Wie wird man eigentlich Schalke Fan?

Wenn man sich im Bekanntenkreis so umhört, hört man immer wieder die unterschiedlichsten Geschichten, wie die Menschen Fan wurden. Hineingeboren, räumliche Nähe, Identifikation, bewusste Abgrenzung, die Möglichkeiten sind vielfältig.

Von Anja Grohnert

Aber was ist überhaupt ein Fan?

Grundsätzlich ist der Begriff Fan abgeleitet von „fanatisch“. Auch wenn dies in Bezug auf einen Fußball-Fan in den meisten Fällen sicherlich kein Fanatiker im üblichen Sinne ist. Zumindest nicht im negativen Sinne. Aber auf jeden Fall besteht eine (gemeinsame) Leidenschaft für, in diesem Fall, einen Verein, den man in seinem Alltag nicht missen möchte und für den man ein überdurchschnittliches Maß an Emotionen und Leidenschaft aufbringt und auch Ressourcen wie Zeit oder Geld investiert.

Schalke-Fans

Diese recht rationale Definition gibt aber nur in den wenigsten Fällen die wirklichen Emotionen wieder, die hier im Spiel sind.

Dementsprechend haben wir  uns bei schalke-news.de die Frage gestellt:

Wie wird man eigentlich Schalke Fan?

An dieser Stelle möchten wir nun die Gelegenheit nutzen, und die seit Dezember für schalke-news.de tätigen Gastautoren vorstellen, indem sie uns ihre Geschichten erzählen.

Luisa:

Was ist das perfekte Geburtsgeschenk für ein Mädchen? Genau, ein Fußballschnuller – so war es zumindest in meinem Fall. Doch, dass das schwarz-gelbe Ungetüm zwischen meinen Wangen, welches mir mein Onkel verzweifelt schmackhaft machen wollte, nicht schmecken konnte, merkte ich sofort.

Dieser Spaß ist damals wohl nach hinten losgegangen, was sehr zur Freude meiner Eltern war. Denn wie auch mein Onkel schon seit der Hochzeit mit meiner Tante wusste, gibt es seit Generationen nur eine Farbkombination in unserer Familie: Blau und Weiß.

Wie kann das auch anders sein, wenn sowohl Mutter, Opa und auch meine andere Oma (Mutter meines Vaters) in Gelsenkirchen geboren wurden und zum Teil auch dort arbeiteten. Als junger Oberarzt im Krankenhaus Bergmannsheil in Buer, verfolgte mein Opa die letzte Meisterschaft gebannt und mein Uropa musste so manches Schalkespiel im liegen gucken, da er Angst hatte vor Aufregung tot umzukippen. Da ist es kein Wunder, dass der königsblaue Virus auch auf mich übergesprungen ist.

Schon in jungen Jahren interessierte ich mich für die Spieler (besonders Asamoah) oder verfolgte die Spiele mit meinem Opa. Nach dem ersten und bis jetzt einzigen Trikot (natürlich von Asa), folgte der erste Stadion Besuch. Damals verfolgte ich einen 3:1 Sieg gegen Gladbach aus der Nordkurve. Die Stimmung, die ehrliche Art und das kämpferische Spiel, Dinge die unseren Verein ausmachen, banden mich endgültig an den Club aus Gelsenkirchen.

Egal ob Zuhause oder im Ausland Schalke und die Ergebnisse behielt ich immer im Auge und war ziemlich neidisch als mein Vater ohne mich zum Pokalfinale 2011 nach Berlin fuhr. Aber die bevorstehende Firmung am nächsten Tag machte es mir unmöglich ihn zu begleiten. – Das würde mir sicherlich nicht noch einmal passieren.

Zum Dauergast bei nicht nur (fast) jedem Heimspiel des FC Schalke 04 wurde ich dann, als ich mein Journalismus Studium in Gelsenkirchen an der Westfälischen Hochschule begann. Seitdem versuche ich so oft wie möglich Studium und Hobby zu verbinden.

Felix:

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich noch nicht mein ganzes Leben Schalke-Fan bin. Es gab, so schwierig es ist das zuzugeben, tatsächlich eine Zeit, in der man mich in einem BVB-Trikot fotografiert hat. Das war dann wohl leider der schlechte Einfluss meines Großvaters, der mir unverschämterweise ein solches „Kleidungsstück“ zum Geburtstag geschenkt hat und mich so auf den falschen Weg führen wollte. Allerdings muss ich auch dazu sagen, dass die Aktion sehr lange her ist und ich mir noch gar nicht richtig bewusst war, welcher der GEilste Club der Welt ist. Letztlich hatte ich im Grunde alle Möglichkeiten, mich für eine Richtung zu entscheiden. Zwei Großväter aus dem Gelben Lager, meine Mutter ist Bayern-Fan und mein Vater neben meinem später dazugekommenen Bruder der einzig vernünftige in der Familie. Als ich dann halbwegs meinen Verstand einzusetzen wusste, gab es einige Gründe, die für Schalke und beispielsweise gegen Bayern gesprochen haben. Die Grund-Arroganz vieler FCB-Verantwortlicher und Anhänger ist mir ein Dorn im Auge. Außerdem liegt München räumlich weit entfernt von meiner Heimatstadt Hamm, Gelsenkirchen hingegen ist ganz in der Nähe. Dortmund zwar auch, aber Schalke ist einfach beeindruckender. Der Verein wird mehr gelebt, die Fans sind emotionaler. Auf Schalke ist immer etwas los, es wird nie langweilig. Selbst mit dem Image des „Chaos-Club“ kann ich etwas anfangen. Denn selbst die Zeiten in denen, wie man so schön sagt, „der Baum brennt“ sind immer noch weitaus interessanter als Champions- oder Europa-League-Spiele von RB Leipzig oder Hoffenheim. Und das wird immer so bleiben.

Luc:

Tatsächlich ist es auf den ersten Blick relativ ungewöhnlich, dass ich gerade diesen Club intensiv verfolge und ihm in guten und in schlechten Zeiten die Stange halte. Aufgewachsen bin ich in der Kleinstadt Bad Nenndorf, etwa 30 Kilometer von Hannover entfernt. Im meinem Umfeld gibt es hauptsächlich Rote, Bremer und wie überall den typischen Erfolgsfan des FC Bayern. Doch ich konnte mich mit all diesen Vereinen nie wirklich identifizieren, denn in meinen Augen besaßen sie einfach kein Charisma und keine Ausstrahlung. Und so verfolgte ich als Kind den Profisport eher neutral und war mehr mit dem Start in mein eigenes Fußballerleben beschäftigt. Aber das sollte sich in der Schicksalssaison 2001 ändern. Ich war etwa acht Jahre alt und mit einem Mal bemerkte ich die Emotionen und Begeisterung, die diese verrückte Mannschaft schon immer auszeichnen. Ich sah erwachsene Männer weinen und sich in den Armen liegen. In Minuten durchlebten sie die Gefühle von etwa 30 Menschenleben. Ich wusste sofort, dass dies der Verein ist, nachdem ich gesucht habe und knapp zehn Jahre später hatte ich endlich die Möglichkeit die Arena live zu besuchen. Dieses Erlebnis werde ich niemals vergessen und ich bin meinem achtjährigem Ich sehr dankbar, dass es so wählerisch war auf den GEilsten Verein zu warten.

Oliver:

Als Kind interessierte ich mich nicht sonderlich dafür, anderen Leuten beim Fußball spielen zuzuschauen. Ich erinnere mich aber daran, dass ich irgendwann als Kind mit meinem Vater ein Fußballspiel schaute. Mir gefielen die schönen blauen Trikots und der Name des einen Teams, das ich daraufhin anfeuerte und welches das Spiel auch prompt gewann. Das war’s dann auch erstmal mit meiner Fußballbegeisterung. Einige Jahre später, genauer gesagt Anfang der Saison 2010/11, hörte ich meine Freunde darüber reden, dass auf einmal der FC Schalke 04 ganz oben stand. Neugierig und mit dem Vertrauen, dass das Team, das ich anfeuerte, auch noch gut spielte, verfolgte ich die restliche Saison mit großem Interesse. Als kleiner Erfolgsfan war mir damals die Meisterschaft natürlich ebenso wenig vergönnt wie euch allen, aber bis dahin war es schon zu spät. Der FC Schalke 04 hatte mich vielleicht auch gerade dadurch so in seinen Bann gezogen, dass ich nicht mehr von ihm loskam.

Anja:

Das grundlegende Interesse für Fußball wurde eigentlich schon in meiner Kindheit ausgeprägt. Wir sprechen hier von den 80er Jahren, also nur ein Fernseher pro Haushalt und das kommerzielle Internet war noch kein Thema. Also war man als Kind automatisch „gezwungen“ sich mit den TV-Gewohnheiten der Eltern zu arrangieren. Da mein Vater fußballbegeistert ist, liefen bei uns zu Hause seit ich denken kann so oft wie möglich Fußballübertragungen.

Meine Fangeschichte hinsichtlich Schalke beginnt dann 1996/97. Obwohl mein Vater Borusse (Gladbach) ist und während mein Bruder in dieser Phase Gefallen an den schwarz-gelben Nachbarn, die zu der Zeit ja durchaus erfolgreich waren, fand, war ich fasziniert, mit welchen im Grunde  limitierten Mitteln die Eurofighter ihren Weg durch Europa nahmen. Die Mentalität der Mannschaft, der Kampfgeist, die Aufopferung mit der nominell stärkere Mannschaften niedergerungen wurden faszinierte mein knapp 13-jähriges Ich.

In der Eröffnungssaison der Arena war es mir dann das erste Mal möglich ein Spiel live in der Nordkurve im 180 km entfernten Gelsenkirchen zu verfolgen (Danke, Thomas! 😉 ). Das Spiel verlief eher ernüchternd, 1:4 gegen Bremen. Letztlich habe ich aber vom Spiel gar nicht wirklich viel mitbekommen, da ich von der Stadionatmosphäre und das trotz des Spielverlaufes, so gefesselt war. Es war nicht mehr nur die Mannschaft, die mich faszinierte, sondern auch die Fans. Die bedingungslose Leidenschaft für diese Elf da unten auf dem Rasen.  Spätestens da gab es kein Gegenmittel mehr gegen das  Virus.

Es folgte die Mitgliedschaft, so viele Stadionbesuche wie möglich, incl. unvergessener Auswärtsspiele  und seit 2015 nach 13 Jahren Warteliste endlich die langersehnte Dauerkarte…und eine Liebe, die niemals endet.

Um das ganze zu vervollständigen, möchten wir natürlich auch noch von Moritz und  Timo, den Initiatoren und Hauptverantwortlichen der Seite hören, wie sie Blau-weiße wurden.

Moritz:

Die Geschichte, wie ich zum FC Schalke 04 kam, ist wohl eine ziemlich klassische. So ähnlich wird es sich wahrscheinlich zehntausendfach in Deutschland zugetragen haben.

Mein Vater sollte mich zum ersten Mal ins Stadion mitnehmen. Wochenlang fieberte ich damals meiner Premiere in einem Fußballstadion entgegen. Natürlich nicht irgendein Stadion, sondern DAS Parkstadion. Zum ersten mal auf Schalke!

Sowieso, „Schalke“, ein Wort, dessen Klang in mir auch heute noch regelmäßig Gänsehaut auslöst. „Schalke“ – ein Wort, das für viele Fußballfans in Deutschland für Arbeitslosigkeit und Erfolglosigkeit steht. Damals wie heute. Für mich als zehnjährigen Wanne-Eickeler war „Schalke“ aber gleichbedeutend mit der großen, weiten Welt da draußen.

Kleiner Schönheitsfehler: Schalke spielte damals gegen Größen wie Hessen Kassel, SV Meppen und Blau-Weiß 90 Berlin – in der zweiten Liga. Und an diesem Tag, es muss der 9. September 1989 gewesen sein, gegen die Giganten von Preußen Münster.

An der Seitenlinie damals Peter Neururer. Wobei mir das Sportliche an diesem Tag ziemlich egal war, zu sehr war ich fasziniert von der Atmosphäre. Unvergessen der Augenblick, als ich mit meinem Vater oben auf der Gegengerade zum allerersten Mal ins weite Rund dieser wunderschönen Salatschüssel blickte.

Ich weiß nicht mehr, wie viele Zuschauer sich an diesem Samstagnachmittag ins Stadion verirrten – Schalke hatte schließlich die erste enttäuschende Zweitligasaison nach dem Abstieg 87/88 hinter sich. Aber die Nordkurve war voll. Fasziniert lauschte ich den – nicht immer jugendfreien und „politisch einwandfreien“ – Gesängen und nicht immer verstand ich, was die Schalke-Fans Richtung Rasen brüllten. Zum Glück war das Geschehen auf dem Rasen für mich wie gesagt eher nebensächlicher Natur, denn Schalke verlor 0:1.

Nur ein Jahr später war Peter Neururer schon wieder weg. Doch Schalke war um einen jungen Fan reicher.

Timo:

Als ich 10 oder 11 Jahre alt war, spielte Schalke gerade in der Zweiten Bundesliga mit  Anderbrügge, Sendscheid, Eigenrauch und Co. Ich war begeistert, dass der S04 in Liga zwei mehr Fans im Stadion hatte als viele Erstligavereine. Da dachte ich mir, das muss ein super Verein sein – und in  meinem Geburtsort Wanne-Eickel lag es eh nah, Schalker zu werden. Dann haben mich Freunde zum ersten Mal mit ins Parkstadion genommen. Da war Schalke schon wieder aufgestiegen. Vor Kurzem habe ich mal nachgeschaut: Auch wenn das Stadion der Knappen in meiner Erinnerung auch in der  Zweiten Bundesliga beim jedem Heimspiel  ausverkauft war, in der Realität war es das natürlich nicht. Aber das macht nun auch keinen Unterschied mehr : )

 

Und, wie wurde eure Leidenschaft für den GEilsten Club der Welt entfacht?

 

 

 

 

 

 

 

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