Schalker Schulden – na und?

Schalke und das liebe Geld. Ein Themenkomplex, der den Verein traditionell begleitet. Meist leider negativ. Vor allem jetzt, in Zeiten, die von der Coronakrise geprägt sind, wird in Bezug auf den FC Schalke 04 wieder viel über Verbindlichkeiten, Rücklagen, Eigenkapital etc. geredet. Der Wirtschaftsexperte und Schalke-Supporter Prof. Dr. Günter Vornholz hat sich für uns die Schulden-Situation auf Schalke angesehen.

Von Prof. Dr. Günter Vornholz

Wenn über die Schalker Finanzlage gesprochen wird, wird als erstes auf den hohen Schuldenberg des Vereins verwiesen. Nach dem Jahresbericht 2019 betrugen die Schulden des Konzerns – einschließlich aller Tochterunternehmen – rund 197 Mio. Euro. Selbst im Fußball-Business eine unvorstellbare Summe, die schon beim Lesen Ängste auslöst. Aber wie ist das aus betriebswirtschaftlicher Sicht zu beurteilen?

Die Bilanz des Jahres 2019 weist ein Eigenkapital von Null auf, sodass das gesamte Vermögen des Vereins im Wesentlichen durch Verbindlichkeiten finanziert worden ist. Dabei hat der Konzern sich sowohl bei den Kreditinstituten als auch bei Anlegern über Anleihen finanziert.

Problematisch

Wirtschaftsexperte Prof. Dr. Günter Vornholz von der EBZ Business School Bochum

Das gesamte Vermögen wurde durch Verbindlichkeiten finanziert (Eigenkapital = 0). Da die Schulden für den Bau der Arena vor einiger Zeit zurückbezahlt wurden, ist diese schuldenfrei. Problematisch dagegen, dass nun theoretisch die Schulden fast ausschließlich für Spielerverpflichtungen und deren Gehälter ausgegeben wurden.

Problematisch ist weiterhin der Refinanzierungsbedarf in diesem Jahr. Von den gesamten Verbindlichkeiten in Höhe von fast 200 Mio. Euro sind zwar auch viele langfristige Kredite, aber 80 Mio. Euro sind allein kurzfristig in diesem Jahr fällig. Daher wäre es möglich, mehr Einnahmen als Ausgaben zu erzielen, um die Schulden zu tilgen. Das wird aber aufgrund des sportlichen (Miss)-erfolgs nicht möglich sein. Von daher müssen wieder neue Schulden aufgenommen werden, um die alten zu ersetzen. Dazu sind aber Kreditinstitute oder andere Gläubiger zu finden.

Weniger schwierig

Beim Vermögen ist bei den Spielerwerten die Bewertung zu beachten. Die Spielerwerte in der Bilanz spiegeln die Anschaffungskosten (Ablösesummen plus Ausgaben für Spielervermittler) abzüglich der Abschreibungen wieder. Die Kosten werden über die Vertragslaufzeit abgeschrieben und entsprechen somit nicht dem aktuellen Wert. Der Wert des Kaders wird nach dem Onlineportal transfermarkt.de auf gut 210 Mio. Euro geschätzt, sodass der Verein „Stille Reserven“ in Millionenhöhe hat, die aber nur bei einem Verkauf realisiert würden.

Für den laufenden Geschäftsbetrieb ist bei der Verschuldung nicht die absolute Höhe der Schulden, sondern die jährliche Belastung für den Verein entscheidend. Laut der Bilanz wurden im vergangenen Jahr  gut 6,5 Mio. Euro für Zinsen aufgewendet. Bei einem jährlichen Umsatz von 280 Mio. Euro wäre das gerade mal ein Anteil von 2,5 Prozent. Das dürfte für den Verein also kein größeres Problem sein.

Fazit

Wenn sich neue Gläubiger für die in diesem Jahr fälligen Verbindlichkeiten finden, dann „Null Problemo“, aber ansonsten wird es eng.

Prof. Dr. Günter Vornholz (EBZ Business School) beschäftigt sich seit 20 Jahren mit den Schalker Finanzen.