Volksfeststimmung auf Schalke: über 100.000 Fans waren gekommen, um im Rahmen des „Schalke-Tags“ gemeinsam mit dem Verein die Saisoneröffnung zu feiern. Über 35.000 Zuschauer blieben, um sich das Testspiel zwischen dem FC Schalke 04 und Twente Enschede anzusehen. Schalke zeigte erneut viel Potenzial, blieb vor dem Tor aber erneut viel zu harmlos.
Trainer André Breitenreiter schickte sein Team wie im Testspiel gegen den FC Porto wieder im 4-2-2-2 mit zwei 6ern und zwei Außenspielern im Mittelfeld auf den Platz. Eric Maxim Choupo-Moting rückte in die Startelf, Leon Goretzka von rechts ins defensive Mittelfeld. Dennis Aogo erhielt den Vorzug vor Sead Kolasinac auf der linken Verteidigerposition.
Auf den Rängen dominierten zunächst die rund 5.000 Holländer, unter anderem auch mit Bengalos. Auf dem Platz hingegen ergriff Schalke die Initiative und dominierte die erste Halbzeit. Während Sascha Riether auf der rechten Abwehseite eher defensiv zu Werke ging, interpretierte Dennis Aogo seinen Job auf der gegenüberliegenden Seite sehr offensiv. Im Spiel nach vorne ging auf der linken Seite einiges, auch wenn sich Linksaußen Julian Draxler auffallend zentral aufhielt.
Johannes Geis machte da weiter, wo er gegen Porto aufgehört hatte: mit viel Übersich lenkte der Ex-Mainzer das Schalker Spiel aus der Zentrale heraus und setzte einige Akzente. Etwa in der dritten Spielminute, als der 21-Jährige mit einem Mega-Steilpass Klaas-Jan Huntelaar schickte, der aber an Twente-Keeper Marsman scheiterte.
In der 28. Spielminute war es soweit: Johannes Geis legte sich den Ball 25 Meter vor dem Tor in halbrechter Position zurecht, lief an und setze den direkten Freistoß in den rechten Winkel! Spätestens jetzt wussten Schalkes Fans, was Coach Breitenreiter damit meinte, als er Johannes Geis als „Waffe“ bezeichnete!
Leon Goretzka hingegen kam irgendwie nicht ins Spiel, agierte glücklos und hatte über weite Strecken wenige Ballkontakte. Umso mehr bemühte sich der Ex-Bochumer im Pressing. Immerhin die Einstellung stimmte also.
In der Halbzeit kamen Junior Caicara für Sascha Riether und Michael Gspurning für Ralf Fährmann. Dennis Aogo agierte jetzt defensiver, Junior Caicara dafür umso offensiver. Im Ergebnis ging nicht mehr allzu viel über die linke Seite – auch deshalb, weil Aogo wegen der Draxler-Ausflüge in die Mittel zuweilen eine Anspielposition fehlte.
Auf der rechten Seite mühten sich Choupo-Moting und Junior Caicara um ein offensives Zusammenspiel. Man merkte beiden an, dass sie noch nie zusammengespielt hatten – und dass der Brasilianer nach seiner Verletzung etwas aus dem Rhythmus gekommen war. Kaum eine Caicara-Flanke fand einen Abnehmer. Hinten wirkte der Außenverteidiger aber konzentriert und aufmerksam.
Im weiteren Spielverlauf brachte André Breitenreiter Max Meyer, Sidney Sam, Sead Kolasinac, Marco Höger, Leroy Sané, Leon Goretzka und Roman Neustädter für Franco di Santo, Eric Maxim Choupo-Moting, Dennis Aogo und Matija Nastasic und stellte auf ein 4-2-3-1 mit Max Meyer im offensiven Mittelfeld um.
Auf der linken Seite machten Sead Kolasinac und Leroy Sané Werbung in eigener Sache und nach vorne viel Alarm. Erst traf Sané nur den Pfosten (72.), danach legte „Kola“ eine punktgenaue Flanke auf Klaas-Jan Huntelaar, der aber an Landsmann Nick Marsman per Kopf aus kurzer Distanz scheiterte.
In der 85. Spielminute war es ausgerechnet Junior Caicara, der den Ball zwar bedrängt aber völlig unnötig herschenkte. Michael Olaitan bedankte sich und traf mit einem Flachschuss aus acht Metern zum 1:1.
Zwei Minuten später brachte Junior Caicara, um Wiedergutmachung bemüht, eine Flanke auf Max Meyer, der im 16er aber zu lange wartete und den Ball nur an den Pfosten setzte.
So blieb es beim 1:1 – und einem weiteren Testspiel, bei dem Schalke einen wirklich guten Eindruck hinterließ, aber einfach zu wenig Tore schoss.
Coach Breitenreiter analysierte nach dem Spiel: „Wir waren über weite Phasen des Spiels zu passiv. Wir brauchen über 90 Minuten gesehen mehr Aktivität, mehr Zweikämpfe, mehr Pressing. Das ist ein langer Weg, den wir noch vor uns haben. Für den ersten Schritt sind wir aber zufrieden.“
Schalke: Fährmann (46. Gspurning) – Riether (46. Caicara), Matip (81. Friedrich), Nastasic (63. Neustädter), Aogo (63. Kolasinac) – Choupo-Moting (63. Sam), Goretzka (63. Höger), Geis (81. Ayhan), Draxler (63. Meyer) – Huntelaar (81. Platte), Di Santo (63. Sane)