Ungewöhnlich lange blieb es ruhig im Schalker Umfeld. Trotz einer bislang enttäuschenden Saison hielten die königsblauen Fans und die Medien den Ball flach – und sich mit Kritik zurück. Trotz spielerisch überwiegend schwachen Leistungen klammerte man sich an die Hoffnung auf ein Übergangsjahr. Verständlich: Mit Christian Heidel und Markus Weinzierl kamen zwei renommierte Experten, denen man den dringend benötigten Umbruch auf Schalke zutraute. Doch nach dem blutleeren Auftritt am Freitagabend (0:1 gegen Eintracht Frankfurt) ist es plötzlich vorbei mit der Ruhe.
„Natürlich spielen wir ’n Scheiß, das weiß ich auch. Natürlich spielen wir glücklos, das weiß ich auch. Aber dass man sich so auspfeifen lassen muss, ist schon schade“, sagte Höwedes nach dem Spiel. Und auch Leon Goretzka fand die Pfiffe nicht in Ordnung: „Es tut sehr weh, wenn man ausgepfiffen wird und in Gesichter schaut, die zutiefst enttäuscht und entsetzt sind.“
Schalkes Sportvorstand Christian Heidel jedoch stellte sich demonstrativ hinter die Fans, die ihre Mannschaft nach dem Spiel fast kollektiv auspfiffen: „Ich habe totales Verständnis dafür. Die Fans sind mit genauso einer großen Erwartungshaltung in die Partie gegangen. Dass man dann nach so einem Auftritt nicht zufrieden ist, ist normal. Wichtig ist für mich aber, was während der 90 Minuten war. Die Unterstützung war während des Spiels überragend. Dafür ziehe ich den Hut, insbesondere vor der Nordkurve, die die Mannschaft bis zum Schluss unterstützt hat und den Ball am liebsten ins Tor geschrien hätte. Wir haben leider nicht die richtige Antwort darauf gegeben.“
Beinahe genauso schnell wie in der Arena war auch in den Medien Schluss mit lustig. Es dauerte nicht lang, bis den Verein die negative Berichterstattung mit unvermittelter Härte traf;
- Die Bild bezeichnete Schalkes Profis als Königsgraupen, und titelte „Manager und Trainer haben Kredit verspielt“.
- Auch die sonst so wohlwollende WAZ fand deutliche Worte: Die Krise beim FC Schalke 04 werde nicht nur schlimmer, es drohe sogar ein Absturz wie bei Werder Bremen. Die Sportredaktion kritisierte auch Schalkes Transferpolitik.
- Die Süddeutsche Zeitung sieht bereits einen Absturz ins Unterirdische.
- Der Spiegel begab sich auf die Suche nach Gründen für die bislang enttäuschende Saison und stellt mehrere Fragen in den Raum: Fehle Schalke ein klarer Plan? Oder haben die Gegner schlicht passende Gegenstrategien zum 3-5-2-System gefunden? Sind die Spieleröffnungen der soliden, aber „spielerisch keinesfalls überragenden“ Innenverteidiger einfach zu schwach? Oder leidet Trainer Weinzierl noch unter der Altlast spielerischer Defizite, „die ja seit Jahren ein Kennzeichen des FC Schalke sind?“
Die wohlwollenden Stimmen wie die von Schalkes Ex-Profi und Social-Media-Ikone Hans Sarpei, der erst am Wochenende forderte, Weinzierl und Heidel Zeit zu geben, werden weniger. Im Umkehrschluss wird deutlich: Der Kredit des Umfelds auf Schalke scheint verbraucht.
Schalke muss also jetzt dringend liefern, um die Krise nicht noch schlimmer werden zu lassen. Die nächsten Gegner lassen nicht wirklich viel Grund zu übertriebenem Optimismus: Am kommenden Samstag muss der S04 bei den Bayern (Platz 1) antreten, danach geht es zuhause gegen Hertha BSC Berlin (Platz 6), gegen starke Kölner (Platz 7) und gegen Hoffenheim (Platz 5) weiter…