Ultras Gelsenkirchen kritisieren Schalke-Vorstand: „Chance vertan, Rückgrat zu beweisen“

In einem offenen Brief seines Vorstands bat der FC Schalke 04 seine Fans eindringlich darum, im Europa-League-Spiel gegen Paok Saloniki auf jegliche Provokationen zu verzichten. Garniert wurde die Bitte mit einer dezent formulierten Drohung – die sich nun konkretisierte.

2013_Schalke_Paok_Polizei

So schrieb Schalkes Vorstand: „Als „Jetzt erst recht“-Aktion und Retourkutsche mit Fahnen zu provozieren, egal für wie legitim sie auch gehalten werden, wäre für uns als Verein ebenso wenig nachvollziehbar wie Gewalt oder Provokation seitens der Gäste.“

Zudem verwies der Vorstand auf laut Stadionordnung verbotene Gegenstände, genauer auf §5 Absatz r: „1. Besuchern, die sich im Geltungsbereich dieser Stadionordnung befinden, ist das Mitführen folgender Sachen untersagt: Mitführen von Fanutensilien, soweit diese zur Provokation anderer Fangruppen genutzt werden.“

Gemeint sind damit natürlich alle möglichen Symbole, die Bezug auf Mazedonien nehmen – und die viele Griechen als Provokation auffassen könnten.

Bei einem nicht unerheblichen Teil des königsblauen Anhangs kam dieser Vorstoß des Schalker Vorstandes nicht gut an. Und auch die Ultras Gelsenkirchen üben scharfe Kritik: „Die Verantwortlichen unseres Vereins haben auch drei Jahre nach dem Polizeieinsatz in der Nordkurve anscheinend nichts dazu gelernt und ein weiteres Mal eine große Chance vertan, seinen Fans Rückgrat zu beweisen. Dieses öffentliche Verhalten ist für jeden verletzten und betroffenen Schalker der Ereignisse von 2013 ein Schlag ins Gesicht.“

Weiter heißt es:

Aus Vereinskreisen wurde uns am heutigen Tage mitgeteilt, dass es am morgigen Spieltag vom Vereinsvorstand die Anweisung gibt, an den Eingängen explizit nach roten Sachen Ausschau zu halten und diese nicht ins Stadion zu lassen. Des Weiteren sollen mögliche Spruchbänder penibel auf entsprechende Inhalte kontrolliert und gegebenenfalls sanktioniert werden.

Als Krönung des Ganzen wird die Polizei voraussichtlich den Ordnungsdienst an den Eingängen unterstützen.

Sollten in der Nordkurve Materialien mit Bezug zu Mazedonien auftauchen, sind unsere Fanbeauftragten dazu angehalten, in die Kurve zu kommen, um die entsprechenden Personen auf dieses nicht geduldete Verhalten hinzuweisen. Weitere Schritte behalten sich der Verein und die Polizei vor.

Wir hoffen, dass sich trotz dieser unfassbaren Vorgehensweise kein Schalker am morgigen Tag in seiner Meinungsfreiheit einschränken lässt und dass wir dem Verein geschlossen zeigen, dass ein solches rückgratloses Verhalten gegenüber den eigenen Anhängern nicht toleriert wird!

Im Sommer 2013 traf der FC Schalke schon einmal auf Paok Saloniki. Im Heimspiel der Champions-League-Qualifikation stürmte die Polizei damals brutal die Nordkurve, um ein Banner der befreundeten mazedonischen Ultras aus Skopje zu entfernen. Die Saloniki-Fans sollten sich damals von dem gezeigten Symbol, der mazedonischen Sonne von Vergine, provoziert gefühlt haben. Die Bilanz damals: 87 verletzte Schalke-Fans, Ermittlungen gegen die Polizei eingestellt.