität ab. Die von Thomas Strunz angesprochene „gigantisch große“ Erwartungshaltung der Schalke-Fans habe laut Orlepp keinerlei Berechtigung: Die Fans dürften keine „astronomischen Ansprüche“ stellen. Ob sich der Chefreporter von „Bundesliga Aktuell“ jemals mit einem einzigen Schalke-Fan auseinandergesetzt hat? Unklar.
Immerhin fuhr ihm Pit Gottschalk in die Parade: „Die Qualitätsdiskussion, die du führst, darüber redet jemand, der normalerweise über den FC Bayern berichtet“. Der Ex-Chefredakteur der „Sport Bild“ weiter: „Der Kader ist stark. Sie werden wahrscheinlich nicht oben mitspielen wie Borussia Dortmund oder Leverkusen. Aber um den vierten Platz werden sie mit Sicherheit spielen.“ Die entscheidende Frage sei, ob Schalke Ruhe bis zum zweiten Spieltag bewahren könne, oder ob „wieder alle durchdrehen.“
Thomas Strunz war bemüht, die Diskussion wieder auf eine sachlichere und weniger pauschale Basis zu bringen: „Jetzt kann man sagen, ja, das war ein schlechter Auftakt. Aber daraus die Rückschlüsse zu ziehen, der Kader sei nicht gut genug? Ich glaube nicht, dass wir im Detail bewerten können, wie gut die Neuzugänge sind.“
Die Neuzugänge, die laut Christian Ortlepp dem FC Schalke 04 nicht weiterhelfen, um sich nach oben zu orientieren, bewertet Strunz mit Blick auf Coke, der von Atletico Madird kam oder Benjamin Stambouli ganz anders: „Jemand, der wie Benjamin Stambouli in Paris im defensiven Mittelfeld gespielt hat, in der Liga und in der Champions League gespielt hat, der wird schon Qualität haben.“
Thomas Strunz weiter: „Die große Herausforderung sei, dass Markus Weinzierl in einer mit Stars gespickten Mannschaft seine persönliche, und in Augsburg erfolgreiche Linie durchziehen kann. Die Mannschaft müsse zu einer gewissen Stabilität gelangen und alles dem Erfolg unterzuordnen.“ Was ihm bei Schalke 04 fehle, sei die aus der Mannschaft kommende Geschlossenheit. „Und das haben Mannschaften wie Leverkusen, Gladbach, Dortmund und natürlich auch Bayern den Schalkern voraus. Und das ist die Aufgabe, der sich Schalke stellen muss“.