Kommentar: Verein oder Nation?

Länderspielpause. Zeit für ein paar grundlegende Gedanken. Unsere Autorin Luisa Bomke fragt sich heute, wie mit der Nationalmannschaft im Allgemeinen und der Länderspielpause im Speziellen als Schalke-Fan umzugehen ist.

Club-or-Country

Von Luisa Bomke

Heute ist es mal wieder soweit – unzählige Schalker wünschten sich auf dem Weg zum Stadion zu sein, Bier mit Freunden zu trinken und die Mannschaft zum Sieg zu brüllen – doch es ist Länderspielpause. Selbst unsere Veltins Arena wird am Wochenende  leergefegt sein und das kommt so gut wie nie vor. Egal ob Heim- oder Auswärtsspiel, die Arena der Schalker ist immer ein Besuchermagnet. Ganz abgesehen davon, dass unsere Ruhrpottstadt auch sonst kaum mit Sehenswürdigkeiten überzeugen kann. Ihr Charme ist eher industrieller Natur.

Länderspielpause bedeutet, dass unsere Spieler in ihre Heimatländer reisen, um mit ihrer Nation einen Sieg einzufahren. Natürlich ist es eine Ehre für die 13 Knappen, die derzeit auf der ganzen Welt verstreut ihr Bestes für ihr Nationalteam geben, doch setzen sie sich extremen Strapazen auf den Flügen, einem Verletzungsrisiko und einer Bundesligaunterbrechung in der heißen Saisonphase aus. Und das für einen Sieg in einem unbedeutenden Freundschaftsspiel? Muss das alles wirklich sein?

Weston McKennie steht im Aufgebot der USA, Matija Nastasic ist Stammspieler in der Serbischen Nationalmannschaft und Leon Goretzka ist zumindest aktuell noch der einzige Vertreter der Schalker, der für die deutsche Nationalmannschaft aufläuft. Ich würde jetzt mal behaupten, dass die Fans der Königsblauen sich mit ihren Spielern freuen, doch nicht nur die ausbleibende Nominierung von Ralle Fährmann (längst überfällig) ist ein Grund für fehlendes Interesse an Spielen der Nationalmannschaft. Sondern auch der Gedanke, dass es heißt, Ligakonkurrenten im deutschen Team zu unterstützen. Ganz konkret würden Schalke-Fans Timo Werner die Daumen vor dem Torabschluss drücken oder Mats Hummels bejubeln, wenn er einen Ball von den Füßen eines Mitspielers grätscht. Ignoranz ist normalerweise die freundlichste Emotion die ein Schalker einer Ex-Zecke oder Dose entgegenbringt.

Das klingt falsch in den Ohren der meisten Königsblauen. Von Doppelmoral halten jedoch auch die „echten“ Fans der anderen Vereine nichts und so werden die Spiele der Nationalmannschaft bisweilen gemieden. Doch ist es wirklich ein Problem, Spieler anderer Bundesligisten während der Spiele der Nationalmannschaft zu unterstützen? Verrät der „echte“ Fan oder Ultra seinen Verein und geht es im DFB nur um Kommerzialisierung? Denn das ist der weit größere Grund, warum die Bundesligafans die Events des DFB und der FIFA meiden.

Ich denke, dass es kein einfaches Ja oder Nein gibt. Fußball ist nicht gleich Fußball. Niederländer, Franzosen oder Italiener haben einen Nationalstolz, der über Jahre wachsen konnte, doch uns Deutschen war das lange vewehrt. Erst nach dem deutschen Sommermärchen 2006 war es nicht mehr verwerflich, die deutsche Flagge zu hissen.

Doch die Punkte, die in der Ultraszene angeführt werden, Kommerzialisierung und die Rivalität zu Spielern anderer Vereine, lassen kaum andere Aussagen zu.

Wir freuen uns mit der deutschen Mannschaft bei Turnieren und stellen dabei den Unterhaltungsfaktor in den Vordergrund. Public Viewing in Nachbarsgarten, frisches Bier vom Fass und ein Steak vom Grill. Was könnte es diesen Sommer Besseres geben, wenn die Bundesliga zum Stillstand kommt? Natürlich abgesehen von einem möglichen Einzug ins DFB-Pokalfinale und der Champions-League-Qualifikation unserer Schalker? Nichts, denn während Großereignissen, steht nicht der Spieler in der Nationalmannschaft im Mittelpunkt, sondern die Nation, die zusammen feiert.

Für Schalke leben und sterben wir. Die Deutsche Nationalmannschaft lässt sich dennoch mit Freunden und Public Viewing ertragen, sie ist der Nebenschauplatz der Deutschen Fußballkultur und lebt zu Großereignissen auf. Sie vermitteln ein Gemeinschaftsgefühl.

Doch die Kritik der Fanszenen ist nicht nur richtig, sondern wird unbedingt gebraucht, da Strukturen und/oder Haltungen wie in der FIFA und teilweise auch dem DFB nicht einfach geduldet werden sollen. “Geld ist Macht”, das ist vor allem die Maxime des Fußball Weltverbands. Die Gegenwehr der Fans hält die Macht der Organisationen einigermaßen im Rahmen.

In der Frage Verein oder Nation ist meine Antwort „Verein“, doch spreche ich mich nicht davon frei in den Bann der Großturniere gezogen zu werden.