15 : 6 Torschüsse, 687 : 420 gespielte Pässe, 86% : 77% Passquote und ein Ballbesitzverhältnis von 63% : 37%. Die Spiel-Statistik sprach eine deutliche Sprache. Einzig: Statistiken dieser Art haben im modernen Fußball deutlich an Bedeutung verloren – insbesondere seitdem das Umschaltspiel landauf, landab von nahezu allen halbwegs ambitionierten Clubs perfektioniert wird. Maximale Erfolge können mittlerweile auch Mannschaften einfahren, die hinten Beton anrühren, nach Balleroberungen die entstandene Unordnung des Gegners aber in Tore ummünzen können. Auf diese Weise hatte Roberto di Matteo 2012 mit Chelsea die Champions League gewinnen können. Und auf diese Weise konnte gestern der 1. FC Köln gegen Schalke 04 gewinnen.

Roberto di Matteo hatte ein schwieriges Spiel mit tief stehenden Kölnern erwartet. Und genauso kam es. Der 1. FC Köln verteidigte mit Mann und Maus und wollte sein Heil mit langen Bällen auf seinen Top-Torschützen Anthony Ujah und schnell vorgetragenen Kontern suchen. Die Defensive hielt stand, wackelte aber ein ums andere Mal. Das Team von Roberto di Matteo konnte in der ersten Halbzeit zahlreiche Strafraumaktionen herausspielen, die größtenteils aus Flanken oder guten Einzelaktionen resultierten.
Die Offensive, bestehend aus Klaas-Jan Huntelaar, der doch spielen konnte, Eric Maxim Choupo-Moting, Max Meyer und Tranquillo Barnetta hatten, unterstützt von Christian Fuchs und Atsuto Uchida, die auf den Flügeln ordentlich Alarm machten, einige Möglichkeiten. Letztendlich scheiterte es aber entweder an Pech oder fehlender Präzision. Kein Wunder, bei den zahlreichen englischen Wochen zuletzt.
Bis zur Halbzeit konnte Schalke den Druck erhöhen, Zählbares sprang allerdings nicht heraus. Di Matteos Matchplan ähnelte offenbar dem des Maribor-Spiels: in der ersten Halbzeit schauen, was geht und in der zweiten zuschlagen. Nun, ganz so kam es nicht.
In Halbzeit zwei war gerade einmal eine Minute gespielt, als zunächst Benedikt Höwedes und dann ganz Schalke kalt erwischt wurde: auf der halblinken Abwehrseite legte Höwedes unglücklich Yannick Gerhardt den Ball vor. Der passte nach innen, fand – natürlich – Ujah, der zum 0:1 einschoss. Der achte Pflichtspiel-Treffer des Nigerianers in dieser Saison.
Nachdem in der 54. Spielminute Köln erneut eine Riesenchance hatte, schienen die Königsblauen in der Defensive verunsichert. Trotzdem gaben die Knappen alles, schnürten Köln weiterhin ein. Der FC sorgte nur noch selten für Entlastungsangriffe. Wenn die Kölner aber kamen, dann brandgefährlich.
Einer dieser Angriffe sorgte dann für die Entscheidung – und erneut machte Benedikt Höwedes nicht die allerbeste Figur: ein kleiner Zupfer von Benedikt an der Schulter von Kölns Pawek Olkoswki, der fiel als hätte man ihn mit der übelsten Blutgrätsche der westlichen Hemisphäre von den Beinen geholt, reichte Schiedsrichter Felix Brych aus, um auf Strafstoß zu entscheiden. Zwischen Brych und Höwedes gibt es ja eine Vorgeschichte, weshalb „Bene“ auch kaum mit dem Münchner Schiedsrichter diskutieren wollte. Das fällige Geschenk ballerte dann Matthias Lehmann zum 0:2 in die Maschen.
Hoffnung keimte in der 85. Spielminute auf, als Atsuto Uchida eine butterweiche Flanke auf den eingewechselten Leroy Sané brachte. Das Talent der Knappenschmiede stieg hoch und köpfte den Ball perfekt unter die Latte – 1:2. Die Veltins-Arena feierte das erste Bundesligator des Youngsters. Das Spiel war allerdings so gut wie durch. Schiri Brych pfiff in der Nachspielzeit noch zweimal (!) Offensivfoul gegen Klaas-Jan Huntelaar und zog sich so weiteren Zorn des Schalker Publikums zu. So raubte er Schalke natürlich wertvollen Ballbesitz. Fraglich allerdings, ob die ausgepowerten Jungs noch hätten etwas reißen können.