Amine Harit – Der Mann der Stunde?

Über niemandem im Schalker Team wird in den Medien derzeit so viel berichtet wie über den marokkanischen Mittelfeldspieler Amine Harit, der im Sommer 2017 vom FC Nantes zum S04 wechselte. Nicht einmal Neu-Trainer David Wagner ist Kern so vieler Spekulationen und Analysen. Das liegt vor allem daran, dass die aktuelle Form des Dribbelkünstlers, Harit, meilenweit von seiner Vorjahres-Leistung abweicht.

Nach einem schweren Autounfall in der Sommerpause 2018, bei dem eine unbeteiligte Person starb, musste sich der Schalker vor Gericht verantworten und fand danach nicht wieder in die Spur. Dabei war er nach seiner starken ersten Saison als Leistungsträger fest in das System Tedesco eingeplant. Nun, nach Trainer-Wechsel, Geburt seiner Tochter und einer unbeschadeten Vorbereitung scheinen die schwierigen Zeiten im Leben von Amine Harit erst einmal passé. Mitspieler, Verantwortliche und er selbst betonen wie gut die Zusammenarbeit läuft und dass der 22-jährige endlich wieder Freude am Spiel hat. Zeugnis dafür sind nicht nur seine drei Tore in den letzten zwei Spielen sowie ein Assist und der Stammplatz in der Start-Elf, sondern auch europaweite Topwerte und die Auszeichnung (durch Schalker Fans) zum Spieler des Monats August. Es läuft rund für Amine Harit.

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Doch kaum ist der Erfolg zurück, machen Schlagzeilen in den Medien die Runde, die vor einem ablösefreien Abgang des Mittelfeldtalents warnen. Schneider, Wagner und Harit reagieren darauf besonnen. „Wir werden sehen, was in den nächsten Wochen und Monaten passiert. Zurzeit sprechen wir nur über Fußball“, so Amine Harit im Interview mit „Sky“. Eine nachvollziehbare Entscheidung. Das neugewonnene Selbstvertrauen für Mannschaft und Spieler sowie der Leistungs-Aufschwung sind noch nicht gefestigt, die Saison noch jung. Da wäre es leichtfertig bereits jetzt intensive Gespräche zu führen, so die Verantwortlichen. Nichts destotrotz darf vor allem die sportliche Führung den auslaufenden Vertrag (2021) des Marokkaners nicht verdrängen. Weitere ablösefreie Abgänge (Meyer, Goretzka) sowie große Verluste durch Marktwertseinbrüche (Rudy) kann sich der Verein nicht leisten. Vor allem, da im kommenden Sommer das nächste große Talent ohne Ablöse wechseln könnte. Nübel hat sich noch immer nicht zu seiner Zukunft geäußert. Medienberichten zufolge habe er jedoch einem Verein bereits abgesagt – RB Leipzig bot laut „Bild“ rund 13 Mio. für den Torwart.

Aus Schalker Sicht dürften auch andere Vertragsgespräche gegenüber Harit im Vordergrund stehen, denn sowohl Vize-Kapitän Stambouli, als auch Leistungsträger Daniel Caligiuri verfügen über einen Vertrag, der im Sommer 2020 ausläuft. Zwei Stützen des Teams, die für Fans und Mannschaft von großer Bedeutung sind. Vor allem Benjamin Stambouli zeigte sich gegenüber einer Verlängerung nicht abgeneigt, doch will Jochen Schneider erst einmal die Saison beruhigt starten. Danach wird es zu Absprachen mit David Wagner kommen, um herauszufinden wie sich der Verein in Zukunft aufstellen will. Den Weg ohne die Leistungsträger Stambouli und Caligiuri weiterzugehen, scheint vor allem in Hinblick auf die aktuelle Saison jedoch unwahrscheinlich. Stambouli überzeugte in den bisherigen Spielen mit Bestwerten auf der von ihm ungeliebten Position des 4-ers.

Doch neben dem Spieler des Monats, Amine Harit, der den attraktiven Offensivfußball zurück nach Gelsenkirchen bringt und den Vertragsspekulationen um Daniel Caligiuri, Alexander Nübel und Benjamin Stambouli geht eine andere Personalie in der Berichterstattung unter. Der große Gewinner unter David Wagner ist Omar Mascarell. Der defensive Mittelfeldspieler, der in der vergangenen Saison von Real Madrid zum S04 wechselte, hat sich in der Start-Elf festgespielt und weiß durch Kontinuität und Laufleistung (#S04M05: 12,77km) zu überzeugen. Mit gutem Stellungsspiel und zahlreichen Blocks, fängt er so manchen Angriff des Gegners ab. Auch Mascarell gibt zu: „Das ist bisher meine beste Zeit auf Schalke. Hundertprozentig“. Der 6er, den viele aus seiner Zeit bei Eintracht Frankfurt kennen, könnte einer der wichtigsten Faktoren im „neuen Schalke“ werden. Noch zum Ende der Vorbereitung sorgte Wagner für eine Überraschung als er den Spanier zum Vize-Kapitän ernannte und nicht den von vielen erwarteten Daniel Caligiuri, doch nach dem 5. Spieltag dürfte die Entscheidung nur noch bedingt für Kopfschütteln sorgen.

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So stimmt es nicht ganz, dass Amine Harit der Mann der Stunde ist. Viel mehr sind die Knappen wieder zu einem Team geworden und könnten mit einer konzentrierten Leistung gegen Leipzig, dem Team der Stunde, für eine Überraschung sorgen. So oder so, die Schalker sind auf einem guten Weg, auch wenn wie gegen Mainz noch nicht alles läuft, aber Realismus und Maloche werden die Königsblauen in dieser Saison vor dem Tabellenkeller bewahren.