Analyse: Wie Benjamin Stambouli Johannes Geis auf der 6 abhängt

Anfang der Saison schien Schalkes Neuzugang Benjamin Stambouli den bisherigen Stamm-6er Johannes Geis verdrängt zu haben. Nachdem sich Johannes Geis im weiteren Verlauf der Hinrunde in die Startelf zurückkämpfte, scheint sich das Blatt erneut gewendet zu haben. Für den 23-Jährigen wird es jetzt eng.

Benjamin_Stambouli_Schalke

Gegen die Bayern, Hertha BSC und die TSG Hoffenheim setzte Trainer Markus Weinzierl auf eine Doppel-6 mit Nabil Bentaleb und Benjamin Stambouli. Doch größtenteils schwache Spiele und Ballverluste von Stambouli, die zu Gegentoren führten, ließen Weinzierl umdenken. Danach verdrängte Geis den Franzosen aus der Startelf und war seinerseits – zumindest in der Liga – gesetzt.

Zumindest bis Ende Januar. Denn sowohl gegen die Bayern und gegen die Hertha, als auch im Pokal gegen Sandhausen saß Johannes Geis auf der Bank. Nun könnte man zweierlei einwenden: Zum einen, dass der Vorzug von Benjamin Stambouli mit der von Markus Weinzierl (vermeintlich) so gerne betriebenen Rotation zusammenhängen könnte. Zum anderen, dass Stambouli ausgerechnet in besagten drei Spielen besser in den Matchplan und besser zum jeweiligen Gegner gepasst haben könnte.

Allerdings: Schalkes Cheftrainer setzte in Sachen Rotation bislang hauptsächlich auf verschiedene Aufstellungen in Liga und Europa League. In der Liga legte sich Weinzierl gerne auf eine Lieblingself fest. Stambouli stand zuletzt aber dreimal hintereinander in der Startelf – und eben auch im Pokal. Zudem: Der FC Bayern und der SV Sandhausen dürfen wohl gerne als ziemlich unterschiedliche Mannschaften gelten. Die Bayern als Meister des Ballbesitzfußballs und Sandhausen als Underdog, der sich gegen Schalke aufs Mauern und schnelles Umschaltspiel konzentrierte. Benjamin Stambouli als etwas defensiverer 6er erhielt dennoch in beiden Spielen den Vorzug vor Johannes Geis.

Benjamin Stambouli jedenfalls nutzte diese Chancen. Seine starken Leistungen ließen seine schwächeren – und Johannes Geis – fast vergessen. Dieser subjektive Eindruck lässt sich mit Zahlen belegen.

Zwar spielt Johannes Geis grundsätzlich deutlich offensiver als der Neuzugang von Paris St. Germain (Geis: im Schnitt 2,4 Torschuss-Pässe pro Spiel, Stambouli 0). Dafür macht der Franzose hinten dicht, glänzte gegen Bayern mit 8 (!) Balleroberungen und gegen Berlin mit 76,5% gewonnenen Zweikämpfen. Geis gewinnt im Schnitt nur 57,8% seiner Zweikämpfe und erobert pro Spiel „nur“ 2,5 Bälle. Zusammen mit Nabil Bentaleb an seiner Seite kann sich Stambouli erlauben, die etwas sicheren Pässe zu spielen und auf lange Bälle (Stambouli: jeweils 3 lange Bälle gegen den FCB und die Hertha, Geis im Schnitt pro Spiel 5,1) eher zu verzichten. Das kommt seiner Passquote zugute: Während Benjamin Stambouli gegen die Bayern und Berlin jeweils auf über 85% erfolgreiche Pässe kommt, erreicht Johannes Geis im bisherigen Saisonverlauf nur eine Passquote von 77,3%.

Was bislang immer für Johannes Geis stand, ist seine Stärke bei Standardsituationen. Die „Waffe“, wie Geis von Ex-Trainer Andre Breitenreiter liebevoll genannt wurde, scheint nach fast zwei Jahren auf Schalke entschärft. Und während der Ex-Mainzer im letzten Jahr in der Liga noch immerhin zwei Tore schoss und fünf Tore vorbereitete, stehen aktuell keine Tore und Assists auf der Haben-Seite.

Johannes Geis ist sicherlich alles andere als abgeschrieben, könnte im Europa-League-Spiel gegen PAOK Saloniki dank Weinzierl-Rotation sogar wieder in der Startelf stehen und wird vermutlich noch wichtig für den S04 in dieser Saison werden. Doch angesichts der aktuellen Top-Form von Benjamin Stambouli wird sich der Mittelfeldspieler in der Liga erst einmal hinten einreihen müssen.

Seine Mannschaftskollegen freuen sich indes für den Franzosen.

„Benji macht das wirklich gut. Er ist sehr laufstark in der Mitte und holt sich viele Bälle ab. Er ist natürlich eine wichtige Anspielstation für uns, durch ihn können wir die Bälle ins Mittelfeld hinein tragen. Er bewegt sich dort gut und ist sehr zweikampfstark“, sagte etwa Benedikt Höwedes nach dem 2:0-Sieg gegen Berlin.

Und Chefcoach Weinzierl analysierte noch vor dem Spiel gegen die Hertha: „Benjamin hat die Chance bekommen und sie genutzt. Er hat zweimal gut gespielt. Er hat der Mannschaft gut getan mit seiner Ruhe am Ball. Er will von hinten angespielt werden und hat unserem Spiel Stabilität gegeben“.

Was Benjamin Stambouli selbst sagt, seht ihr hier: