Joel Matip wechselt zur nächsten Saison auf die Insel. In Liverpool erwartet den gebürtigen Bochumer ein neuer Lebensabschnitt. Und schon ist in den Medien die Rede von einem ‚Karrieresprung‘ und dem ‚nächsten Schritt auf der Karriereleiter‘.
Doch objektiv betrachtet, ist der Wechsel rein sportlich gesehen keine Verbesserung. Sicher: Die Premier League gilt als „beste Liga der Welt“, in der nach wie vor ein etwas anderer Fußball als in der Bundesliga gespielt wird. Doch bekanntermaßen konnten englische Clubs in den letzten Jahren in den europäischen Club-Wettbewerben wenig reißen. Da ist Liverpool keine positive Ausnahme – im Gegenteil.
Die besten Zeiten scheint der Kult-Club aus dem Norden Englands hinter sich zu haben. In den letzten sieben Spielzeiten konnte Liverpool immerhin fünf Mal in einem europäischen Club-Wettbewerb spielen, davon zwei Mal in der Champions League – in der Liverpool aber nie über die Gruppenphase hinaus kam. Im gleichen Zeitraum spielte Schalke 04 immerhin sechs Mal europäisch, davon vier Mal in der Königsklasse.
Und auch in der Liga lief es für Liverpool schon besser. In den letzten sieben Saisons konnte sich der Kult-Club lediglich ein Mal in den Top-5 platzieren. Auch unter Liverpools neuem Trainer Jürgen Klopp läuft es (noch?) nicht so wie geplant. In 20 Spielen konnte der Ex-Dortmunder seine Mannschaft nur 10 Mal zum Sieg führen. Ernüchternder Status Quo: Rang acht und 13 Punkte Rückstand auf einen CL-Platz.
Interessant ist, dass weder Jürgen Klopp, noch Joel Matip von einem Karrieresprung reden. Jürgen Klopp schwärmt zwar in den höchsten Tönen für Schalkes Innenverteidiger, der zwar weiter hart an sich arbeiten müsse, der Liverpool aber „sofort weiterhelfen“ könne. Matip indes redet zwar vom richtigen Zeitpunkt, um „diesen Schritt zu tun“. Allerdings vermeidet der Deutsch-Kameruner von einem Sprung für die eigene Karriere zu sprechen. Für Matip scheint in erster Linie der Reiz etwas „ganz Neues kennen zu lernen“ – und sicherlich ein üppiges Gehalt (Gerüchte sprechen von einem Jahresgehalt im Bereich von mindestens 5-6 Millionen Euro) ausschlaggebend gewesen zu sein.
Auch Matips Jugendtrainer Norbert Elgert, Trainer der Schalker U19, spricht nicht von einer sportlichen Verbesserung, auch wenn die „WAZ“ mit der Überschrift „Warum Förderer Elgert Joel Matip den Karrieresprung zutraut“ genau das suggeriert. Der Zeitung sagte Elgert: „Er wird eine gewisse Zeit brauchen, sich zu akklimatisieren. Aber er bringt alles mit, um in einer für ihn neuen, in dieser ganz anderen Liga zu bestehen“.
Die Premier League: Ganz anders, aber nicht unbedingt besser.