Bei Timon Wellenreuther gehen die Meinungen in der Schalker Fanszene auseinander. Traditionell werden die eigenen Nachwuchsspieler auf Schalke bedingungslos unterstützt und genießen grundsätzlich allerhöchste Wertschätzung. Nun ist die Position des Torwarts aber eine undankbare. Während Fehler von Feldspielern oftmals vom Mannschaftsfgefüge relativiert oder kaschiert werden können, sind Fehler des letzten Mannes erstens recht eindeutig und zweitens meist schwerwiegend.
Anfang Februar feierte Wellenreuther nach den Verletzungen von Ralf Fährmann und Fabian Giefer sein Profi-Debüt. Ausgerechnet gegen den FC Bayern. Trotzdem machte der erst 19-jährige Keeper seine Sache gut. Vereinzelte Fehler wurden ihm zugestanden – man sah generös darüber hinweg. Ansonsten machte der Absolvent der Schalker Knappenschmiede seine Suche zunächst gut, begeisterte mit Coolness und starken Reflexen.
Ersten Kredit verspielte Wellenreuther in den Spielen in Frankfurt (0:1) und gegen Werder Bremen (1:1). Sein Fehler im Derby gegen Dortmund fiel hingegen angesichts des kollektiven Versagens einer mut- und kraftlosen Schalker Mannschaft nicht ins Gewicht. Das 2:2 gestern gegen Hertha BSC Berlin könnte nun aber die Wende bedeuten. Zwei sehr eindeutige Torwartfehler brachten S04 vermutlich um die drei so wichtigen Punkte.
Schalkes Spieler bemühten sich um Fairness. Erste Kritik kommt aber etwa von Kapitän Benedikt Höwedes: „Timon weiß selbst, dass er bei den Gegentoren nicht ganz so gut aussah. Aber die Mannschaft macht ihm keinen Vorwurf. Er selbst ärgert sich sicherlich am meisten.“ Dabei sah auch Benedikt Höwedes, genauso wie Christian Fuchs und Matija Nastasic beim ersten Gegentor nicht 100%-ig astrein aus: Beim Spielaufbau schenkte Christian Fuchs unter Druck gesetzt zunächst den Ball mit einem Fehlpass her, Matija Nastasic hätte Valentin Stocker am Fernschuss hindern müssen und Benedikt Höwedes hätte Ben-Hatira nicht aus den Augen verlieren und einnetzen lassen dürfen.
Joel Matip sah Wellenreuthers Leistung auch etwas differenzierter: „Jeder macht Fehler. Das gehört dazu. Wir stehen das alle zusammen durch. Timon war nicht als einziger auf dem Platz.“
Auch Horst Heldt stärkte dem (eigentlich) vierten Keeper den Rücken: „Timon hat weiter unser Vertrauen. So ein Spiel muss man auch mal zugestehen. Die Ballverluste vor den Gegentoren waren auch bitter.“
Nicht nur in Fankreisen wachsen dennoch Zweifel an der (momentanen) Bundesliga-Eignung des gebürtigen Karlsruhers. Mit Unverständnis wird zur Kenntnis genommen, dass mit Christian Wetklo nicht nur ein echter Schalker auf der Bank sitzt, sondern auch noch ein gestandener Bundesliga-Keeper, und der trotzdem nicht spielt.
Am Samstag kommt es auf Schalke gegen Bayer Leverkusen zu einem echten Sechs-Punkte-Spiel um die verbleibenden Champions League-Plätze. Eventuell werden dann weder Timon Wellenreuther, noch Christian Wetklo im Tor stehen, sondern Ralf Fährmann, der nach seiner Kreuzbandverletzung Fortschritte macht. Nicht nur bei den Schalke-Fans dürfte das die favorisierte Personalie im Schalker Tor sein.