Serie: Finanzierungspotenziale des FC Schalke 04 e.V. – Teil 1 "Einnahmen und Ausgaben"

Der Spitzenfußball hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Fußball-Unternehmen mit solventen Konzernen im Rücken sind auf dem Vormarsch. Für einen eingetragenen Verein wie dem FC Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V. werden die wirtschaftlichen Bedingungen in Form erhöhten Konkurrenzdrucks nicht einfacher. Schalkes Führung wirbt in letzter Zeit auffällig oft und auffällig öffentlich für eine mögliche „Strukturveränderung“ in Gestalt einer Kapitalgesellschaft. Der Wirtschaftsexperte und Schalke-Fan Prof. Dr. Günter Vornholz von der EBZ Business School in Bochum hat für Schalke-News.de die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten von Bundesligaclubs untersucht – und zeigt auf, welche Potenziale sich für unseren Verein jeweils ergeben.

Von Prof. Dr. Günter Vornholz

Eine erste Möglichkeit zur Finanzierung eines Vereins ist die Erzielung eines Nettoüberschusses, d. h. dass der Verein mehr Einnahmen als Ausgaben in einem Jahr hat. Bei dieser (betriebswirtschaftlich so genannten) Innenfinanzierung erfolgt die Finanzierung durch die offenen und versteckten Gewinne aus betrieblichen Leistungs- und Umsatzprozessen. Die Innenfinanzierungsmöglichkeiten eines Vereins hängen sehr von der sportlichen Entwicklung ab.

In diesem Kapitel können keine konkreten Vorschläge für Potenziale von Einnahmen und Ausgaben gegeben werden, da hierfür eine genaue Analyse der finanziellen Verhältnisse notwendig wäre. Aber es ist möglich, die Entwicklung der Schalker Finanzen im Vergleich mit anderen Bundesligisten aufzuzeigen.

Einnahmen

In den letzten fünf Jahren wuchsen die Einnahmen der Bundesliga von allen europäischen Top-Ligen am stärksten und liegen in der Rangliste hinter England auf Rang 2. So konnten die Bundesligisten in den letzten Jahren neben den Ticketerlösen außerdem die Einnahmen durch Werbung oder den Verkauf von Fanartikeln deutlich steigern. Die aktuellen Fernsehverträge der DFL sind eine Konsequenz der wachsenden Popularität, auch wenn deren Erlöse noch weit hinter den Fernsehgeldern liegen, die in England oder Spanien erzielt werden.

Laut dem Beratungsunternehmen Deloitte belegen die Schalker als Verein in der aktuellen Tabelle der 20-umsatzstärksten Fußballvereine Europas Platz 14 mit 213,9 Mio. Euro. Bayern liegt mit 487,5 auf Rang drei. Auch der BxB hat angesichts von 261,5 Mio. Euro Umsatz einen gewaltigen Vorsprung auf die Königsblauen. Schalke 04 profitierte bei der Einnahmeentwicklung davon, dass der Verein im dritten Jahr in Folge in der Champions League vertreten ist. In jedem Jahr überstand die Mannschaft die Gruppenphase. Allein für die laufende Saison werden die Einnahmen aus der „Königsklasse“ zum Winter mit 32 Mio. Euro angegeben, nicht zu vergessen, dass sich dadurch aber auch höhere Ausgaben ergeben.

Finanzierungspotenziale des FC Schalke 04 10-Jahres-Vergleich Umsatzentwicklung
Grafik: Prof. Dr. Günter Vornholz

Wie die Bundesliga insgesamt konnte der FC Schalke 04 die gesamten Umsätze in den vergangenen zehn Jahren von 2003 bis 2013 verdoppeln (die Daten der Bundesliga von 2013/14 sind nicht mehr vergleichbar). Jedoch stiegen seit 2010 die Umsätze in der Bundesliga doppelt so stark wie auf Schalke an.

Wirtschaftsexperte Prof. Dr. Günter Vornholz von der EBZ Business School Bochum

Bei einzelnen Positionen gibt es weitere deutliche Unterschiede. So konnte Schalke im kurz- als auch langfristigen Vergleich weit überdurchschnittliche Zuwächse bei den Werbeeinnahmen und nur langfristig bei den Medienerträgen erzielen. Durch die exorbitanten Prämien in der Champions League ist hier der Unterschied in der Bundesliga noch größer geworden. Hingegen gab es bei den Spielerträgen (Eintrittskarten etc.) nur unterdurchschnittliche Zuwächse ebenso beim Merchandising, hier aber sind die absoluten Erträge auf Schalke weitaus höher.

Verglichen mit fünf anderen Vereinen, die ebenfalls mit die höchsten Personalkosten in der Bundesliga aufweisen, hat Schalke die Umsätze nur unterdurchschnittlich steigern können, sowohl bei den Spielerträgen als auch bei den Werbeeinnahmen konnten die anderen Vereine kräftiger zulegen. Leider liegt die Personalaufwandsquote auf Schalke deutlich höher als bei den anderen fünf Vereinen. Bei einem mittelfristigen Vergleich der Transferaktivitäten sind die hohen Defizite bei den Transferaktivitäten von drei Bundesligisten festzustellen. Schalke hat nur wenig Geld für Transfers ausgegeben, aber auch nur sehr wenig eingenommen. Die Transfereinnahmen liegen weit unterhalb von denen z. B. der Bayern oder Leverkusen. Hier könnte eventuell noch Potenzial für unseren Verein bestehen.

Finanzierungspotenziale des FC Schalke 04 Transferbilanzen
Grafik: Prof. Dr. Günter Vornholz

Die Einnahmen profitierten in den letzten Jahren sehr stark davon, dass der FC Schalke 04 mehrmals an der Champions League teilnahm. Im Vergleich zu den Einnahmen von den Kapitalgebern sind diese Einnahmen jährlich wiederkehrend und nicht nur einmalig.

Das Argument, dass der Verein nichts von der Champions League hat, ist so nicht zutreffend. Zum einen lassen sich dadurch höhere Ausgaben, sei es für Personal oder Investitionen, leichter finanzieren. Zum anderen ist es dem Verein eher möglich, seine Schulden zurückzufahren.

Da unser Verein in der nächsten Saison nicht an der Champions League teilnehmen kann, wird es aufgrund der bestehenden Verträge kurzfristig zu Verlusten kommen. Aufgrund von Verträgen für Organisation oder mit Spielern ist mit Verlusten in zweistelliger Millionenhöhe zu rechnen. Langfristig wäre eine Abwärtsspirale (weniger Einnahmen – weniger Ausgaben – weniger sportlicher Erfolg) zu befürchten.

Ausgaben

Die Personalausgaben stellen den größten Ausgabeposten eines Vereins dar und weisen auch hohe Zuwächse auf. Das gilt aber sowohl für Schalke 04 als auch für die Bundesliga insgesamt, wo sich diese Ausgaben in den letzten zehn Jahren ungefähr verdoppelt haben. In diesem Jahrzehnt war der Anstieg dieser Ausgaben auf Schalke indessen stärker und allein im Jahr 2014 stiegen die Personalkosten auf Schalke noch einmal um mehr als 15 Mio. Euro (Bundesliga nur durchschnittlich um 5 Mio. Euro). Bei der Personalquote, dem Anteil der Personalausgaben am Umsatz, ist erst in den letzten Jahren ein höherer Anstieg auf Schalke festzustellen. Für das Jahr 2014 wird eine Personalquote von rund 53 Prozent ausgewiesen, was knapp 10 Prozentpunkte oberhalb des Durchschnitts der anderen Bundesligisten liegt.

Ähnlich sieht die Entwicklung der Ausgaben für den Spielbetrieb bzw. der Materialaufwand aus. Diese sind auf Schalke ungefähr dreimal so hoch wie in der Bundesliga im Durchschnitt und auch doppelt so stark angestiegen. Die Höhe und die Entwicklung bei den Ausgaben erscheinen angesichts dieser Fakten insgesamt erklärungsbedürftig.

Beurteilung

Die Innenfinanzierung mit einer nachhaltig stärkeren Steigerung der Einnahmen als den Ausgaben ist auf der einen Seite der schwierigste Weg, da viel Disziplin auf Seiten des Vereins notwendig ist, um dies zu erreichen. Auf der anderen Seite bleibt damit die Eigenständigkeit des Vereins erhalten und der Verein ist nicht abhängig von fremden Kapitalgebern.

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