Klaus “Tanne” Fichtel wird 75 – ein Rückblick auf seine außergewöhnliche Karriere

556. Diese Zahl scheint beim S04 wie in Stein gemeißelt zu sein. “Tanne” Fichtel – wie er wegen seines Nachnamens liebevoll genannt wird – bestritt so viele Spiele wie kein anderer Spieler in der Geschichte des Schalke 04. Eine solche Zahl wirkt im heutigen Fußballgeschäft uneinholbar. Aber auch für damalige Verhältnisse war seine Treue zu Schalke bemerkenswert. Insgesamt 19 Jahre spielte der Castroper für den S04. 

2019-11-Klaus-Fichtel

Von Castrop auf Schalke

Fichtels Karriere begann in den 50ern beim Castroper Verein Arminia Ickern. Dort lernte er parallel zum Fußball wie die meisten Männer im Ruhrgebiet den Beruf des Bergmanns. Es dauerte nicht lange und Schalke 04 wurde auf das junge Defensiv-Talent aufmerksam. Im Jahr 1965 bestritt “Tanne” sein erstes Spiel für den S04. Ein Debüt, das sich der damals 20-Jährige wohl anders vorgestellt hatte, denn bei der 0:1 Niederlage erzielte Fichtel das einzige Tor – ein Eigentor.

Fichtel hilft Schalke zu alter Stärke

Nach schweren Jahren zum Ende der 60er konnte sich Schalke wieder als ein starker Verein der Bundesliga etablieren. Ein Garant dafür: Klaus Fichtel. Bis zum Beginn der 70er Jahre avancierte Fichtel zu einem der besten Verteidiger der Bundesliga, wurde 1967 erstmals für die deutsche Nationalmannschaft nominiert. 

„Tanne“ und der Bundesliga-Skandal

Die folgende Dekade sollte für Fichtel eine Achterbahnfahrt werden. Sportlich lief es für ihn und Schalke 04 immer besser. Einstellige Tabellenplätze wurden zur Regel, zweimal wurden die Knappen sogar Vizemeister. Überschattet wurde diese erfolgreiche Periode allerdings vom “Bundesliga-Skandal”. Wegen eines manipulierten Spiels gegen Arminia Bielefeld wurden fast alle Schalke-Spieler zu Sperren und Geldstrafen verurteilt. Auch Fichtel war betroffen, wurde ungefähr sechs Monate gesperrt. „Tanne“ streitet aber weiterhin seine Beteiligung an dem Skandal ab: “Ich bin damals beim Stand von 0:0 wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel ausgewechselt worden und nachher trotzdem zu einer Geldbuße verurteilt worden.” 

Keine Nationalmannschaft wegen Beckenbauer

Wirklich beeindrucken ließ sich Fichtel durch den Skandal nicht. Bis Anfang der 80er Jahre half „Tanne“ als Schlüsselspieler den FC Schalke 04 als feste Größe in der Bundesliga zu etablieren. Zu einer erfolgreichen Karriere in der Nationalmannschaft brachte er es nie. „Tanne“ war zwar gut, aber nie so gut wie Franz Beckenbauer auf der Libero-Position. Die WM 1970 durfte Fichtel noch spielen. Danach gab es an Beckenbauer kein Vorbeikommen mehr und es war Schluss mit der Nationalmannschaft.

„Tschüss“ Schalke, „Moin“ Bremen

Schluss beim S04 war dann auch in der Saison 1980/1981. An ein Karriereende dachte der damals 36-Jährige aber noch lange nicht. Er heuerte beim Absteiger Werder Bremen an, führte die Bremer mit der besten Abwehr der Liga ins deutsche Oberhaus zurück und verpasste daraufhin sogar knapp den Meistertitel. Nach vier Jahren hörte Fichtel im Alter von 39 Jahren bei Bremen auf und – beendete seine Karriere?

Einmal Werder und zurück

Nein! “Tanne” war immer noch nicht müde und kehrte zu seinem geliebten FC Schalke 04 zurück. Die Funktion war diesmal aber eine andere. Eigentlich. Als Co-Trainer stand Fichtel dem damaligen Trainer Diethelm Ferner zur Seite. Lange hielt diese Beschäftigung allerdings nicht an. Abwehrchef “Ennatz” Dietz verletzte sich früh in der Saison und so musste Fichtel in der Verteidigung aushelfen. Den Titel des ältesten Bundesliga-Spielers wollte er sich am Ende seiner Karriere jetzt nicht mehr nehmen lassen.

Noch ein Rekord

Am 21. Mai 1988 – fast zwei Jahre nach seinem eigentlichen Abschiedsspiel – stand Klaus Fichtel das letzte Mal auf dem Rasen. Ausgerechnet gegen Werder Bremen beendete er mit 43 Jahren, sechs Monaten und zwei Tagen nach insgesamt 741 Spielen nun endgültig seine Karriere. 

Den Altersrekord könnte aktuell nur noch Claudio Pizarro (Werder Bremen) knacken. Ungefähr zweieinhalb Jahre müsste der Peruaner noch spielen, um Fichtels Marke zu knacken. Was seinen Rekord angeht, ist “Tanne” gelassen: “Er kann mich nicht einholen, weil er Stürmer ist. Als Stürmer kannst du nicht so lange spielen wie ich als Abwehrspieler. Ich musste nicht mehr so spritzig sein.”

“Tanne” stand mehr als ein Drittel seines Lebens auf dem Fußballplatz. Fußball und der FC Schalke 04 sind sein Leben. Und das wird in den nächsten Jahren wohl auch so bleiben. 

Alles Gute zum Geburtstag wünscht schalke-news.de!