Schalke taumelt hilflos durch die Bundesliga. Unterbrochen nur durch den glücklichen Sieg über den VfB Stuttgart setzte sich die sportliche Talfahrt gestern gegen den 1. FC Köln fort.
Roberto di Matteo brachte die bei ihren Kurzeinsätzen gegen Stuttgart starken Offensivkräfte Kevin-Prince Boateng und Julian Draxler von Anfang an. Der nicht ganz fitte Jefferson Farfan und Max Meyer mussten mit der Bank vorlieb nehmen. Auf der rechten Verteidigerposition gab´s eine Überraschung. Marco Höger übernahm die rechte Außenverteidigerposition von Benedikt Höwedes, der wieder auf seine Position in der Innenverteidigung rückte.
Damit tat „RDM“ Marco Höger keinen Gefallen: der Mittelfeldspieler wirkte auf der rechten Außenbahn völlig überfordert, wurde vom italienischen Chef-Trainer aber nicht erlöst. Eine Zweikampfquote von 37 Prozent und ein Passquote von 74 Prozent sprechen Bände.
Nicht viel besser machten es Högers Teamkollegen. Im Defensivverhalten, angefangen ganz vorne, bemühte sich Schalke vor allem mit Eric Maxim Choupo-Moting, der für den gelbgesperrten Klaas-Jan Huntelaar in die Sturmspitze gerückt war, Kevin-Prince Boateng und Leroy Sané zumindest um ein Alibi-Pressing, das oftmals leicht zu überspielen war. Das zentrale Mittelfeld schenke S04 überwiegend vollständig her: die Kölner konnten schalten und walten, wie sie wollten. In der Abwehr ließ sich Schalke auch bei klaren Überzahlsituationen in Ballnähe ein ums andere Mal übertölpeln.
In der 34. Spielminute gab´s die Quittung für Schalkes Spielweise. Marco Höher hatte im rechten Mittelfeld zweimal die Möglichkeit entscheidend zu stören, konnte den Ball aber nicht erobern. Jonas Hector bekam den Ball und machte sich auf in Richtung Schalker Strafraum. Julian Draxler entschied sich nicht nachzusetzen, trabte lieber hinterher und ließ den Nationalspieler ziehen. Kevin-Prince Boateng versuchte es wenigstens mit einer Grätsche, die aber nicht präzise und entschlossen genug vorgetragen wurde. Der aufgerückte Benedikt Höwedes hätte in der Rückwärtsbewegung erkennen müssen, dass am eigenen 16er Kevin Vogt und Marcel Risse völlig frei stehend auf den Ball lauerten. Genug Zeit hätte Höwedes ansgesichts seines leichten Trabs gehabt. So positionierte sich Höwedes, genauso wie Roman Neustädter, falsch. Nach Nagasawas Schlenzer, den Ralf Fährmann noch entschärfen konnte, kam der Ball zum frei stehenden Marcel Risse, der den Ball zum 1:0 einschieben konnte.
In der Offensive setzte sich das kollektive Versagen fort: wie so oft fehlte Schalke das Tempo, Kreativität und die nötige Aggressivität, um sich entscheidend durchzusetzen. Noch schlimmer: Schalke ludt Köln zunehmend zu Kontern ein. Und auch im 1-gegen-1 ließ Königsblau immer mehr nach. Zumal S04 auch in der Defensive oft die Ordnung vermissen ließ, waren Kölns Konter oft brandgefährlich.
Roberto di Matteo brachte in der 59. Spielminute Jefferson Farfan für Kevin-Prince Boateng, wohl, um mehr Geschwindigkeit ins Spiel zu bringen. Später kamen Max Meyer für Julian Draxler und (64.) und Tranquillo Barnetta für Leon Goretzka (75.). Keine dieser Maßnahmen fruchtete.
Es drängte sich nicht so wirklich der Eindruck auf, als wollte Schalke das Spiel nochmal rumreißen – am Ende standen lediglich fünf (!) Torschüsse auf der Haben-Seite. In der 90. Spielminute kassierte S04 dann noch das 0:2 aus einem Konter heraus. Roman Neustädter sah sich nicht imstande einen einfachen Ball entscheidend zu klären, sondern spielte das Leder in die Füße von Yannick Gerhardt, der nur noch einschieben musste. Die Körpersprache von Roman Neustädter bei dieser Aktion war symbolisch für das Schalker Spiel: erst „klärte“ der 6er aufreizend lässig, danach ließ er den Ball in allerfeinster Slapstick-Manier durch die Beine ins Tor.
Schalke 04 hat in den letzten 12 Spielen nun ganze 11 Punkte gesammelt, 10 Mal das Tor getroffen und nur zweimal gewonnen. Das Spiel gegen den „Effzeh“ war ein weiterer Tiefpunkt einer Mannschaft, die es in der Form sicherlich nicht verdient hat, in der nächsten Saison in der Europa League zu spielen.