Gegneranalyse: Werder Bremen

Mit dem SV Werder Bremen kommt der vermeintlich schwächste Gegner des Monats nach Gelsenkirchen. Nach dem Trainerwechsel im November konnte sich der Verein zwar auf einen Relegationsplatz vorschieben, der richtige Befreiungsschlag gelang jedoch noch nicht. Nichtsdestotrotz zeigen die Bremer unter Trainer Florian Kohfeldt ein anderes Gesicht als im Großteil der Hinrunde. So fand auch Domenico Tedesco auf der Pressekonferenz vor dem Spiel viele lobende Worte.

Caligiuri-Bartels, Nastasic

„Werder Bremen macht es zur Zeit super, super gut.“ Mit diesen Worten leitet der Schalker Cheftrainer seine Gegneranalyse ein. Dennoch stehen in der Rückrunde bisher erst 2 Punkte auf dem Konto der Bremer. Doch die Tendenz zeichnet sich ab, dass in Bremen nun ein offensiverer Wind weht. Genau diese Offensive hat Florian Kohfeld merklich verbessert: Taktisch flexibel wird meist aus einem 4-1-4-1 bzw. 4-3-3 agiert, die Spiegelung der gegnerischen Formation mit daraus folgender Manndeckung, wie man sie bei den Schalker Gegnern zuletzt häufig gesehen hat, hat in Kohfeldts Team keinen Platz.

Das Kernstück der werderaner Mannschaft bildet das 3er-Mittelfeld aus Eggestein, Delaney und Bargfrede. Zwar würde die Formation wohl etwas anders aussehen, wäre nicht mit Fin Bartels einer der Leistungsträger der Hinrunde verletzt, jedoch hat auch diese Aufstellung ihre Stärken. So beschreibt Tedesco das zentrale Mittelfeld als „technisch hoch versiert“, das mit „unheimlicher Ballsicherheit“ die Fähigkeit hat, „Gegner zu bewegen“. Sie sind „geduldig“ und spielen Konter sehr gut, wenn auch langsam aus. Im Zweifelsfall wird lieber noch einmal verlagert, als den Ball direkt wieder zu verlieren.

SVW-Trainer Florian Kohfeldt
SVW-Trainer Florian Kohfeldt

Unterstützt wird die Zentrale von einem immer wieder zurückfallenden Max Kruse. Die dadurch resultierende Überbesetzung im offensiven Mittelfeld schafft Räume für die beiden Außenstürmer Gondorf und Junuzovic, weswegen die Bremer Angriffe im letzten Drittel meist über Außen erfolgen. Da diese Außenstürmer sich jeweils eigentlich im Zentrum wohler fühlen, rückt daraufhin der ballferne von ihnen in die Mitte ein, unterstützt von Kruse und Eggestein oder Delaney, die aus dem Mittelfeld in die „Box“ vorstoßen.  Wenn Kruse als Schlüsselspieler dieses enorme Laufpensum abspulen kann und sich dabei richtig positioniert, werden so zu Beginn und Ende eines Angriffs Überzahlsituationen hergestellt, die schwer zu verteidigen sind. Schafft er dies nicht, so können entweder die Außenstürmer leicht gedoppelt werden, oder aber das Zentrum ist kaum besetzt, was etwaige Flanken hinfällig macht.

Während die Außenverteidiger an den Seitenlinien unterstützen, um dort Räume zu schaffen, lässt sich Eggestein oft fallen, wodurch fast eine 3er-Kette als Absicherung bleibt. Zwar steht die Defensive gut, jedoch finden sich zwangsläufig immer wieder Räume für Konter. Ein Thema, das auf Schalke in letzter Zeit wie „Dortmund“ klingt.

Tedescos Analyse zur aktuell auffälligsten Schalker Schwäche fällt sehr sachlich und differenziert aus. Während zu Beginn der Saison oft schlechte Entscheidungen getroffen wurden, wann ein Konter sinnvoll wäre, mangelte es danach an der Durchführung dieser. Vor allem im Spiel gegen Hannover schafften die Knappen es kaum, aus guten Kontersituationen echte Torchancen zu kreieren. Dieser nächste Schritt zeigte sich im Spiel gegen den VfB Stuttgart stark verbessert. Tedesco hierzu: „Wir waren häufig in der letzten Zone, haben dann aber das Tor nicht gemacht. […] Die Entwicklung passt, jetzt gilt’s einfach noch die Tore zu machen“.

Generell bleibt auch zu bedenken, dass das Konterspiel „gegner- und personalabhängig“ ist. Ob Werder Bremen weiterhin so offensiv auftritt wie zuletzt gegen Bayern und die Hertha, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall müsse Schalke geduldig sein, dann werde man auch zu Chancen kommen, ist Tedesco überzeugt.