Offensivschwache Schalker zeigen nur 42 Spielminuten die geforderte defensive Stabilität

„Dass die Berliner in diesem Jahr eine Rolle spielen werden, war mir schon bewusst. Gleichzeitig bin ich schon überrascht, dass die Hertha zu diesem Zeitpunkt der Saison immer noch da oben steht“, sagte Dennis Aogo unter der Woche. Nach zwei Siegen in Folge für Königsblau und nachdem der Hauptstadtclub in Hamburg mit 0:2 verlor, hoffte S04, mit einem Sieg in Berlin an den Herthanern vorbeizuziehen. Doch S04 fiel in alte Verhaltensmuster zurück.

Analyse-Schalke-Hertha-BSCTrainer André Breitenreiter schickte im dritten Spiel in Folge dieselbe Startelf ins Rennen. Und das hieß auch, dass Winter-Neuzugang Alessandro Schöpf wieder den Vorzug vor Leroy Sané erhielt. Vor allem die Offensive mit Younes Belhanda, Max Meyer, Schöpf und Klaas-Jan Huntelaar wusste zuletzt mit sechs Toren in zwei Spielen schließlich zu überzeugen. Was André Breitenreiter nicht wissen konnte: Seine Offensive hatte ihr Pulver zu diesem Zeitpunkt bereits verschossen.

Von Beginn an entwickelte sich ein sehr ausgeglichenes Spiel, bei dem sich beide Mannschaften nur wenige gute Chancen erarbeiten konnten. Auf Seiten der Hertha hätte Darida in der 9. Spielminute zum 1:0 treffen können, bei Schalke 04 hätte Klaas-Jan Huntelaar in der 21. Minute nach schöner Flanke von Junior Caicara einnetzen können. Während sich die Schalker Offensive schwer tat, stimmte die von Schalkes Chefcoach zuletzt viel beschworene Stabilität in der Defensive.

Aber nur bis zu 42. Spielminute. Zunächst verlor Alessandro Schöpf in der eigenen Hälfte den Ball. In der Folge ließ Königsblau Salomon Kalou zu viel Platz und griff diesen nicht entschieden genug an. Und so konnte Herthas Linksaußen seinen Teamkollegen Haraguchi anspielen, der sich zusammen mit Ibisevic im Rücken der Schalker Abwehr in den Strafraum stehlen konnte. Weil Junior Caicara und Alessandro Schöpf nicht aufpassten, hatte es Joel Matip plötzlich mit zwei Angreifern zu tun, konnte aber nichts machen – Haraguchi spitzelte den Ball auf Ibisevic, der Ralf Fährmann im Schalker Tor aus 11 Metern überwinden konnte.

Schalke im Rückstand – traditionell ganz, ganz schlechte Voraussetzungen für die zweiten 45 Minuten.

Königsblau kam trotzdem motiviert aus der Halbzeitpause und war schnell die aktivere Mannschaft. Gute Chancen waren dennoch Mangelware. Aber in der 55. Spielminute hätte Dennis Aogo ausgleichen müssen. Nach einem super Pass von Younes Belhanda scheiterte der linke Außenverteidiger aus 11 Metern kläglich.

Die Berliner konzentrierten sich jetzt auf gefährliche Konter. Es war allerdings kein schneller Konter, der das Spiel entscheiden sollte, sondern ein Eckstoß. Herthas Niklas Stark löste sich von Pierre-Emile Höjbjerg, der von John Anthony Brooks geblockt wurde, und köpfte das Leder völlig frei in die Maschen. 0:2 (65. Spielminute).

André Breitenreiter reagierte umgehend und brachte Franco Di Santo für Johannes Geis und Leroy Sané für Alessandro Schöpf (68.). In der Folge zeigte S04 eine freie Interpretation von bedingungsloser Offensive; hatte in der Vorwärtsbewegung (zu)viele Ballverluste und ludt Berlin zu zahlreichen Kontern ein. Hertha schaltete immer wieder schnell um und durfte sich über viel Raum freuen, den Schalkes Defensive wiederholt anbot: Schalke war lange nicht imstande, die Räume vor der Viererkette zu besetzen, die Johannes Geis zusammen mit Pierre-Emile Höjbjerg bis zu seiner Auswechslung stopfte.

Gleichzeitig ging Schalke in Zweikämpfen nicht entschieden genug zu Were. Herthas Cigerci hätte zwei Mal (69., 72.), Ibisevic in der 76. Spielminute erhöhen können. Schalke ohne jegliche Durchschlagskraft in der Offensive – auch wenn Sané etwas mehr Geschwindigkeit reinbrachte.

Bezeichnend, dass der für Max Meyer zwischenzeitlich eingewechselte Sidney Sam in der 90. Spielminute auch aus acht Metern nicht imstande war, das Leder – völlig frei – im gegnerischen Tor unterzubringen.

Hertha BSC Berlin gewinnt völlig verdient gegen offensivschwache Schalker, die lediglich bis zur 42. Spielminute die von André Breitenreiter geforderte defensive Stabilität zeigen.