Schalke 04 schafft es auch gegen den nächsten Abstiegskandidaten nicht aus dem sportlichen Tief. Nach einer erneut indiskutablen Leistung gewinnen die Knappen dennoch glücklich nach einem Eigentor in der 88. Spielminute gegen den SC Paderborn. Während die Gräben zwischen Vereinsführung und Mannschaft auf der einen Seite und den Fans auf der anderen Seite noch größer wurden, qualifizierte sich S04 immerhin für die Europa League.
Die Mehrheit der Schalke-Fans reagierte auf die desolaten sportlichen Leistungen in den letzten Wochen und der jüngsten Führungskrise mit einem Stimmungsboykott und diversen Spruchbändern in der Nordkurve, die sich hauptsächlich gegen Clemens Tönnies richteten.
Roberto di Matteo setzte Leon Goretzka, Roman Neustädter, Leroy Sane und Julian Draxler auf die Bank. Dafür begann der fast vergessene Jan Kirchhoff auf der 6. Wer auf eine Reaktion der Mannschaft auf den Stimmungsboykott oder die Kritik der letzten Wochen gehofft hatte, wurde erneut maßlos enttäuscht. Denn weder die Freistellungen von Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam oder die vorübergehende Suspendierung von Marco Höger, noch die zahlreichen Umstellungen der Startelf hatten einen positiven Einfluss auf das Spiel der Schalker.
Paderborn machte das Spiel und kam zu zahlreichen guten Gelegenheiten, zu denen Königsblau immer wieder großzügig einludt. Schalke ging nicht aggressiv genug in die Zweikämpfe und ließ in der Defensive einfach viel zuviel zu. Auch im Spielaufbau offenbarte S04 erneut eklatante Schwächen und scheiterte ein ums andere Mal dilletantisch in der Vorwärtsbewegung.
In der Arena blieb es dann auch weitgehend leise, allzu grausame Szenen wurden mit Pfiffen quittiert. Als die Stuttgarter Führung gegen den Hamburger SV auf dem Videowürfel angezeigt wurde, kam es zu ersten Gesängen des Schalker Anhangs: VfB- und Schalkes Jahrhunderttrainer Huub Stevens wurde von den Fans standesgemäß abgefeiert. Das „Oh, wie ist das schön“ aus zehntausenden Kehlen war der pure Hohn – und Höhepunkt Tiefpunkt einer indiskutablen ersten Halbzeit. Unter Pfiffen wurde die Mannschaft in die Pause begleitet.
In Halbzeit zwei begann der Schalker Anhang immerhin zaghaft mit seinem Support. Doch Schalke verspielte diesen Vertrauensvorschuss postwendend. Denn auch die Eingewechselten Julian Draxler und Leon Goretzka konnten Schalkes Spiel nicht spürbar beleben. Schalkes Anhang bediente sich an altem Liedgut und huldigte Schalke-Heroen wie Ebbe Sand oder Johan de Kock.
In der 88. Spielminute dennoch der unverdiente Siegtreffer: der in der 57. Spielminute für den verletzten Benedikt Höwedes eingewechselte Tranquillo Barnetta brachte den Ball in den Strafraum, wo Unglücksrabe Uwe Hühnemeier den Ball zum 1:0 ins eigene Tor köpfte.
Schalkes Fans ließen sich vom glücklichen Sieg kaum besänftigen und reagierten auf die ingesamt mehr als schwachen 90 Spielminuten ihres Teams erneut mit einem gellenden Pfeifkonzert und „Tönnies Raus“-Rufen. Und so zog es Schalkes Spieler sofort in die Kabine. Als sich die Mannschaft zehn Minuten später – und nach Vermittlungsversuchen von Christian Wetklo – doch noch bequemte, sich von den Fans zu verabschieden, war die Stimmung bereits vergiftet.
Schalke stehen schwere Wochen bevor.