Auf Schalke war die Stimmung lange nicht mehr so gedrückt wie in dieser Woche. Nach der 0:3 Auswärtsklatsche in Mainz, der haushohen Niederlage gegen die Fortuna, dem Rücktritt von Sportvorstand Christian Heidel und einer Spielweise, die viele Fans fassungslos zurücklässt, wird langsam deutlich, warum es beim S04 nicht läuft. Denn die Mannschaft des Revierclubs hat den Ernst der Lage zu spät erkannt. Jetzt macht sich Unsicherheit breit.
Nach dem Abpfiff am Samstagnachmittag trat ein Domenico Tedesco vor die Kameras, der nicht glauben konnte, was seine Mannschaft auf dem Feld abgeliefert hatte. Mit zahlreichen Ballverlusten beim Versuch den Ball nach vorne zu spielen, verlor der S04 verdient gegen die Fortuna. In der Woche zuvor hatten die Schalker schon den Mainzern zu Aufwind verholfen. Zu allem Übel konnten die direkten Konkurrenten im Abstiegskampf die Spiele an diesem Wochenende für sich entscheiden. Sowohl Augsburg, als auch die Stuttgarter konnten 3 Punkte einfahren. Alles läuft gegen den S04.
Aber was läuft anders als in der Vizemeistersaison zuvor? Die Schalker haben nicht viel weniger Qualität als im letzten Jahr, sie haben keinen anderen Trainer und hatten bis zuletzt auch den gleichen Sportvorstand. Doch was der Mannschaft in der laufenden Saison immer wieder vorgeworfen werden konnte, das war die Lustlosigkeit mit der die Profis die eine oder andere Bundesligapartie bestritten.
Liegt es daran, dass die Mannschaft gespalten ist, der Trainer nicht mehr zu den Spielern durch dringt oder dass die Mannschaft vom neuen Sportvorstand eingeschüchtert ist und dazu noch alle Führungsspieler verlor? All diese Meldungen kursierten in den Medien. Doch der Hauptgrund ist klar – totale Verunsicherung. Seit dem Beginn der Horror-Saison und der Niederlagenserie ist die Mannschaft bei jedem Rückstand und jedem Rückschlag entmutigt. Bisher konnten die Spieler sich immer wieder aufraffen, was wohl auch an einem Cheftrainer lag, der sich nicht entmutigen ließ. Doch ist nun die Frage, wie oft die Mannschaft das noch schafft und ob es diesmal frühzeitig genug passiert, um Luft im Abstiegskampf zu bekommen.
Die Fans fordern eins: Kampf! Den Kampf gegen den inneren Schweinehund, gegen den Abstieg und gegen die Angst wieder zu versagen. Das machten die Ultras nach dem Spiel gegen Fortuna 95 mehr als deutlich. Zwei Vertreter der größten Schalker Fan-Gruppierung, den Ultras GE, nahmen Stambouli die Nordkurven-Kapitänsbinde ab. Die Mannschaft und ihre Leistung seien der eines Schalkers nicht mehr würdig.
Die nächsten Gegner der Schalker heißen Bremen und Leipzig. Ob Domenico Tedesco dann noch auf der Trainerbank sitzt, bleibt abzuwarten. Der Deutsch-Italiener ist wohl der größte Leidtragende. Das wird auch aus den Reaktionen der Fans deutlich. Auf Twitter etwa herrscht die Meinung, dass Tedesco mehr Schalke ist, als die gesamte Mannschaft. Doch sportlich werden auch unter den Fans die Kritiker lauter. Darüber hinaus steht der Aufsichtsrat wohl nicht mehr uneingeschränkt hinter ihm. Ist das wirklich das Aus für Tedesco, der die Mannschaft nicht mehr zu erreichen scheint? Der Mann, der es vermochte sein Team in 15 Minuten aufzurichten, nachdem die Schalker einst 0:4 in Dortmund zurücklagen?