Kreutz, Klodt, Fischer, Libuda, Kremers, Thon, Lehmann, Sand, Bordon, Asamoah, Höwedes, Draxler – diese Schalker Namen der Vergangenheit und Gegenwart sind natürlich jedem geläufig. Viele Spieler haben das königsblaue Trikot getragen. Allein seit der Bundesligagründung 1963 haben rund 390 Spieler mindestens ein Pflichtspiel für den FC Schalke 04 bestritten. Marinus Bester? Mario Boljat? Arnold Dybek? Abdul Iyodo? Heinz-Dieter Lömm? Diese Namen sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nie Kandidaten für eine Trikotbeflockung gewesen und nur extremen Schalke-Historikern ein Begriff.
Trotzdem ist jeder Schalker Spieler Teil der Geschichte unseres Vereins. Manche Spieler standen davon nie oder nur kurz im Rampenlicht und hinterließen trotzdem Spuren in unseren Herzen und Köpfen. Mal lustig, mal tragisch und oft einfach typisch Schalke:
Die Schalker Helden aus der 04. Reihe!
„Volkan Ünlü – Zittern in Bochum“
Geboren in Gelsenkirchen. Es gibt schlechtere Voraussetzungen, um den Wunsch zu haben für den FC Schalke 04 in der Bundesliga zu spielen. Irgendwann schafft es Volkan Ünlü. Frank Rost ist verletzt, Ünlü erhält von Jupp Heynckes den Vorzug vor Christofer Heimeroth. In den ersten drei Spielen gegen Freiburg, Frankfurt und Hannover macht er trotz insgesamt fünf Gegentreffern seine Sache ordentlich.
Doch dann kommt der 27.März 2004. Schalke im Bochumer Ruhrstadion. Das „302-Derby“. In der 24. Minute nimmt das Unglück seinen Lauf, Ünlü patzt beim Gegentor. Was danach kommt, hat die Bundesliga selten gesehen: Jeder Ball, der aufs Schalker Tor kommt, wird zu Gefahr. Jede Ecke der Bochumer erzeugt Herzkammerflimmern bei allen Schalkern. Im Stadion, vor dem Fernseher, am Radio.
Es wirkt plötzlich so, als hätte Volkan Ünlü einen Zwillingsbruder, der bislang lediglich hobbymäßig im Tor stand und nun komplett mit dem Niveau der Bundesliga überfordert ist. Häme und Spottgesänge verfolgen Ünlü, der in der zweiten Halbzeit auch noch das Tor vor der Bochumer Ostkurve hütet und weiter unsicher bleibt.
Schalke dreht das Spiel jedoch in der Schlussviertelstunde durch Tore von Kläsener und Delura. Dann hat Bochum kurz vor Abpfiff die Chance zum Ausgleich, ein abgefälschter Ball…und Ünlü hält. Mit einem unglaublichen Reflex sichert er Schalke die drei Punkte.
Die Bilder von einem weinenden Volkan Ünlü nach dem Spiel gehen jedem Fußballfan ans Herz. Erleichterung und Dankbarkeit der Mannschaft gegenüber und der Schreck über das gerade Erlebte vermengen sich in diesem Moment beim Schalker Torwart.
Volkan Ünlü machte nach diesem Tag kein Pflichtspiel mehr für Schalke 04. Eine lange Odyssee mit vielen Vereinen in der Türkei, Belgien und am Ende der deutschen Regionalliga sollte folgen.
Heute ist Volkan Ünlü Trainer und 2. Torwart beim Gelsenkirchener Kreisliga A-Verein Arminia Ückendorf. Und wenn es nicht so läuft, wechselt er sich dann auch mal selbst in den Sturm ein und trifft
Angesprochen auf das damalige Spiel sagte Volkan Ünlü Jahre später, dass er eigentlich nicht hätte spielen dürfen. Eine Verletzung machte ihm zu schaffen. Er ließ sich fit spritzen. Denn er wollte unbedingt im Tor stehen.