Rassismus-Skandal bei spektakulärer Aufholjagd des S04

Am vergangenen Dienstag sorgte der FC Schalke 04 gleich mehrfach für Schlagzeilen. Zum einen holten die Knappen aus Gelsenkirchen einen Rückstand von 0:2 gegen Hertha BSC im DFB-Pokalachtelfinale auf, zum anderen wurde diese sportliche Glanzleistung von rassistischen Äußerungen gegenüber dem Hertha-Spieler Jordan Torunarigha überschattet.

 

Hertha: Volle Kraft voraus

Doch erst einmal von Vorn: Wir schreiben den 04.2.20 um 20:30 in Gelsenkirchen. Die Partie FC Schalke 04 gegen Hertha BSC wurde von Schiedsrichter Harm Osmers angepfiffen. Nach einem müden 0:0 der beiden Teams am vorangegangenen Freitag, sollte diesmal alles anders kommen. Die Hertha war von Anfang an das aktivere Team und ließ den Ball in der Veltins Arena laufen. Es dauerte nicht lang bis die Alte Dame aus Berlin zu ersten Chancen kam. In der 12. Minute war es dann soweit. Ausgerechnet der Ex-Dortmunder Marius Wolf hatte auf der rechten Seite zu viel Platz und flankte punktgenau in die Strafraummitte, wo Pascal Köpke lediglich den Fuß reinhalten musste (0:1).

Doch es schien zunächst so als ließe sich Königsblau durch den frühen Rückstand nicht verunsichern und reagierten prompt. Durch einen sehenswerten Doppelpass mit Michael Gregoritsch spielte sich Harit in eine aussichtsreiche Schussposition. Den Schuss von Harit in der 14. Minute konnte Torunarigha dann nur mit großer Mühe von der Linie kratzen.

Beide Seiten suchten fortan den schnellen Weg in die Spitze. Wobei die Herthaner konsequenter agierten und Neuzugang Piatek in der 39. Minute mit einem blitzsauberen Konter auf 0:2 für die Gäste erhöhen konnte. Und wieder einmal war es Köpke, der den Ball zuvor sicherte und das Auge für den freistehenden Piatek behielt. Zweiter Treffer und zweite sichtbare Unsicherheit von Nübel. Der Schalker Keeper hatte an diesem Pokalabend keinen Sahnetag erwischt.

Die Schalker vermochten es nicht genügend Druck gegen den Ball aufzubauen. Dieses Problem konnten die Königsblauen auch in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit nicht abstellen, obwohl ein neuer Defensivmann für den Neuzugang Jean-Claire Todibo eingewechselt wurde. Ozan Kabak sollte nun für Sicherheit sorgen, doch erst mit den Wechseln von Raman und McKennie für Kutucu und Boujellab brachten die Schalker Sicherheit in Spiel. Die frischen Kräfte schafften es dann auch Spielmacher Harit immer wieder in Szene zu setzen. Ein entscheidender Faktor, denn der Marokkaner, der in der ersten Halbzeit noch knapp scheiterte, konnte so den Anschlusstreffer einleiten.

Schalke lebt

In der 76. Minute flammte die Schalker Hoffnung wieder auf, als sich Caligiuri an der Torauslinie gegen Mittelstädt durchsetzte und aus spitzem Winkel selbst abschloss. Dieses Tor sollte zum Wendepunkt des Spiels werden. Ein Ruck ging durch die gesamte Schalker Mannschaft. Die Hertha zahlte jetzt den Tribut für die aufwendige Spielweise und musste Federn lassen. In der 82. Minute wiederholte sich die Szenerie des 1:2. Caligiuri entschied den Zweikampf an der Torauslinie wieder für sich, doch fand er diesmal den in der Mitte stehenden Harit, der Schalke durch die Beine von Jarstein zurück in den Pokal schoss. 82. Minute und alles war wieder offen – 2:2.

Bevor beide Teams in die Verlängerung mussten, waren wieder alle Augen auf Caligiuri gerichtet. Der Routinier des S04 hatte sich an der eigenen Strafraumgrenze in einen Zweikampf geschmissen, zahlte dafür jedoch einen hohen Preis. Nach wenigen Minuten musste Caligiuri mit einer Verletzung des Knie-Innenbandes raus. Bitter für den S04 der bereits ein voll besetztes Lazarett hat.

Einen Abbruch für den Siegeswillen der Schalker tat das aber nicht. In der Verlängerung wurde Schalke von der Euphorie getragen und vergab in Form von Raman die erste große Chance. Doch schon wenig später mussten die Schalker in größter Not eine Ecke der Berliner abwehren. Wieder war es Piatek, der die Chance zur Führung hatte, aber diesmal konnte Mascarell auf der Linie klären.

Gelb-Rot Torunarigha: Der Wendepunkt

Ab der 100. Minute wurde das Fußballspiel zur Nebensache. Nach einem harten Zweikampf zwischen dem Schalker Kapitän Omar Mascarell und Jordan Torunarigha reagierte der Herthaner hoch emotional und warf in der Coaching Zone der Gelsenkirchener mit einem Getränkekasten um sich – Gelb-Rot war die Folge. Doch dabei blieb es nicht. Schiedsrichter Osmers zeigte auch Schalke Cheftrainer David Wagner die rote Karte, nachdem er die Szene im Video-Studium betrachtet hatte. Der Unparteiische habe eine Tätlichkeit von David Wagner gesehen, während er dem Berliner auf die Beine half. So wurde es zumindest am Dienstag auf dem Videowürfel in der Arena angezeigt.

Zu diesem Zeitpunkt konnten sich die Anwesenden weder die Rote Karte für Wagner, noch den Wutausbruch von Torunarigha erklären, was neben der Anspannung für einen Kipp in der Stimmung sorgte. Für die Hertha hieß es Führung verspielt und ab jetzt in Unterzahl. Nach einer Ecke der Berliner klärte Juan Miranda mit einem überragenden Pass in den Lauf von Raman, der dann mit einem blitzsauberen Konter den Schalker Sieg perfekt machte (115.). Die Arena auf Schalke im Freudentaumel. Die Alte Dame jedoch verstand die Welt nicht mehr.

Auf Schalke ist kein Platz für Rassismus

Der Freudentaumel auf Schalker Seiten sollte ein jähes Ende finden, nachdem die ersten Pressestatements der Spieler eingeholt wurden. Danach machte sich bei Verantwortlichen und Fans vor den Fernsehern oder in den sozialen Netzwerken Entsetzen und Empörung breit. Hertha-Kapitän Niklas Stark berichtete von rassistischen Beleidigungen, die von Seiten einiger Schalker gegenüber dem Gelb-Rot gesperrten Torunarigha gefallen sein sollen und wohl auch die Ursache für seinen Wutausbruch waren. Der zweite handfeste Rassismus Skandal für den FC Schalke 04 innerhalb eines Jahres. Zwar distanzierten sich Spieler und Verantwortliche sofort von den Äußerungen und verurteilten sie auf härteste, doch wird sich das Schalker Umfeld nun intensiv mit dem Thema Rassismus im eigenen Verein auseinandersetzen müssen.

Update:
In Folge der Geschehnisse am vergangenen Dienstag stellte Jordan Torunarigha Strafanzeige gegen Unbekannt und arbeitet mit dem S04 und dem DFB an der Aufklärung des Falls. Die rassistischen Beleidigungen sollen aus der Südkurve gekommen sein und wurden im Block S5 lokalisiert. Auch wir bitten um mithilfe bei der Aufklärung der Geschehnisse, denn auf Schalke ist kein Platz für Rassismus und Diskriminierung.

Das Verfahren gegen David Wagner wurde eingestellt und die rote Karte zurückgezogen. Zu diesem Ergebnis kam das DFB-Sportgericht auch aufgrund der Aussage von Torunarigha, der angab, dass Wagner ihn lediglich beruhigen wollte.