Roberto di Matteo wird in etwa gewusst haben, worauf er sich einließ, als er Anfang Oktober entschied, neuer Chef-Trainer auf Schalke zu werden. Die Medien hatten in den letzten Jahren ja immer wieder genüsslich auf das nervöse und schwierige Schalker-Umfeld hingewiesen. Und wenn sich das Umfeld doch mal ruhig, ja geradezu unspektakulär zeigte, so konnte man mit einer entsprechenden Berichterstattung für den einen oder anderen Brandherd sorgen. Das zeigte sich (natürlich) auch in der „Ära Keller“. Während die Fans und vermutlich auch der Verein selbst uneins waren, ob Jens Keller der richtige Mann für den FC Schalke 04 war, so zeigten immerhin die Medien eine eindeutige Tendenz. Immer wenn Schalke mal eine schlechte Leistung zeigte, war DIE Frage allgegenwärtig: „Wie lange noch wird Jens Keller Trainer auf Schalke sein?“.
Das viel zitierte Umfeld hingegen hielt zu Keller: die Vereinsführung wurde nicht müde zu betonen, dass man mit Keller weitermachen wolle. Die Fans diskutierten natürlich leidenschaftlich darüber, ob Keller der Richtige sei – aber öffentliche Misstrauensbekundungen von den Rängen gab es kaum. Dafür sorgten immerhin die Medien.
Nach dem 2:4 in Lissabon kann die Presse mal wieder ordentlich abledern. Schluss mit der Anfangseuphorie, die Roberto di Matteo versprühte. Endlich schluss mit der Ruhe auf Schalke. Die Medien bringen sich wieder in Stellung, schießen sich so langsam auf Schalke ein – und natürlich auf den Trainer. Martin Volkmar* setzte in einem Kommentar (in dem einiges vollkommen richtig ist) auf Sport1.de einmal mehr zur Generalabrechnung mit S04 an.
Und Schalke-typisch wird prompt erste Kritik am so euphorisch begrüßten neuen Coach Roberto Di Matteo laut. Dieser habe das Team seit seinem Dienstbeginn vor einem Monat keinen Schritt weitergebracht als unter dem gefeuerten Jens Keller, so der Vorwurf.
Da ist es wohl wieder, das schwierige Umfeld! Unklar bleibt, wer genau diesen Vorwurf geäußert hat. Repräsentativ dürfte diese Meinung nämlich wohl kaum sein. Glücklicherweise finden sich auf (und um) Schalke relativ viele Menschen, die nach wie vor vielleicht nicht zufrieden sind mit dem Schalker Spiel (wie auch?), einem neuen Trainer aber mehr Zeit geben als einen Monat, um mit ihm anzurechnen. Wie auch immer: Volkmar ist nicht der Erste und wird sicherlich nicht der Letzte derer bleiben, die Roberto di Matteo schon jetzt oder in Kürze anzählen werden – und sich einmal mehr auf das vermeintlich schwierige Umfeld berufen werden.
* Mir ist kaum ein positiver Kommentar von Martin Volkmar zum FC Schalke 04 bekannt. In seinen Texte zur Champions League etwa schämt sich Volkmar regelmäßig für die Leistung der Königsblauen und sorgt sich gerne polemisch über die Reputation der Bundesliga-Vereine („Nur Schalke macht Sorgen„). Und 2013 sah Volkmar S04 „sehenden Auges in den Abgrund“ zusteuern. Am Ende war Schalke nicht etwa abgestürzt, sondern qualifizierte sich erneut für die Champions League, Saisonziel erreicht.
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