Nach drei überzeugenden Spielen in der Bundesliga mit 11:3 (!) Toren atmeten die königsblauen Fans auf: Roberto di Matteo musste DAS System für den FC Schalke 04 gefunden haben. Im „Kicker“ räumte Schalkes Cheftrainer mit dieser allzu romantischen Vorstellung jetzt auf. Seine Vision sei nicht etwa das zuletzt so erfolgreiche 3-5-2, sondern ein 4-3-3 oder auch ein 4-2-3-1. „Vorausgesetzt, man hat die Spieler, die das umsetzen können“.
Diese Aussage mag angesichts des für diese Saison geradezu unfassbaren Laufs merkwürdig klingen, ist aber Ausdruck der Arbeitsweise des Italieners: Roberto di Matteo legt Wert auf die Tatsache, die Taktik seiner Mannschaft individuell am jeweiligen Gegner und an den jeweiligen Stärken und Schwächen auszurichten. So zitiert der „Kicker“ di Matteo wie folgt:
„Es (das 3-5-2 zuletzt) hat gut gepasst zu den Spielern, die uns zur Verfügung standen. Ehrlich gesagt ist es kein System, an das ich von vornherein gedacht hatte. Aber ich habe immer betont: man muss das System an die Spieler anpassen, nicht umgekehrt.“
Christian Fuchs etwa ist so ein Spieler, zu dessen Stärken und Schwächen das 3-5-2 passt. In der Defensive weiß der Östereicher, der im 1:1 immer wieder Schwächen offenbart, mit Benedikt Höwedes einen extrem zweikampfstarken Spieler an seiner Seite. Zudem kann „der Fuchser“ in diesem System seine Offensivstärke zur Geltung bringen.
Ein 4-3-3, bei dem es vor allem auf echte Ausnahmekönner auf den Außen ankommt, ist spätestens nach der Verletzung von Julian Draxler nicht mehr zu denken. Sidney Sam und Christian Clemens konnten bislang nicht beweisen, dass sie im Schalke-Dress als herausragende Flügelstürmer taugen. So ist mit dem 4-3-3 als Spielsystem wohl frühestens in der Rückrunde zu rechnen, wenn Julian Draxler, Jefferson Farfan und Leon Goretzka wieder fit sind.
Auch das 4-2-3-1, das dem 4-3-3 recht ähnlich ist, und unter Jens Keller gespielt wurde, hängt maßgeblich von starken Spielern auf den Außen ab. Hier braucht es starke Mittelfeldspieler auf auf links und rechts, die viel Laufarbeit absolvieren müssen, sowie Außenverteidiger, die stark im direkten Zweikampf sind.
So stellt sich die Frage, ob die von di Matteo favorisierten Spielsysteme mit dem vorhandenen Spielermaterial umgesetzt werden können. Roberto di Matteo ist viel zu intelligent und zu lange im Geschäft, um zu diesem Zeitpunkt Transfers zu fordern: „Ich will gerne mit allen Spielern, die hier sind, arbeiten und mir erst nach einem längeren Zeitraum über jeden Einzelnen ein Urteil bilden“, sagte der Ex-Champions League-Gewinner im Gespräch mit Thiemo Müller vom „Kicker“. Dennoch spicht di Matteo von kurz- oder mittelfristigen Veränderungen des Kaders. Dies wird in erster Linie vom Genesungsverlauf der momentan verletzten Spieler und vom Weiterkommen in der Champions League abhängen. Letzteres wird sich bereits morgen im Endspiel gegen NK Maribor entscheiden…